Wasserstand #17: WordPress bändigen, Links korrigieren, Rückschläge verdauen
Alexander Trust, den 9. August 2020Es ist wieder Zeit für einen Wasserstand. Es wurde etwas ruhiger, denn einerseits habe ich im Hintergrund versucht, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Indem ich WordPress bändige, wollte ich dazu gelangen, Links quasi im Handumdrehen zu korrigieren. Doch darüber hinaus mussten wir noch eine nette Abmahnung verdauen, die in unseren Augen nur Geldmacherei ist.
Aber eins nach dem anderen. Ich schrieb einige Male, dass ich, um Macnotes zu betreiben, Geld verdienen muss. Das Geld, das Macnotes abwirft, reicht dazu nicht aus. Bei der Portierung eines Joomla auf ein WordPress hab ich mich in den letzten Monaten wieder ausgiebig mit WordPress, PHP und Co beschäftigt. Das soll sich natürlich auch bezahlt machen.
Eigener Linkchecker
Aus diesem Grund hab ich in den letzten Wochen unter anderem weniger aktiv an neuen Inhalten gearbeitet als mehr im Hintergrund programmiert. Neben einem neuen Thema für Macnotes habe ich konkret ein kleines Tool gebastelt und über die letzten Tage erweitert.
Wenn ich Beiträge im Frontend öffne, bekomme ich nun unter dem Artikel angezeigt, welche Links nicht funktionieren, genauer gesagt welche in Ordnung sind.
Wenn ich dann auf den Button klicke, werden die Links mit anderen ersetzt, teilweise wird im Webarchiv nach alten Links gesucht, oder die alten Links werden einfach entfernt. Am Ende sieht das Ergebnis dann ein wenig wie folgt aus:
Mittelfristig wird daraus vielleicht ein WordPress-Plugin
Derzeit hat mein Programmcode vor allem drei Teile, zwei Methoden stecken dabei in einer Klasse. Eine davon überprüft den Linkstatus, eine andere überprüft, ob das Webarchiv einen Link zum Zeitpunkt X bereithält. Der Zeitpunkt ist dabei das Datum des Artikels.
Vielleicht mache ich daraus irgendwann ein Plugin für WordPress. Doch momentan sind vor allem auch viele Ausnahmen berücksichtigt, die eben speziell auf unseren Fall passen. So überspringt das Tool beispielsweise den Linkcheck trotz 301 Statuscode, wenn es sich um einen TUAW-Url handelt. Denn TUAW wurde von Engadget gekauft und die haben leider die alte Linkstruktur nicht konserviert. So landet man bei Weiterleitungen auf irgendeiner Archiv-Seite zum Thema Apple, wo ganz aktuelle Meldungen zu finden sind. Das ergibt natürlich semantisch absolut keinen Sinn, wenn man auf einen Link in einem Text aus dem Jahr 2008 klickt und hofft am anderen Ende die Lösung eines Problems zu finden, oder einfach nur eine passende Information. TUAW-Links werden von meinem Script deshalb direkt im Webarchiv überprüft.
Umgekehrt entferne ich bei alten Tradedoubler-Links den Bestandteil um Tradedoubler und lasse nur denn iTunes-Link übrig. Denn Apple andererseits hat sehr wohl seine URLs konserviert und leitet sie korrekt um. Das heißt: wenn es die App aus 2008, 2012 usf. heute noch gibt, dann wird einfach der alte Link durch den aktuellen getauscht.
Wir halten weiter solche Sonderfälle vor. Deshalb macht es das schwer, das Programm im jetzigen Zustand zu verallgemeinern.
Abmahnung verdauen, Ruin vermeiden
Anfang Juli schrieb ich, dass wir im Juni abgemahnt wurden. Wenn ich „wir“ schreibe, dann meine ich vor allem mein Portmonee und mich. Doch gerade als ich dachte, Mund abputzen, weitermachen, flatterte Mitte Juli eine weitere Abmahnung ins Haus. Dazu möchte ich momentan noch nichts Konkretes schreiben, und werde im folgenden aber trotzdem ein paar Worte dazu verlieren. Nur so viel: Die Abmahnung stammt von einer Firma, die scheinbar ein Geschäft damit betreibt, Bildrechte von Personen im Ausland exklusiv in Deutschland zu lizenzieren.
Denn tatsächlich wurden wir für die Verwendung eines Screenshots einer App aus dem App Store abgemahnt. Ich sage wir, obwohl der Artikel aus einer Zeit stammt, in der ich nichts mit Macnotes zu tun hatte. Die Screenshots wurden damals auch so im App Store genutzt. Die Screenshots tauchen so auch „nach wie vor“ auf anderen Seiten im Netz auf. In Deutschland gibt es aber Unterschiede im Urheberrecht.
Die besagte App gibt es so heute noch immer. Es handelte sich damals um eine Plattform, auf der Nutzer (auch Künstler) Bilder veröffentlichen konnten. Die App galt damals als Vorläufer von Instagram, wenn man so will. Der Künstler, dem das Bild gehört, für das wir abgemahnt wurden, nutzte die App selbst, wie aus den Screenshots ersichtlich ist. Ich weiß es nicht genau – aber vielleicht hatte er sogar die Idee für die App, oder kannte zumindest die Entwickler. Denn auf den Screenshots, die auch das Profil des Fotografen zeigten, konnte man seinen damaligen Standort ablesen: Minsk, Weißrussland. Die App-Entwickler kommen ebenfalls dorther. Wenn also seine Bilder und auch Kommentare von ihm in dieser App zur Werbung für die App genutzt wurden, musste er dem ja zugestimmt haben. Ob er nur mit den Entwicklern bekannt ist, oder selbst die Entwicklung befördert hat, ist schwer zu recherchieren.
