Wasserstand #14: Phishing, die Post und der größte Müll
Alexander Trust, den 3. Juni 2020Es ist wieder Zeit für einen Wasserstand. Eigentlich wollte ich den schon vor einer Weile veröffentlichen. Vor ein paar Tagen fing ich sogar an, daran zu schreiben. Mit knapp 7.000 Zeichen (am Ende über 14.000) dachte ich, genug geschrieben zu haben. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse. Ich bekam Post von meiner Bank, von der Staatsanwaltschaft und dann sogar Nachricht von der Post auf Twitter. Doch interessant ist darüber hinaus vor allem der Müll, den ich auf Macnotes fand/finden musste. Aber der Reihe nach…
Phishing per Post
Vor Kurzem erreichte mich ein Brief, der aus dem Berliner Osten verschickt wurde, genauer aus Berlin Schönefeld. Dort sitzt asoziales Pack – sorry für den Ausdruck –, das versucht Leute hinters Licht zu führen, und zwar in großem Maßstab.
Vielleicht kommen die Drahtzieher auch gar nicht aus Schönefeld, aber zumindest wurde der Brief im Briefzentrum 12 der deutschen Post abgestempelt. Das Schreiben enthielt natürlich keinen Absender, sehr wohl aber meine vermeintliche Adresse und Bankverbindung. Wegen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) müsse ich auf einer Webseite meine Daten abgleichen. Da ich seit Mitte der 1990er im Internet unterwegs bin, falle ich auf solche Bauernspieler-Tricks nicht herein. Ich weiß aber, dass andere Leute das sehr wohl tun. Nicht zuletzt warnt auch meine Bank vor solchen Anschreiben.
Schon beim Anblick des Briefes könnten die Alarmglocken schrillen. Denn die Bank sitzt nicht in Schönefeld, und auch nicht in Berlin. Aber wer recherchiert schon das Briefzentrum vom Poststempel? Trotzdem versuchte jemand mit einem mit 80 Cent frankierten Umschlag an meine Bankdaten zu gelangen. Denn eine fertig präparierte Webseite sollte meinen Log-in und mein Passwort in Empfang nehmen.
Nur ich, oder ist das organisierte Kriminalität?
In vorherigen Wasserständen erwähnte ich schon, dass ich seit der Übernahme von Macnotes einiges Ungemach aushalten musste. Auf meinen Namen wurden im Januar und Februar Smartphones bei Klarmobil und Congstar bestellt, jemand wollte mich außerdem bei 1&1 registrieren, was bereits an den Filtern der Betrugsabteilung scheiterte, und mir außerdem eine Mitgliedschaft bei einem eher unbekannten Automobilclub unterjubeln. Zuletzt versuchte sogar jemand als Macnotes sich beim Partnerprogramm von Verivox anzumelden, um Affiliate-Provisionen auf ein anonymes Wirecard-Konto abzufischen. Bei all diesen Ereignissen bekommt man persönlich natürlich das Gefühl, dass man selbst das Ziel sei. Aber das ist vermutlich nicht einmal der Fall.
Ich erstattete Anzeige bei der Kriminalpolizei, auch deshalb, weil man mir bei Klarmobil sonst gar nicht erst geglaubt hätte. Die Spur führt(e) zunächst ins Ruhrgebiet nach Essen. Denn dorthin wurden die iPhones geliefert, die jemand bei Congstar und Klarmobil orderte. Diese Infos erhielt ich in Gesprächen mit Verantwortlichen jeweils. Nun erhielt ich vergangene Woche nicht nur den Phishing-Brief, sondern auch Post von der Staatsanwaltschaft Aachen, dass mein Fall mittlerweile an die Staatsanwaltschaft Essen überstellt wurde.
Web.de als Sündenpfuhl für Fake-E-Mail-Adressen
Immer wieder nutzten die Betrüger dabei Web.de-E-Mailadressen, die entweder auf meinen Namen, eine Variante meines Namens, oder auf Macnotes gemünzt waren. Dass dabei teilweise auch automatisierte Verfahren zum Einsatz kamen und Datensätze veraltet waren, zeigt auch ein aktueller Fall. Denn der Phishing-Brief wurde mir „nachgesandt“. Die Betrüger kannten also meine neue Adresse nicht, oder wollten sie nicht kennen, sondern agierten einzig aufgrund von Daten in einer Datenbank.
Steckt die organisierte Kriminalität dahinter?
