Tim Cook bei Anhörung: App Store ist ein Jobwunder

Alexander Trust, den 30. Juli 2020
Tim Cook
Tim Cook, Bild: tuaulamac (CC BY-NC-SA 2.0)

Wie kann man am besten von Schwachstellen ablenken? Indem man die Vorzüge in den Vordergrund stellt. Genau dies tat Apple-Chef Tim Cook im Rahmen einer Anhörung vor dem Justizausschuss des US-Hauses. Der App Store, dessen Provisionsmodell auch Teil der Anhörung war, sei ein Jobmotor, so Cook.

Tatsächlich gab es mehrere Punkte, nach denen Jobs gefragt wurde. Immerhin hatte der Justizausschuss sich im Vorfeld mit diversen Entwicklern ausgetauscht, um eine Grundlage für die Befragung zu erarbeiten.

Provisionen im App Store während der Pandemie?

Erwartbar war die Frage nach Apples Provision für In-App-Käufe während der Pandemie. Cook sieht eine Pandemie als Tragödie an, die Menschen weltweit beträfe. Apple würde aus dieser Situation keinen Vorteil für sich ziehen.

Cook konkretisierte die Vorwürfe. Sie stammten von Entwicklern, die Ihr Geschäftsmodell umgestellt hätten. Technisch müsste es trotzdem über Apples App Store abgerechnet werden. In zwei Fällen, die Tim Cook bekannt seien, sei Apple jedoch mit den Anbietern der Apps in Gesprächen.

Angesprochen auf das Beispiel der Hey-App betonte Cook lediglich, dass die Widrigkeiten aus dem Weg geräumt seien.

Mag Apple keine Konkurrenz bei Jugendschutz-Apps?

Die Vorwürfe von App-Entwicklern lauten immer mal wieder, Apple würde Konkurrenz nicht zulassen. Im Fall von Apps zum Jugendschutz widersprach Cook allerdings mehrfach. Man habe 2019 Apps zum Jugendschutz entfernt, weil sie unverantwortlich Gebrauch vom „Mobile Device Management“ (MDM) machten. Die Apps hätten die Privatsphäre der Kinder nicht gewahrt und gleichzeitig deren Sicherheit aufs Spiel gesetzt.

2011 wollte Apple die Provision für Abos sogar anheben

Während der Anhörung wurden auch Inhalte aus internen E-Mails von Apple bekannt. So überlegte man bei Apple im Jahr 2011 offenbar die Provision von 30 Prozent sogar auf 40 Prozent anzuheben.

Eddy Cue schrieb damals, dass man bei Abonnements zumindest in Jahr 1 auf 40 Prozent draufsatteln sollte. Andernfalls würde Apple womöglich Geld liegen lassen. Cue schrieb aber auch, dass man erst ein paar „Deals“ einfädeln müsste, um zu sehen, wie Kosten und Nutzen im Verhältnis stehen. Beispiele für solche Verträge nennt Cue ebenfalls und spricht die MLB, die NBA und Hulu an.

Apple bietet bei Abos Entwicklern mittlerweile verbesserte Konditionen an. Nur im ersten Jahr verlangt es 30 Prozent Provision. Bleibt ein Nutzer ein Jahr dabei, reduziert sich Apples Anteil auf dann 15 Prozent.

Tim Cook erklärte gegenüber dem Justizausschau auch, dass für 84 Prozent aller Apps im App Store gar keine Gebühren anfallen.

Auch andere Firmenchefs bei Anhörung

Zuvor waren unter anderem auch Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Googles Sunda Pichai und Amazon-CEO Jeff Bezos vor dem Justizausschuss aufgetreten und hatten jeweils auch mit einem Eröffnungsstatement begonnen. Politico veröffentlichte die vier Statements online. Sie stehen in Gänze aber auch auf den Webseiten des US-Hauses als PDF zum Download bereit (vgl. Daring Fireball).

Bezos gesteht

Bezos trat selbstbewusst auf und versuchte den Vorwurf zu entkräften, Amazon würde Daten von Drittanbietern nutzen, um eigene Produkte besser verkaufen zu können. Der Amazon-Chef gab dieses Verhalten sogar zu: Obwohl es Vorschriften gäbe, so Bezos, die das verhindern sollen, könne er seine Hand nicht ins Feuer dafür legen, dass nicht doch Mitarbeiter Kundendaten angesehen hätten.

Zuckerberg lenkt ab

Mark Zuckerberg versuchte die Rolle des eigenen Unternehmens herunterzuspielen. Facebook sei in vielen Feldern hinter der Konkurrenz zurück. Der beliebteste Messenger stamme von Apple. Die App mit dem schnellstens Wachstum heiße TikTok, die beliebteste Videoplattform YouTube. Amazons Werbeplattform wüchse am schnellsten und Google hätte zudem die größte Werbeplattform, so Zuckerberg.

Facebook steht vor allem wegen der vielen Übernahmen in den letzten Jahren (WhatsApp, Instagram, Oculus, und andere mehr) am Pranger. Gerade dazu wurden interessante Details bekannt. 2012 schrieb der Facebook-Chef Tage vor der Übernahme Instagrams, dass die Plattform Facebook wehtun könne. Als Grund für eine mögliche Übernahme gab Zuckerberg damals an, einen potenziellen Konkurrenten zu „neutralisieren“.


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