Geschäft auf dem Rücken anderer
Was mich aber vor allem „runterzieht“ ist die Tatsache, dass ein Start-up aus Potsdam mithilft, Leute in den Ruin zu treiben. Dessen „künstliche Intelligenz“ und Bots durchforsten ohne zu fragen, und ohne die Hintergründe zu kennen, das ganze Netz nach „möglichen“ Verdachtsfällen.
Auf der Homepage geriert sich das Unternehmen als „cooles Start-up“, bei dem man gerne arbeiten möchte und das dabei hilft, die Rechte von Urhebern durchzusetzen. Doch was, wenn eine Firma mit Absicht Lizenzrechte für den deutschen Markt aufkauft, um dann zur Kasse zu bitten? Dann verfehlt dies das Ziel, dass gerade den eigentlichen „Urhebern“ geholfen werden soll.
Die zuständige Anwaltskanzlei arbeitet Hand in Hand und verschickt jedes Jahr „zehntausende“ Abmahnungen. Sogar im „Verdachtsfall“ werden Firma und Kanzlei tätig, drohen mit Klage und schüchtern mit hohen Forderungen ein. Es gibt nicht wenige, die einfach zahlen und dadurch in ihrem Leben zurückgeworfen werden, für andere bedeutete es tatsächlich schon den Ruin.
Zeit, die uns niemand zurückgibt
Doch Freunde, mir geht es hier nicht um Geld. Ob ich welches hab oder nicht, ist diesen Typen sowieso egal. Macnotes erwirtschaftet momentan 30 bis 50 Euro über AdSense im Monat. Mehr nicht. „Ich“ bin hingegen froh, wenn ich in 30 Jahren noch genauso geistig fit bin, um dieser Leidenschaft von mir nachzugehen. Doch derlei Abmahnungen auf dem Rücken anderer werfen „uns“ Jahre zurück. Mit uns meine ich Personen, die in gleicher Weise von solchen konstruierten Urheberrechtsansprüchen betroffen sind. Das ist „unsere“ Lebenszeit, die „ihr“ uns klaut. Aber das interessiert Euch nicht die Bohne.
Ich wollte mir mit der Übernahme von Macnotes einen Traum erfüllen, ein Ziel verfolgen. Und dann hagelt es eine Abmahnung für ein Bild, das anderswo auf der Welt nicht abgemahnt würde, weil Deutschland eine Insel ist. Kinderschänder und Totraser kommen mitunter glimpflicher davon, wenn man so liest, was für Unsummen dieser Abmahnbetrieb teilweise aufruft.
Und das werfe ich diesem Potsdamer Start-up vor, das es sich für so eine Industrie zum Steigbügelhalter macht. Es wird sich daran auch solange nichts ändern, bis die Gesetzgeber dieser perfiden Masche nicht einen Riegel vorschieben.
Da ich selbst Urheber bin, kann ich ganz klar verstehen, dass man auf seinem Recht pocht. Jedoch zu behaupten, man müsse ein Bild „lizenzieren“, das ganz klar zur Eigenwerbung für redaktionelle Zwecke genutzt wurde und als solches auch überall im Web kursierte, ist ein Schlag ins Gesicht. 2013 war das in Ordnung/erlaubt. Erst nachträglich erwarb eine deutsche Firma das Recht an diesem Bild, um nun heute Leute dafür abzumahnen. Das ist gelinde gesagt schäbig.
Kassensturz wird auf unbestimmte Zeit verschoben
Eigentlich wollte ich im November – ein Jahr nach der Übernahme, vielleicht eher Anfang Dezember – eine Art Kassensturz präsentieren. Doch dazu habe ich nun keine Lust mehr. Denn der Kassensturz ist tatsächlich eher ein Sturz ins Bodenlose.
Denn: Amazon ließ uns nicht ins Affiliate-Programm. Zudem sind Werbeeinnahmen in Zeiten von Corona, wie man an den Quartalsberichten von Google und Co ablesen kann, nicht die besten. Nun kamen in kurzer Zeit zwei Abmahnungen dazu. Es hat also alles nicht funktioniert wie erhofft.
Doch noch einmal, mir geht es hier nicht ums Geld. Ich habe nicht viel und deshalb ist es mir nicht so wichtig. Meine „Zeit“ aber ist mir wichtig, und diese Dinge werfen mich im Zeitplan zurück. Denn man lebt nur einmal, und ich kann mir die verlorenen Stunden nicht zurückholen, die ich nun Mehraufwand betreiben muss. Ich habe in der Folge natürlich die Bilder bei Macnotes kontrolliert. Doch im erwähnten Fall hätte selbst das nichts genutzt. Denn wenn das Bild „damals“ als Bebilderung für die App diente, wäre niemand auf die Idee gekommen, dass man 2020 dafür abgemahnt würde. Das ist immer noch ein Tiefschlag, den zu verdauen ich eine Weile brauchen werde.
Bis zum nächsten Wasserstand.
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