Zuletzt schrieb mich außerdem Verivox an. Anfang März, so erfuhr ich erst Ende Mai, habe jemand den Namen von Macnotes genutzt, um sich beim Partnerprogramm von Verivox anzumelden. Auch dort kam eine E-Mail-Adresse zum Einsatz, die bereits vorher in Essen Verwendung fand. Es ist davon auszugehen, dass es Beziehungen zwischen den Tätern in Essen und Berlin gibt.
Bei Verivox roch man allerdings den Braten gegen den Wind, und informierte mich über das betrügerische Verhalten. Im Gespräch mit der Sachbearbeiterin am Telefon fand ich heraus, dass es sich bei diesem Klientel durchaus um Teilnehmer der organisierten Kriminalität handeln kann.
Aber warum eröffnen Wildfremde überhaupt ein „Affiliate“-Konto? Was bezwecken sie damit? Das wollte ich von der Sachbearbeiterin wissen. Tatsächlich tun sich an dieser Stelle Abgründe auf. Denn der Name von Macnotes wurde nur genutzt, um eine Identität zu verschleiern. Doch über „Social Engineering“-Techniken und mit Daten aus validen Hacks kreieren die Betrüger Anträge auf Strom- und Gas-Verträge oder Versicherungen und Mobilfunkverträge, nur um am Ende die hohen Provisionen einzubehalten.
Es kann also sehr wohl sein, dass manche unbescholtenen Mitmenschen dann irgendwann eine Kündigung Ihres Stromanbieters erhalten samt Abschlussrechnung und in der Folge aber den Strom von einem anderen Anbieter beziehen (müssen). Mit Glück fällt das niemandem auf und freuen sich die Betrüger über die eingestrichene Provision.
Die Krux mit der Post
Doch weil ich zuletzt so viel Post bekam, kommen wir zu einem anderen leidigen Thema mit der Post. Dass sich Sendungen während der Coronakrise verzögern, ist erwartbar (gewesen) und alle Beteiligten stell(t)en sich darauf ein. Dass aber „extra“ bezahlte Einschreiben, die mit Priorität behandelt werden sollen, mehrfach länger brauchen als herkömmliche Pakete und Briefe, die am gleichen Tag abgeschickt wurden, deutet auf einen Fehler im System hin. Teilweise benötigten in meinem Fall erwähnte Einschreiben knapp zwei Wochen, ehe sie beim Empfänger landeten.
Ich habe lange überlegt, darüber zu schreiben. Doch die lapidare Antwort der Post auf Twitter ließ bei mir den Groschen fallen. Ich zahlte teilweise so viel Aufschlag, dass ich statt eines Einschreibens auch ein Paket hätte versenden können. Lustigerweise waren Pakete (z. B. an ReBuy), die ich in „derselben“ Filiale am „selben“ Tag aufgab, viel eher beim Empfänger. Der Aufschlag für die priorisierte Zustellung verfehlt also seine Wirkung. Und das ist ein Euphemismus. Aber die Antwort der Post ist ein Armutszeugnis.
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Geht es nach der Post/DHL, dann verspricht das Unternehmen einfach keinen Zustelltermin. Notfalls kann man ja eine Nachforschung anstellen. Das Unternehmen suggeriert aber in der Produktbeschreibung, dass die Sendungen schneller ankommen. Das ist ganz klar ein Fall für den Verbraucherschutz.
Vermutlich ist das Unternehmen gerade sowieso nicht gut auf das Thema Pünktlichkeit zu sprechen, weil es von einem ordentlichen Gericht zur Zahlung von 18.000 Euro Schadenersatz wegen verspäteter Zustellung verdonnert wurde (Az.: 3 U 225/19).
Der Müll auf Macnotes: Die größten Portale, die besten Tipps
Kommen wir zu etwas ganz Anderem. Immer wieder habe ich in den Newsletter-artigen Beiträgen, die ich zwischendrin manchmal veröffentliche, auch über meine Idee von dieser Webseite gesprochen. Ich möchte mittel- und langfristig datengestützten Journalismus etablieren. Das heißt auch, Daten sollen mir und uns und Euch helfen. Ob das Erinnerungen an Jubiläen, Geburts- oder Todestage sind, ob es sich um Kontaktadressen und Telefonnummern handelt. Selbst Toplisten/Charts, Übersichten und Galerien zu Events oder Produkten kann man mit Hilfe von Algorithmen und seien sie noch so einfach, sinnvoll zu neuen Informationen zusammenstellen. Doch bis es soweit ist, wird noch Zeit vergehen. Leider.
