Hat Apple keine Strategie fürs Wohnzimmer?
Alexander Trust, den 11. August 2021Mark Gurman von Bloomberg plaudert aus Apples Nähkästchen. Ihm sind offenbar Mitarbeiter aus der Hardwareentwicklung beim iPhone-Hersteller bekannt, die unzufrieden sind mit Apples Strategie fürs Wohnzimmer. Ein Apple TV alle Jahre und demnächst vielleicht noch eines mit eingebautem Display ist nicht, was sie sich erhoffen.
Gurman schreibt eine Kolumne, respektive einen Newsletter mit dem Titel „Power On“. In der aktuellen Ausgabe widmet er sich Apples Strategie fürs Wohnzimmer und behauptet: Der iPhone-Hersteller hat gar keine.
Apple-Ingenieuren fehlt Optimismus
Intern, so schreibt Gurman, gäbe es wenig Optimismus bei Apples Ingenieuren. Die Frage, die der Journalist aber diskutiert, ist hausgemacht. Vermutlich gibt es bei Apple Stimmen, die unzufrieden sind. Fragt man allerdings bei den Verantwortlichen nach, gibt es keinen Grund zur Eile, etwas zu ändern.
Eine Set-Top-Box, noch dazu im oberen Preissegment, sei nicht kompetitiv genug, so Gurman, für einen Markt mit viel günstiger Konkurrenz. Wenn wir jedoch eines wissen, dann, dass Apple gar nicht erst versucht mit „Billigheimern“ zu konkurrieren. Selbst der HomePod mini kostet am Ende des Tages beinahe dreimal so viel wie ein günstiger „Smartspeaker“ der Konkurrenz. Apple will nicht günstig sein, sondern gut, und zwar eigentlich schon immer, selbst wenn man das in der Firmengeschichte nicht immer merkte.
Also könnte man das Thema auch umdrehen und sagen, einige Apple-Ingenieure machen sich zu viele Sorgen.
Was kommt nach dem HomePod und Apple TV?
Tatsächlich ist meiner Meinung nach Apple sogar schon einen Schritt weiter als Gurman es beschreibt. Denn das Unternehmen hat eine Apple TV App für diverse Fernseher von Sony, LG, Samsung, etc. entwickelt und es gibt auch eine ganze Reihe von Fernsehern, die AirPlay unterstützen.
Die App erlaubt es Apple auch auf anderen Plattformen präsent zu sein und AirPlay macht es einfach(er), die eigenen Geräte mit der fremden Hardware zu verbinden.
Benötigt also Apple wirklich noch ein Dongle, das man an einen Fernseher anschließen kann? Einen Apple-TV-Stick, wie Gurman es fordert? Ich selbst mag diese Dongles eher nicht, habe viele davon ausprobiert (Fire TV Stick, Chromecast und andere). Sie sind in der Regel weniger leistungsstark und wenn der HDMI-Anschluss nach hinten zeigt, benötigt man noch einen Adapter, damit die Geräte nicht zu weit vorstehen. Dann kann man die Oberfläche respektive Software eigentlich direkt über kompatible Fernseher nutzen. Auch davon gibt es mittlerweile genügend.
Wie könnte eine Wohnzimmer-Strategie ausschauen?
Der Fernseher ist in vielen Wohnzimmern der Mittelpunkt des Geschehens. Apple baut zwar selbst keinen Fernseher, auch wenn Gene Munster das vielleicht lange glaubte, kann aber mit seinen Inhalten über diverse Fernseher angesehen werden und bietet eben mit dem Apple TV 4K eine veritable Set-Top-Box.
iMac als Fernseher-Ersatz in Studentenwohnungen?
Schaut man sich die Werbespots für den 24 Zoll iMac an, dann sieht man, dass Apple auch dieses Gerät als Fernseher für Studierende oder Kinderzimmer vorschlägt. Die Lautsprecher im Gerät sind sogar deutlich besser als Vieles, was man so in vielen Fernsehern findet und die Bildqualität ist ebenfalls sehr gut.
Kommt die Spielekonsole?
Mit Apple Arcade gibt es zudem ein Angebot, das mittlerweile mehr als 200 Spiele bereithält, aus unterschiedlichen Genres, die man über das Gerät nutzen könnte. Das macht natürlich aus dem ATV trotzdem noch keine Spielekonsole. Gerüchteweise ist das aber Apples Plan, ein weiteres Apple TV oder eben eine Art Mac Mini mit besonders viel Grafikleistung für aufwendige 3D-Spiele. Selbst einen eigenen Gaming-Controller soll Apple gerüchteweise entwickeln.
Ersetzt Mixed Reality den Fernseher?
Wer schon einmal ein Virtual Reality Headset genutzt hat, der wird wissen, wie immersiv das Erlebnis ist. Nun gibt es bereits seit einiger Zeit Hinweise darauf, dass Apple ebenfalls an zwei Geräten arbeitet, einem Mixed-Reality-Headset und einer Augmented-Reality-Brille. Die Produkte werden meiner Meinung nach zumindest für einige Leute den Fernseher ersetzen. Sie bieten die Freiheit, sich voll in ein Erlebnis zu stürzen. Schon jetzt gibt es außerdem Apps beispielsweise auf der Oculus-Plattform, mit denen man gemeinsam Kinofilme ansehen kann oder Konzert und Sportveranstaltungen beiwohnt. Besser ist dann nur noch das Live-Event.
Ein erstes Produkt dieser Art könnten wir im kommenden Jahr erwarten. So zumindest lautete die letzte Wasserstandsmeldung.