Apple gab am Abend nach Börsenschluss in den USA seinen Quartalsbericht für das Fiskalquartal Q3 2020 bekannt. Während der vorherige Geschäftsbericht für das Q2 2020 ganz klar unter dem Einfluss der Corona-Pandemie stand, konnte Apple sich offenbar mit der Situation arrangieren. Der Konzern gab zur Freude von Aktionären bekannt, dass er 59,7 Milliarden US-Dollar Umsatz machte. Unter dem Strich blieben 11,25 Milliarden US-Dollar Gewinn.
Anders als sonst üblich, verzichtete Apple im Vorfeld darauf eine Prognose für die zurückliegenden drei Monate zwischen April und Juni abzugeben. Entsprechend gibt es keinen Vergleichsmaßstab zur Einschätzung, ob Apple seine selbst gesteckten Ziele erfüllte oder sogar übererfüllen konnte. Doch viele Unternehmen verzichteten im Q2 wegen der unsicheren Rahmenbedingungen in der Corona-Pandemie auf eine Prognose. Apple ist also in guter Gesellschaft.
Analysten allerdings versuchten im Vorfeld trotzdem eine Umsatzprognose zu unternehmen. Analysten erwarten, dass der iPhone-Hersteller über 51 Milliarden US-Dollar Umsatz melden sollte. Entsprechend sind alle froh, dass Apple die Erwartungen mehr als erfüllte und damit in etwa auf Vorjahresniveau liegt (im Q3 2019 erzielte der Konzern 53,8 Milliarden US-Dollar Umsatz).
Grundsätzlich ist nun das dritte Fiskalquartal für Apple dasjenige, das am wenigsten Umsätze bringt. Umgekehrt ist das Weihnachtsquartal immer das stärkste. Denn Apple veröffentlicht zum Jahresende neue iPhones, die für große Umsätze sorgen. Dass aber auch in diesem Quartal starke Umsätze zu Buche stehen – dafür dürfte auch das neue iPhone SE und der Topseller iPhone 11 gesorgt haben.
Apple erzielte mit seinen iPhones, iPads, Macs, Wearables und Services im dritten Steuerquartal 2020 59,7 Milliarden US-Dollar Umsatz (+11 Prozent gegenüber dem Vorjahr).
Falls nicht anders angegeben sind die Vergleichszahlen immer diejenigen zum gleichen Zeitpunkt aus dem Vorjahr.
Dem Mac-Anbieter aus Cupertino bleiben 11,25 Milliarden US-Dollar Gewinn übrig (vgl. PDF).
In einer schwierigen Situation enttäuschte Apple seine Anleger nicht. Angesichts der anhaltenden Coronavirus-Pandemie ist der Kurs der Aktie in den letzten Wochen trotzdem im Aufwind. Nachbörslich legte der Kurs der Aktie deutlich zu. Er steigt dort um über fünf Prozent auf über 405 US-Dollar.
Auch für das kommende Q4/2020 wagt Apple in der momentanen Situation keinen Blick in die Zukunft. Die sonst übliche Prognose auf zukünftige Umsätze entfällt.
Dafür allerdings kündigte Apple einen Aktiensplit an. Aktionäre erhalten für eine bisherige Aktie dann vier neue. Der Stichtag für den Aktiensplit ist der 24. August. Der Split-bereinigte Handel soll dann am 31. August beginnen.
Apple lässt sich weiterhin nicht lumpen. Im vergangenen Quartal erhöhte man die Dividende für Aktionäre bereits von 77 auf 82 US-Cents pro Aktie. Auf diese 82 Cent können die Investoren nun wieder hoffen. Stichtag ist dabei der 10. August 2020. Das Geld erhalten Aktionäre dann am 13. August.
Die kommenden Monate werden für Apple mit Sicherheit noch weiteres Wachstum bereithalten. Das Unternehmen wird auch wieder neue Produkte herausbringen.
Aber vor allem die nächsten zwei Jahre werden entscheidend sein, wie es mit Apple tatsächlich weitergeht. Dass das Unternehmen im Rahmen der WWDC 2020 bekannt gab, auch seinen Macs eigene Prozessoren zu spendieren, ist erst mal nur ein weiterer Schritt in eine noch unabhängigere Richtung.
Die Frage ist allerdings, ob Apple sich in dieser „Einsamkeit“ zurechtfinden wird. Denn es kann sich zwar umso mehr von der Konkurrenz absetzen, je mehr Innovation es realisiert. Hard- und Software aus einer Hand können viele Ketten lösen. Doch sie können auch zum Bremsklotz werden, wenn man sich verzettelt. Dass Apple Potenzial hat, sich zu verzetteln, ist bekannt. Deswegen musste zum Beispiel Ende der 1980er Steve Jobs seinen Hut nehmen. Deswegen musste Apple aber auch den Mac Pro im Mülleimer-Design einmotten. Nicht auszudenken, wenn das Unternehmen schon weitaus früher versucht hätte, eigene Computerchips anzufertigen.
Wenn wir den Blick aber noch ein wenig weiter in die Zukunft richten, könnte Apple tatsächlich Glück haben, und doppelt und dreifach von seinen Bestrebungen profitieren, sich unabhängig(er) zu machen. Denn die Automatisierung von Produktionsprozessen könnte dafür sorgen, dass Apple mittelfristig sogar die Produktion von Chips in die USA holt.
Auf der anderen Seite muss Apple sich aber auch überlegen, wie es als Serviceunternehmen als ebensolches auftritt. Dass iTunes funktionierte war zur Einführung des iPods nicht abzusehen. Dass der App Store ein Goldesel würde auch nicht. Nur nicht alles, wo Apple draufsteht, muss auch lukrativ sein. Das zeigen andere Services des Unternehmens:
Wenn Apple Service machen möchte, dann muss es Service lernen. Eine „echte“ Cloud, so wie Google, Microsoft oder Amazon sie bieten, ist vielleicht für den Anfang zu viel verlangt. Aber zumindest ein Produkt, das mit Dropbox und Co. mithalten kann, wäre wünschenswert. Dass aber Apple nur wenig eigene Infrastruktur besitzt und entsprechend auf eben Google, MS und Amazon zurückgreifen muss, ist für das Unternehmen ein Hemmschuh bei der Preisgestaltung.
Aber bevor das nun wieder zu negativ klingt: Wir blicken positiv in Apples Zukunft, immer noch.
Bekam seinen ersten PC mit sieben Jahren, einen XT mit 4 MHz und Monochrom-Monitor. Registrierte die erste Domain im Jahr 1998, vorher auch in Mailboxen aktiv, bei AOL und Compuserve. Studierte Computer Science (Anwendungsentwicklung) in Wuppertal und Informatik und Soziologie, Linguistik und Literatur in Aachen. Veröffentlichte bereits einen Roman.