Ich bin außerdem kein Freund von so vielem. Entsprechend möchte ich auch so vieles von Macnotes fernhalten. Wir verzichten weitgehend auf Affiliate-Marketing, weil wir kein Schnäppchenportal sind. Wir nutzen nur AdSense und nicht noch 127 andere Werbeformate.
Und dann gibt es dann das leidige Thema mit den Gastbeiträgen. Uns erreichen jede Woche dutzende Anschreiben, teils eben sogar mit Fake-Identitäten. Viele wollen einfach mit der Sprache nicht rausrücken. Dabei gäbe es sehr wohl Möglichkeiten für Sponsoring, wenn Werbekunden seriös auftreten.
Was ich mag, und was ich ablehne
Ich mag zum Beispiel Videospiele, aber ich mag keine Glücksspiele und Sportwetten. Nicht, dass ich nicht auch schon mal mit einem Freund um etwas gewettet hätte. Aber in diesem Umfeld gibt es einfach viel zu viele schwarze Schafe, denen ich mit Macnotes keinen Wolfspelz spendieren möchte. Als ich die Webseite im November 2019 übernahm, wusste ich natürlich, worauf ich mich einlasse. Doch das Ausmaß der „Durchseuchung“ ist durchaus beachtlich.
Ich kann den Nutzen nach Anonymität und VPN als Technologie verstehen, nutze selbst virtuelle private Netzwerke zur Kommunikation mit Kunden oder Arbeitgebern. Aber ich heiße manche windigen Anbieter am VPN-Markt nicht für seriös. Wer Lockangebote schaltet, und für wenige Euro einen lebenslangen Zugang verspricht, der ist entweder eine betriebswirtschaftliche Null oder aber verdient mit den Daten der Nutzer Geld, ohne es ihnen zu sagen. Oder der muss irgendwann den Stecker ziehen und seinen Service einstellen.
Ich habe nicht per se etwas gegen Kryptowährungen, habe selbst ein Wallet mit ein paar wenigen Euros Inhalt. Doch in diesem Umfeld tummeln sich viel zu viel unseriöse Anbieter, bei denen gerade Laien über den Tisch gezogen werden.
Dazu ist mir aber auch Software ein Dorn im Auge, die Nutzern einen Mehrwert vorgaukelt und ihn aber nicht bietet. Mac-Nutzer benötigen – erst Recht mit Catalina – keine Cleaner oder Dateilösch-Utensilien. Denn das Betriebssystem selbst bietet Funktionen, um alte, unbenutzte Dateien zu finden, um sie zu löschen.
Wir benötigen zur Migration von Musik, Fotos und zum Backup der Dateien vom iPhone, iPad und Co. nur ebensowenig eine zusätzliche Software.
„TROTZDEM“ gibt es für all diese Dinge und noch viele weitere dort draußen Angebote. Beispielsweise solche, wie man als Eltern seine Kinder abhorchen kann. Dass die Installation der App vor allem die persönlichen Daten von Eltern und Kindern aufs Spiel stellt wurde schon mehrfach angesprochen.
Leider, leider fanden sich auch Angebote zu solchen Dingen, die ich nicht mag, auf Macnotes. Bis, ja bis ich sie in den letzten Tagen gelöscht habe, wenn sie mir begegneten. Ich bin mir leider nicht sicher, dass ich alle erwischte, aber die Seite hat durchaus so etwas wie einen Kahlschlag erlebt. Ich löschte allein in den letzten sieben Tagen gleich „mehrere Hundert“ Beiträge. Es ist erschreckend, was ich fand. Da ich die Beiträge nicht verfasst habe, kann ich aber guten Gewissens handeln.
Wir sind auf einem guten Weg
Trotz dieser Erkenntnisse machen wir Einiges richtig. Denn die Sichtbarkeit der Webseite steigerte sich seit November 2019 zusehends. Ich konnte in den Statistiken auch Klicks auswerten. Ich tue dies aus Neugier und weil ich „wachsam“ bin. Denn meine Strategie, die Webseite nach der Übernahme chronologisch von hinten aufzurollen, wird mitunter dem Tagesgeschehen nicht gerecht. Doch es hilft mir, ältere Beiträge auch in neueren zu verlinken. Wie Manni Ludolf weiß ich am Ende über das Portfolio von Macnotes Bescheid.
