Facebooks Mark Zuckerberg geht Apple an und nimmt sich zu wichtig

Alexander Trust, den 15. Februar 2021
Mark Zuckerberg während der Facebook home Präsentation
Mark Zuckerberg während der Facebook home Präsentation, Bild: Facebook

Der Elefant im Raum ist Mark Zuckerberg. Der Facebook-Chef scheint nicht vergessen zu können, dass Apples Tim Cook dessen Geschäftsmodell 2018 öffentlich kritisierte. Am Wochenende berichtete das Wall Street Journal über einen Auftrag des CEOs an Mitarbeiter, sie mögen Apple Schmerz zufügen. Das Unternehmen überlegt sogar gegen den iPhone-Hersteller zu klagen. Unter dem Strich nimmt „Zuck“ sich aber zu wichtig – ein Kommentar.

Unbenommen ist Facebook eines der größten Technologieunternehmen unserer Zeit. Wie es so groß werden konnte, nachdem es eigentlich nichts anderes getan hatte, als ein Forum im modernen Gewand anzubieten, ist ein Thema für sich. Kluges Wirtschaften und aber auch die Erkenntnis, dass man mit kostenlos bereitgestellten Informationen von Nutzern Geld verdienen kann, gehören zu den entscheidenden Stellschrauben.

2018: Tim Cook kritisiert Facebook öffentlich

Die Fehde, die derzeit zwischen Mark Zuckerberg und Tim Cook ausgefochten wird, geht vermutlich zurück auf das Jahr 2018. Der Betreiber des Social Networks wurde seinerzeit vor einen Untersuchungsausschuss bestellt, und öffentlich für den Umgang mit Daten der Nutzer im Rahmen des Skandals rund um „Cambridge Analytica“ gegeißelt.

Man fragte Tim Cook damals, wie er an der Stelle Facebooks gehandelt hätte. Der Apple-Chef betonte, dass sein Unternehmen nie in so eine Situation gekommen wäre, weil es nicht mit den Daten von Nutzern Geschäfte macht. Dieser Vorwurf traf Zuckerberg offenbar hart. Denn der Facebook-Chef soll damals gegenüber Vertrauten und Mitarbeitern den Befehl ausgegeben haben, dass man Apple „das Leben zur Hölle machen“ müsse. Dies berichtet aktuell das Wall Street Journal unter Verweis auf einen anonymen Tippgeber.

2020: Der Konflikt eskaliert

Drehen wir das Rad zwei Jahre weiter, dann ist der Druck auf die US-Technologiekonzerne größer geworden. Alle miteinander werden durch die Behörden untersucht, mussten auch vor einem Untersuchungsausschuss aussagen. In diese Stimmung hinein wirken manche Entscheidungen wie Angriffe auf die Konkurrenz.

Apple beispielsweise kündigte an, neue Privatsphäre-Funktionen in iOS zu integrieren. Die sind allerdings der Werbewirtschaft und auch Mark Zuckerberg ein Dorn im Auge. Konkret geht es um eine Maßnahme Apples, die Verwendung eines anonymisierten Trackingpixels nun nicht mehr standardmäßig zu erlauben. Stattdessen soll der Nutzer einen Hinweis erhalten und dem Tracking über verschiedene Apps hinweg zustimmen müssen. Dieses Vorgehen ist inhaltlich fast identisch zu den Maßnahmen, die in Teilen auch mit der Datenschutzgrundverordnung für Webseiten eingeführt wurden.

Apps waren bis dahin so etwas, wie ein sicherer Hafen, indem das Tracking weiterhin funktioniert. Zugegeben: Die Entscheidung Apples betrifft sehr direkt das Geschäft mit zielgruppengerechter Werbung. Für diese wird deutlich mehr bezahlt als für „einfache“ Anzeigen.

Zuckerberg macht Ross zum Reiter

Statt aber für sich selbst zu sprechen, inszeniert sich Facebook als Anwalt des kleinen Mannes. Facebook schaltete Ende 2020 „ganzseitige“ Anzeigen in der New York Times, dem Wall Street Journal und der Washington Post. Darin warb man: „Wir wehren uns gegen Apple für den Kleinunternehmer und Mittelstand“. Englisch lautete es: „We’re standing up to Apple for small businesses everywhere“.

In der Anzeige wurde den Unternehmern außerdem erklärt, wie viel weniger Wert Ihre Werbeausgaben in Zukunft wären, würde Apple mit seinem Vorhaben durchkommen. Dass auch die Werbewirtschaft diese Position vertritt, ist nur zwangsläufig. An dieser Stelle wird aber deutlich, wie eine ganze Branche sich zu wichtig nimmt. Denn die Unternehmer, die die Kunden sind, hat dazu niemand befragt.

Facebook betriebsblind: Das ist keine Innovation, Herr Zuckerberg!

In der ganzen Gemengelage wurden und werden auch Nebelkerzen geworfen und Nebenkriegsschauplätze kreiert. So informierte Facebook auch Kunden darüber, dass eine neue Spiele-Streaming-App auf iOS im Unterschied zu Android nur eingeschränkt funktioniere. Schon damals kommentierte ich, dass Mark Zuckerberg Müll mit Innovation verwechselt.

Das kann ich an dieser Stelle gerne wiederholen. Vor allem aber betone ich, wie schade es ist, dass ein Technologiekonzern mit so vielen Ressourcen dermaßen betriebsblind agiert. Veränderungen tun immer weh, aber sie beinhalten auch Chancen. Apple auf der anderen Seite hat mit der „differentiellen Privatsphäre“ seinerseits ein System entwickelt, das anonymisiert Daten nutzen kann, um trotzdem eine Schwarmintelligenz zu erzeugen, die am Ende des Tages jedem einzelnen, individuell helfen kann. Das macht beispielsweise Siris Intelligenz deutlich sympathischer als diejenige manch anderer Sprachassistenten.

So etwas hätte ich auch von Facebook erwartet. Statt zu schmollen, sollten Zuckerberg und Co. nach einer Möglichkeit suchen, das Werbegeschäft tatsächlich zu revolutionieren.

Man möchte dem Facebook-Chef sagen: Suchen Sie nach Möglichkeiten, die Werbung der Zukunft zu gestalten, statt an der Werbung von gestern festzuhalten, und nehmen Sie sich selbst nicht so wichtig.


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