Cambridge Analytica: Brittany Kaisers Whistleblower-Irrglaube vieler Informationen

Alexander Trust, den 6. Januar 2020
Whistleblower-Irrglaube: Viel hilft nicht immer viel
Whistleblower-Irrglaube: Viel hilft nicht immer viel, Bild: CC0

Derzeit veröffentlicht der Twitter-Account @HindsightFiles Dossiers von Cambridge Analytica (CA). Die darin enthaltenen Dokumente stammen „wohl“ von Brittany Kaiser. Die arbeitete einstmals für CA und ist aber danach als Kronzeugin in einem US-Untersuchungsausschuss aufgetreten und trat mittlerweile in unzähligen Dokumentationen auf. Angesichts des Ausgangs der Wahlen in Großbritannien vor kurzem fühlte sie sich dazu veranlasst, nun eine ganze Reihe von Dokumenten weiterzugeben.

Denn Kaiser glaubt, dass unsere Wahlsysteme sehr leicht zu manipulieren sind, wie sie gegenüber dem Guardian angibt, so übernimmt es auch Heise.

Dokumente im Internet

Nun teilte zu Jahresbeginn der Twitter-Account @HindsightFiles Dossiers zu Brasilien, Kenia, Malaysia, Iran und John Bolton. Letzterer war Berater Trumps für nationale Sicherheit.

In den genannten Ländern gab es in den letzten Jahren Wahlen. Heißt das nun, dass bei diesen gepfuscht wurde? Es heißt vermutlich, dass jemand Geld in die Hand nahm, um Analysen der Wähler anfertigen zu lassen. In der Folge wurden diese dann mit Informationen gefüttert, damit sie sich für eine Seite entschieden. So etwas nennt man wahlweise Marketing oder Lobbyismus. Problematisch sei das nur, weil nicht etwa die Beteiligten selbst das Portmonee zücken, sondern zum Teil ausländische „Mächte“.

Die Behauptung: Der „Höchstbietende“ kann Einfluss auf den Wahlausgang nehmen. Diese steile These fußt vermutlich auf den ersten Blick auf der Tatsache, dass Lobby- und Analyse-Unternehmen wie Cambridge Analytica sich die Auswertung von persönlichen Daten etwas kosten lassen.

Irrglaube 1: Nicht das System ist das Problem

Kaiser glaubt, dass das System manipulierbar ist. Tatsächlich aber sollte der Fokus auf den Wählern liegen, die leicht zu manipulieren sind. Denn das System gibt letztlich nur Regeln vor. Würde man diese ändern, würden die Lobbyisten und Analysten ihre Arbeitsweise anpassen, andere Stellschrauben finden. Momentan aber sind eben die Wähler die „Schwachstelle“, wenn man so will.

Einzelne Wähler merken selten aktiv, dass sie manipuliert wurden. Nicht umsonst fallen Personen auf Hochzeitsschwindler rein, lassen sich Leute auf einer Kaffeefahrt oder an der Haustür etwas andrehen. In dem Augenblick merkt man nicht, dass man „verführt“ wird.

Irrglaube 2: Viele Informationen helfen

Brittany Kaiser ist der Meinung, dass nur die Herausgabe vieler Informationen noch eine weitere Manipulation des Wahlausgangs in den USA bei der nächsten Präsidentschaftswahl verhindern könnte.

„I’m very fearful about what is going to happen in the US election later this year, and I think one of the few ways of protecting ourselves is to get as much information out there as possible.“ (Brittany Kaiser)

Doch viele Informationen sind im konkreten Fall eher hinderlich. Denn sie verstellen den Blick für das Wesentliche. Der Einzelne gibt sich damit sowieso nicht ab, bringt schon gar nicht die Geduld dafür auf.

Diese Aufgabe fällt stattdessen Journalisten oder anderen Beteiligten des vorherrschenden „Systems“ zu. Doch gerade damit sind die Wähler aktuell eher auf Kriegsfuß. Sie geißeln die Medien allzuoft als Lügenpresse und sind selbst dann noch skeptisch, wenn man sie mit Fakten konfrontiert.

Einen Nerv treffen

Dass man allerdings trotzdem den Versuch unternehmen kann, den Nerv der Leute zu treffen, das zeigen Beispiele wie dasjenige von David Kriesel.

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Der Bonner Informatiker machte in den letzten Jahren immer wieder von sich reden und präsentierte umfangreiche Analysen von Datensätzen über Xerox-Kopierer, Spiegel Online und zuletzt eben die Deutsche Bahn. Zumindest die letzten beiden Themen sind auch für Leute außerhalb eines Spektrums interessant, das sowieso schon zu seinem Publikum gehört.

Kriesel trifft mit der Auswertung von Verspätungen der Deutschen Bahn einen Nerv. Er traf aber auch mit der Auswertung von bald 100.000 Artikeln von SpiegelOnline einen Nerv. Er wurde danach nämlich auch zu RT Deutsch eingeladen und gab dem „ganz oder teilweise von der Regierung Russlands finanzierten“ Sender ein Interview.

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Gerade in diesem Interview wird das aktuelle Thema auch aufgegriffen. Selbst Donald Trump und Big Data, samt „Voter Targeting“ (à la Cambridge Analytica) kommen zur Sprache.


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