Test: Magic Keyboard fürs iPad Pro ist gut aber teuer

Alexander Trust, den 6. Mai 2020
Magic Keyboard fürs iPad Pro
Magic Keyboard fürs iPad Pro, Bild: Alexander Trust

Mitte März stellte Apple das neue iPad Pro mit LiDAR-Scanner vor. Gleichzeitig kündigte man eine neue Tastatur, ein „Magic Keyboard“, fürs Tablet an. Das Zubehör kam Mitte April in den Handel. Wir haben eine Variante für das 11 Zoll iPad Pro (2018) gekauft und berichten Euch in unserem Test von den Eindrücken, die wir gesammelt haben.

Magic, oh magic

Das „Magic Keyboard“ begleitet mich persönlich schon viele Jahre. Denn an meinem Desktop-Mac nutze ich im Prinzip nichts Anderes mehr, seit es das Zubehör gibt. Selbst als Apple es noch „Wireless Keyboard“ nannte, gab ich mich damit ab. Wichtig ist in dem Zusammenhang ja der Tastenanschlag. 2015 kaufte ich mir ein Magic Keyboard, verkaufte es später wieder und tippe seit 2017 auf einer Variante mit Nummernblock.

Doch als Apple das 12 Zoll MacBook veröffentlichte, wollte man etwas Neues ausprobieren. Ich selbst griff 2016 zu und hatte daher den direkten Vergleich. Klar machte mir die Arbeit am Desktop mehr Spaß. Aber das lag vor allem am größeren Bildschirm und nicht so sehr an der Tastatur. Doch ich kann verstehen, warum die „Scherenschnitt“-Technologie nicht so gut ankam und vor allem fehleranfälliger war.

Neue Zeitrechnung: Magic ist zurück

Apple vergaloppierte sich also beim Scherenschnitt und wechselte dann wieder zum Schmetterling zurück. Beim 16 Zoll MacBook Pro (November 2019) machte es den Anfang, es folgte das MacBook Air (März 2020) und schließlich das iPad Pro (April 2020). Mittlerweile gibt es sogar ein neues 13 Zoll MacBook Pro, bei dem Apple ebenfalls das Magic Keyboard einsetzt.

Den Nutzern gefällt es. Mir gefällt es auch. Es gefiel mir sogar so gut, dass ich meinem „alten“ iPad Pro in diesem Corona-Frühsommer eine neue Chance geben wollte. Tatsächlich, klappte es auf Anhieb. Denn das Zubehör enttäuschte mich nicht und erfüllte alle meine Erwartungen. Ich kannte ja das Magic Keyboard und also bekam ich, was mir vorschwebte.

Das iPad schwebt,…

Besonders „cool“ fand ich, dass das iPad quasi über der Tastatur schwebte. Das Zubehör erlaubt nämlich die Anbringung auf eine Weise, die unter dem Gehäuserand noch Platz für die eigenen Hände bietet.

Das sieht ein wenig aus, wie bei einem Laptop. In jedem Fall aber ist das ergonomischer als vorher. Ich kann das Tablet bis zu einem gewissen Grad drehen. Selbst unter Sonneneinstrahlung (auf Balkonien) lässt es sich gut arbeiten.

…das Gewicht lebt

Doch es ist eben nicht nur „cool“, sondern auch ein wenig starr. Ihr könnt nämlich das iPad Pro nur in gewissen Winkeln zur Tastatur verwenden. Das Zubehör könnt Ihr an seinem Scharnier nicht „umklappen“, wie es vorher beispielsweise mit dem „Smart Keyboard Folio“ möglich war. Wer also gerne das iPad auch zum Zeichnen verwendet, der muss es aus dem „Magic-Keyboard-Gefängnis“ befreien. Zum Zeichnen bietet es sich nämlich an, das Tablet abzulegen und nicht etwa aufgestellt zu verwenden. Das geht zwar, irgendwie, wie auch manche YouTuber schon zeigten. Dies widerspricht aber der Ergonomie und ist auch nicht in Apples Sinne.

