Epic Games, Spotify und Tile gründen Lobbyorganisation: Koalition für App-Fairness

Alexander Trust, den 25. September 2020
App Store
App Store, Bild: Apple

Ist das noch ein Hilferuf, oder schon üble Nachrede? Epic Games, Spotify und Tile gründen gemeinsam nun die „Coalition for App Fairness“. Die Lobbyorganisation will über die Missstände in Apples Geschäft mit Apps informieren und nimmt es dabei mit der Wahrheit nicht so genau.

Zur Erinnerung: Epic Games versus Apple

Epic Games liegt mit Apple und Google vor Gericht im Streit. Erste Forderungen Epics wies die Richterin jedoch zurück. Das Unternehmen hätte die Umstände selbst herbeigeführt, die zur Verbannung im App Store führten. Zum Zeitpunkt der Vorverhandlung hatte Apple noch eine Frist gesetzt. Epic Games hätte Änderungen rückgängig machen können, wollte es aber nicht und beharrte stattdessen auf seinem Standpunkt.

Zur Erinnerung: Spotifys Chef und faule Musiker

Daniel Ek, Geschäftsführer und Gründer von Spotify, äußerte sich zuletzt kritisch über Musiker. Er warf ihnen indirekt Faulheit vor. In Zeiten von Streamingplattformen reiche es nicht aus, nur alle drei, vier Jahre ein neues Album zu veröffentlichen. Damit handelte er sich eine Menge Kritik ein, auch von Seiten der Musiker.

Zur Erklärung: Spotify zahlt Musikern mitunter sogar weniger Tantieme als Apple für die Teilnahme an Apple Music. Dazu muss man wissen, dass die Plattform sich noch immer vor allem durch Investoren trägt. Zu denen zählen auch Goldman Sachs, Coca Cola oder die Deutsche Bank.

Nun verfügt Spotify zwar über deutlich mehr Abonnenten als Apple Music, steht aber unter immensem finanziellen Druck. Apple ist mit weniger Abonnenten nämlich profitabler. Das Unternehmen hat Schwierigkeiten schwarze Zahlen zu schreiben, wie selbst jüngste Geschäftsberichte belegen.

Mitglieder der Koalition

Nun könnten wir auch noch die übrigen Mitglieder der Koalition für App-Fairness ein wenig genauer beleuchten, belassen es aber bei der Aufzählung. Zu der neuen Lobbygruppe gehören neben Epic Games und Spotify noch Tile, Basecamp, Blix, Blockchain, Deezer, Match, News Media Europe, Prepear, ProtonMail, European Publishers Council und SkyDemon. Viele der genannten standen mit Apple aus unterschiedlichsten Gründen im Clinch.

Lobbygruppe wirbt mit alternativen Fakten

Tatsächlich scheint diese Koalition eher eine Gruppe der Unbelehrbaren zu sein. Denn sie wollen selbst kein Fehlverhalten feststellen und propagieren stattdessen alternative Fakten auf der eigenen Homepage.

So heißt es dort, dass Apple für die meisten Käufe im App Store 30 Prozent einbehalte. Es gäbe „keine“ Transaktionsgebühr, die so hoch ausfalle, ganz gleich in welcher Industrie. Da müssen die Damen und Herren aber den Google Play Store vergessen haben. Auf Valves Steam müssen Entwickler für die Veröffentlichung einer App eine Gebühr von 100 US-Dollar zahlen und außerdem 30 Prozent für jedes verkaufte Spiel. Das ändert sich erst, wenn ein Entwickler mehr als 10 Millionen US-Dollar eingespielt hat. Erst danach sinkt die Provision auf 25 Prozent und nach 50 Millionen verdienter US-Dollar sinkt die Provision auf 20 Prozent.

Aber es gibt auch andere Anbieter und Dienstleister, die ähnlich viel „abzwacken“, dafür aber eben auch etwas bieten. So oder so besteht diese Koalition nicht nur aus Unschuldslämmern, die sich den Kampf der „Wahrheit“ oder „Freiheit“ auf die Fahnen geschrieben haben.

Non-profit-Organisation mit Sitz in Washington und Brüssel

Dass die beteiligten Firmen tatsächlich keine wohltätige Organisation zur Wahlfreiheit gegründet haben, zeigt auch die Wahl der Standorte für Büros. Denn die „Coalition for App Fairness“ hat ihren Sitz in Washington D. C. und Brüssel, also dort wo die US-Politik und die EU-Politik zu Hause sind.

Diese Entwicklung sollte man nicht nur neugierig, sondern auch argwöhnisch begleiten. Denn was geschieht, wenn diese Organisation eines Tages die eigenen Ziele erreicht hat?


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