Nur, indem ich mir ansehe auf welche Links geklickt wurde, finde ich manchmal auch Stilblüten wie Casino-Bonus-irgendwas-dot-com oder Macservice-sowieso-punkt-de. Jedesmal, wenn ich so einen Klick entdecke, gehe ich dem nach. Ich schaue dann in den Statisken nach, ob der Artikel einen Longtail hat oder nicht. Falls ja, setze ich den Link auf nofollow, falls nicht, kommt der Müll direkt dorthin, wo er hingehört: In den Papierkorb. Und wenn mir das Thema, wie oben erläutert, widerstrebt, dann kommt der Beitrag trotz Longtails in den Müll. Nun eskaliere ich so einen Fund aber. Ich suche nach einem Muster. Wenn ich eines erkenne, versuche ich ähnliche Beiträge auszumachen. Die landen dann ebenfalls im Müll. Meist ist dies ein Name oder ein URL. Denn wo es einen Beitrag zu einem Produkt X gibt, gibt es vielleicht noch einen weiteren.
Ganz ehrlich: Diese gekünstelten Textideen, die manche Marketeer anbieten sind mir zuwider. Dass ich bei der Übernahme leider nicht vorher alle 35.000 Dokumente durchsuchen konnte, erklärt sich vielleicht von selbst. Doch trotzdem entschuldige ich mich an dieser Stelle. Denn das ist nicht das Macnotes, dass „ich“ anbieten will. Wenn es einen Artikel zu den größten Übersichtsportalen im Internet gibt, dann erwarte ich, dass dort dutzende Plattformen und Bereiche recherchiert wurden und vorgestellt werden. Ein Beitrag à la 1, 2, 3 Portale, bei denen eines dann lustigerweise zu Casino-Angeboten führt, verabscheue ich.
Der Wasserstand
Nun ist dieser „Newsletter“ in vielen Belangen aus dem Ruder gelaufen. Das brachten die Themen so mit sich. Trotzdem wollte ich es nicht versäumen, Euch auf ein paar Eckdaten hinzuweisen, die mir und Euch Mut machen sollten.
Wichtig sind die Punkte K und O. Der Screenshot ist entnommen aus den SEO-Tools von Sistrix. Zu sehen gibt es die relative Sichtbarkeit der Webseite Macnotes. Was Ihr konkret an dieser Stelle seht ist „eine“ Phase, in der ich für Macnotes arbeitete. Sie lief grob gesagt zwischen Sommer 2014 und Sommer 2016.
Auf der ersten Hälfte der Wegstrecke erkennt Ihr vielleicht ein stetes Auf und Ab. Wenn man dort aber ein Lineal anlegt, dann geht es nur bergauf. Dieser Zuwachs an Sichtbarkeit wuchs auf „meinem“ Mist. Gleichzeitig aber stieg der Druck, Inhalte zu veröffentlichen, die ich nicht gutheiße. Obwohl ich inhaltlich verantwortlich war, musste ich akzeptieren, dass die Strategie sich änderte.
Einfach ausgedrückt: In der Zeit zwischen K und N durfte ich tun, was ich wollte und sorgte das für mehr Sichtbarkeit, aber nicht für mehr Umsatz. Entsprechend wurde dann zwischen N und O auch gegen meinen Willen versucht mehr Umsatz zu erzielen. Das endete dann darin, dass ich die Segel strich.
In dieser Grafik nun seht Ihr die Entwicklung von Macnotes „nachdem“ ich im Sommer 2016 wegging (O) und (P), als ich Macnotes im Winter 2019 kaufte. Seitdem zeigt die Kurve wieder aufwärts und zeigt meine „Haltung“, dass man mit meinem Konzept was erreichen kann.
Allerdings muss auch ich zugeben, dass Macnotes Stand heute nicht genug abwirft, um davon leben zu können. Entsprechend läuft die Webseite mindestens noch solange auf Sparflamme, bis sich das mal ändert. Ob das über Sponsoring schon früher geschieht, oder ob ich irgendwann die Webseite soweit überarbeitet haben werde, dass sie dazu führen, dass ich all meine Zeit und Aufmerksamkeit investieren kann, ist eine Überraschung. Denn jeder Tag hält etwas Neues bereit. Wenn ich irgendwann substanziell im Lotto gewinnen würde, flössen viele Ressourcen in den Aufbau von Macnotes, wie ich es mir vorstelle.
All denen, die mich bei der Idee begleiten, sage ich vielen Dank.
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