Zu dem „Starrsinn“ des Zubehörs kommt noch sein Gewicht. Womöglich habt Ihr nämlich schon gehört, dass das Zubehör nicht das leichteste ist. Entsprechend wiegt ein iPad Pro (12,9 Zoll) mit Magic Keyboard mehr als ein MacBook Air. Auch das 11 Zoll iPad Pro ist deutlich schwerer mit Magic Keyboard im Schlepptau. Dafür ist das Zubehör aber hochgradig wertig.

Kompaktheit und Tastenlayout

Mir ging es beim Kauf des 11 Zoll iPad Pro vor allem um die Kompaktheit. Ich bin ein Typ, der ungerne viel Kram mit sich rumschleppt, wenn er es nicht muss. Wir müssen unseren City-Alltag nicht zum Survival-Trip im Amazonas-Dschungel oder Sibirien werden lassen, indem wir uns möglichst viel Technik-Gadgets in die Tasche oder den Rucksack packen, die wir „eventuell“ mal brauchen könnten. Ich bin da ziemlich zweckorientiert und packe die Tasche immer nach Bedarf.

Ich hole so weit aus, weil ich diesen Kompromiss erklären möchte. Denn mir war vorher klar, dass Kompaktheit Einschränkungen bedeutet. Auch beim iPad selbst. Natürlich ist die Zeichenfläche kleiner und kann man DIN-A4-Dokumente am großen Modell deutlich leichter bearbeiten. Nur es wiegt eben auch mehr.

Diesen Kompromiss bei der Kompaktheit haben dann auch Nutzer des Magic Keyboard. Denn das Zubehör für das 11-Zoll-Gerät bietet zwar ein nahezu vollständiges Tastaturlayout. Doch es ist eben auch besonders eng. Manche Leute werden die schmale Enter-Taste kritisch beäugen, sich aber eventuell am langen Ende trotzdem dran gewöhnen. Ich habe damit kein Problem. Doch soll der Testbericht ja auf Eventualitäten für andere Hinweisen, die vor der Entscheidung stehen, sich das Zubehör zu kaufen.

Positiv ist außerdem die Hintergrundbeleuchtung. Die hilft enorm, wenn man in dunklen Umgebungen arbeiten muss und sich nicht auskennt. Aber auch ohne dieses Feature wäre die Tastatur gut.

Trackpad ist toll, aber nicht „magic“

Das Trackpad am Zubehör funktioniert prima, ähnlich prima wie beim Magic Trackpad. Man kann in der Einstellungen-App auch anpassen, dass man durch Berührung und nicht mit einem „klick“ eine Aktion auslösen möchte. So mache ich es trotz toller Rumble-Effekte auch am Mac. Das spart mir Akku und ich nehme Apple trotzdem ab, weil ich es lange genug ausprobiert habe, dass es den mechanischen Klick am Trackpad „simulieren“ kann, selbst wenn sich das Zubehör mechanisch gar nicht bewegt. Doch beim Magic Keyboard ist es anders. Da klickt das Trackpad mechanisch und zwar an allen Ecken und Enden. Daran gewöhnt man sich aber sehr schnell.

Ein wenig mehr Umstellungszeit werden Magic-Trackpad-Nutzer haben, wenn es um die Gesten geht. Noch gibt es keine Möglichkeit, diese so umzustellen, dass sie mit dem Verhalten am Mac „identisch“ sind. Sie ähnlichen sich zwar, aber sind doch deutlich mehr auf das iPad gemünzt. Beispielsweise kann ich mit drei Fingern zwischen den virtuellen Desktops am Mac hin- und herwechseln. Doch am iPad sind es lediglich zwei Finger, die ich brauche. Das ist zwar keine Finger-Akrobatik wie beim Klavierspielen, aber eben doch eine Umstellung. Ansonsten gibt es am Trackpad nichts auszusetzen.

Drum prüfe, wer ihn lädt

Technisch hätte es mich nicht verwundern sollen, aber es gibt ein kleines Detail, dass man bei der Arbeit mit dem Magic Keyboard fürs iPad Pro beachten sollte. Und zwar geht es darum, es aufzuladen. Verwendet in jedem Fall ein USB-C-Netzteil mit „Power Delivery“-Funktion.

