Wie lukrativ sind Apple TV+, Apple Arcade und Co wirklich?

Alexander Trust, den 28. Juli 2020
Apple Arcade
Apple Arcade, Bild: Apple

Mark Gurman macht sich für Bloomberg Gedanken über Apples Servicegeschäft. Das kommt nicht von ungefähr. Denn der iPhone-Hersteller präsentiert noch in dieser Woche seinen nächsten Quartalsbericht. Während das Servicegeschäft weiter wächst, seien aber die „neuen“ Angebote wie TV+, News+ oder Apple Arcade keine Umsatztreiber.

Wie genau sich die Umsätze für Apples Services zusammensetzen, werden wir vom Konzern nicht erfahren. Nur anhand von Eckdaten wie Abonnentenzahlen oder einigen Rückmeldungen aus der Industrie, die teilweise aber auch anonym oder hinter vorgehaltener Hand erfolgen, kann man sich ein Bild machen. Dies versucht aktuell auch Gurman für Bloomberg.

Servicegeschäft wächst, App Store sei Dank

Als Apple den App Store 2008 mit iPhone OS 2.0 einführte, ahnte noch niemand, das man damit die Erfolgsgeschichte von iTunes nicht nur „kopieren“, sondern auch in den Schatten stellen könnte. Denn der App Store ist ein Goldesel – für Apple und viele Entwickler, die darin interessante Produkte anbieten.

Der App Store ist es laut Analysten auch, der für ein Umsatzplus von rund 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr sorgen wird, wenn Apple Ende Juli seinen Geschäftsbericht für sein Steuerquartal Q3 2020 bekannt gibt.

Arcade, News und Co hinter den Erwartungen

Doch während der App Store und spezielle Lizenzvereinbarungen Apple Geld einbringen, blieben die übrigen Angebote hinter den Erwartungen zurück.

Apple TV+ mit wenig Resonanz

Apple ist nicht überall immer der Erste. Das wissen Fans und Beobachter ganz gut. Doch den Zeitpunkt für Apple TV+ wählte der Konzern besonders spät. Der Markt war bereits besetzt durch starke Konkurrenz. Laut Gurman schätzen Analysten davon, dass deshalb die Nachfrage nach dem Angebot gering ist.

Obwohl der Konzern beim Neukauf vieler Geräte „12 Monate kostenloses“ Apple TV+ anbietet, sollen davon lediglich 15 Prozent der Nutzer Gebrauch machen. Dies jedenfalls bekam Gurman von Analysten zu hören.

Apple ändert Strategie bei Arcade

Dass auch das Spiele-Abo Apple Arcade nicht überschwänglich viel Anklang findet, zeigen Änderungen, die Apple am Angebot kürzlich vornahm. Man kündigte Verträge mit App-Entwicklern, um andere Spiele, die vermeintlich mehr Anklang finden, finanziell zu stützen.

Apple Arcade kostet 4,99 Euro im Monat oder 49,99 Euro im Jahr. Dafür bekommen Nutzer Zugriff auf etwas mehr als 100 Spiele, die man auf dem iPhone, iPad, Apple TV aber auch am Mac spielen kann. Auch bei uns in der Redaktion haben wir nach dem Kennenlernangebot von Arcade Abstand genommen. Zu groß ist das Spieleangebot und Xbox Live oder Playstation Plus „interessanter“.

Apple Card schön und gut

Auch Apples Kreditkarte wird zwar von manchen Kunden in den USA sehr gut angenommen, bleibt aber hinter den Erwartungen zurück. Dass Goldman Sachs rund zwei Milliarden US-Dollar Kredit über passende Kreditkarten ausgegeben hat, entspreche lediglich einem Bruchteil dessen, was konkurrierende Unternehmen leisten. Dabei hieß es im November ja, dass Goldman 10 Milliarden bereitstellen würde. Offenbar wurden die von Kunden aber nicht angefragt.

Apple News+ kommt nicht in Fahrt

Bloomberg wirft dann auch noch einmal ein Licht auf Apple News+. Der Abo-Service ist bislang nur in wenigen, englischsprachigen Ländern verfügbar, anfangs überhaupt nur in den USA. Zum Start sollen sich binnen 48 Stunden rund 200.000 Abonnenten angemeldet haben. Doch seitdem stagniere die Zahl der Abonnenten.

Dazu passt, dass die Leiterin von Apple News+, Liz Schimel, im Februar Apple verließ.

App Store ein Goldesel, noch

Dessen ungeachtet entwickelt sich der App Store weiter prächtig. Im ersten Halbjahr soll er Entwicklern rund 32,8 Milliarden US-Dollar eingespielt haben. Dies geht aus einer Schätzung von SensorTower hervor. Abos erlösten im zweiten Steuerquartal mehr als 515 Millionen US-Dollar.

Doch Apple und andere Anbieter von App Stores sind in den Fokus von Untersuchungsbehörden geraten. Regulierer in den USA befragten und befragen dazu auch Entwickler, die zum Teil nicht damit einverstanden sind, dass Apple vor allem 30 Prozent vom Umsatz von In-App-Abonnements einbehält.

Diesen Mittwoch findet eine Anhörung im Kartell-Komitee statt. Tim Cook und andere Geschäftsführer von Unternehmen müssen sich dort für die gängige Praxis rechtfertigen. Sollten die Untersuchungen ergeben, dass die Unternehmen zu Unrecht die Hand aufhalten, könnte sich das natürlich negativ auf den Kurs der Apple-Aktie auswirken.


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