Weil ich auch andere Geräte lade und entsprechend möglichst wenig Zubehör rumtragen möchte, setze ich bislang auf ein älteres „größeres“ Apple-Netzteil mit USB-A-auf-USB-C-Kabel oder für andere Geräte eben auf USB-A-auf-Lightning-Kabel. Obwohl dieses Netzteil mehr Nennleistung bietet, hat es gegenüber den USB-C-Netzteilen mit Power Delivery einen Nachteil. Es kommt nicht genug Energie am iPad Pro an, um es inklusive Magic Keyboard nutzen zu können. Das merkte ich, als trotz Steckdose der Batteriestand immer weniger wurde. Mit USB-C-Netzteil und passendem USB-C-auf-USB-C-Kabel ist das kein Problem. Damit es allerdings auch zur Steckdose reicht, bestellte ich mir noch ein günstiges Nylon-Kabel von Anker dazu. Denn Apples weniger als ein Meter sind ehrlich eine Frechheit.


Zusätzlicher Anschluss

Das Magic Keyboard ist allerdings ein tolles Zubehör für Personen, die an der Hochschule oder an anderen Orten Präsentationen vortragen müssen. Denn man kann das Gerät eben an einer Stelle aufladen und gleichzeitig an dem verbliebenen USB-C-Steckplatz zum Beispiel mit einem Dongle die Ausgabe auf einen Projektor realisieren, dort wo nicht ein AirPlay-fähiger Empfänger eingerichtet ist oder das WLAN so überlastet ist, dass man doch besser auf ein Kabel vertraut. Dieser zusätzliche USB-C-Anschluss macht das iPad deutlich produktiver in manchen Umgebungen.

Weitere Kleinigkeiten

Das Magic Keyboard funktioniert auch mit dem iPad Pro aus 2018. Wer sich also nicht gleich in Unkosten stürzen möchte, um ein neues Tablet zu kaufen, der kommt auch mit dem älteren Modell zurecht.

Dazu gibt es noch ein Feature, das allerdings dem 2020er iPad Pro vorbehalten bleibt und zudem nicht auf das Magic Keyboard beschränkt ist, sondern alle MFi-zertifizierten Schutzhüllen mit Deckel betrifft. Denn das iPad Pro erkennt dies und schaltet dann auf der Hardware-Ebene alle Mikrofone aus. Das tun auch MacBooks, die im Jahr 2018 oder danach veröffentlicht wurden. Dies soll Vorbeugen, dass Euch niemand belauscht, wenn Ihr es nicht erwartet.

Fazit: Tippen ja, Programmieren nein?

Wer das Magic Keyboard vom Mac kennt oder von den neuen MacBook Pro oder MacBook Air, der wird mit dem Zubehör fürs iPad Pro vollends zufrieden sein. Es ist ein gutes Produkt. Es ist aber auch ein teures Produkt.

Dafür muss man mit der Einschränkung leben, dass man es nicht umklappen kann und also das iPad jedesmal herausnehmen muss, wenn man gerade irgendwelche Notizen mit dem Pencil aufzeichnen will. Das war beim Slim Keyboard Folio möglich. Das Magic Keyboard ziehe ich dem Slim Folio aber jedesmal vor, trotz dieser Einschränkung. Denn das Tippen auf dieser künstlichen Oberfläche mit diesem wabernden ungenauen Tastenanschlag macht für Vieltipper absolut keinen Spaß.

Während ich einige der Meldungen für Macnotes in den letzten Wochen am iPad Pro schrieb, kann ich bislang noch nicht vernünftig mit dem Gerät in die Web-Entwicklung eintauchen. Denn anders als beim Tippen benötige ich Platz am Monitor und auch die richtigen Tools. Es gibt Gerüchte, dass Apple mit iOS 14 womöglich Xcode auf das iPad Pro bringt. Nur ich bevorzuge für die Webentwicklung Editoren wie Atom. Ich sehe mich aber den Editor trotzdem nicht am (11 Zoll) iPad Pro nutzen. Das hängt aber nicht nur mit der Displaygröße des Apple-Tablets zusammen, sondern auch mit der Tatsache, dass es keine physikalisch ESC-Taste gibt. Eine Möglichkeit ist, und die gibt es zum Glück, die Tastenbelegung zu ändern. So könntet Ihr beispielsweise der Globus-Taste die ESC-Funktion in den Einstellungen zuweisen.


Ähnliche Nachrichten

Passende Angebote

Testergebnis

URS: 7,2 von 10
7,2