Test: iPhone 3G

sm, den 29. Juli 2008
iPhone 3G
iPhone 3G, Bild: Apple

Der Verkaufsstart des iPhone 3G wurde leider damit überschattet, dass kaum ein T-Punkt ausreichend Geräte vorrätig hatte und dass die aktuelle Firmware 2.0 alles andere als zuverlässig arbeitet. Für all diejenigen, die noch immer kein iPhone 3G besitzen oder sich noch nicht für das iPhone 3G entscheiden konnten, haben wir einen detaillierten Test angefertigt.

Zwar spielt es keine Rolle welches Modell wir uns näher angeschaut haben, aber allen Detailfüchsen sei gesagt, es handelt sich um die Variante mit 16GB Speicher.

Unterschied zum alten iPhone

Das iPhone 3G gibt es bekanntlich in zwei verschiedenen Farbvarianten, zumindest die Version mit 16GB Speicher. Wer sich für das große Modell entscheidet, hat die Qual der Wahl: Schwarz oder Weiß? Wer den unliebsamen Fragen nach der Größe des Speichers entgegenkommen will, der entscheidet sich für das Modell mit 16GB Speicher, denn dann wäre diese Frage direkt im Voraus geklärt.

Neben der neuen Rückseite, haben die Bedienelemente an der Seite des Geräts ihre Farbe bzw. ihr Material geändert. Passend zum Rahmen um das Display sind diese Knöpfe nun ebenfalls aus silbernem Aluminium und passen somit sowohl zur schwarzen, als auch weißen Rückseite. Zusätzlich hat sich der Anschluss für die Kopfhörer an der Oberseite verändert, der nun für alle gängigen Klinkenstecker passt. Der Griff zum iPhone-Zubehör von Drittherstellern ist nicht mehr nötig.

Ebenfalls unterscheidet sich die Unterseite des iPhone 3G von der des Vorgängers. Neben dem Dock-Anschluss ist nun auf jeder Seite eine kleine Schraube zu finden und auch bei den Lautsprecheröffnungen wurde nachgebessert. Verstopften die Löcher in der PVC-Abdeckung beim Vorgänger leider recht schnell, dient nun ein feines Metallgitter als Schutz der empfindlichen Lautsprecher.

Die neue Form

Die Rückseite des neuen iPhone hat nicht nur ihre Farbe und ihr Material geändert, sondern auch die Form. Die einzelnen Kanten sind deutlich abgerundeter, was zur Folge hat, dass das iPhone 3G schnell bei Druck auf eine der Seiten vom Tisch abhebt.

Positiver Nebeneffekt der neuen Rückseite ist, dass das iPhone trotz größerer Außenmaße wesentlich besser in der Hand liegt als der Vorgänger und dank der Rückseite aus Plastik fühlt es sich deutlich angenehmer an als noch mit der Metallrückseite. Sollte einem das iPhone mal aus der Hand fallen, könnte es statt Kratzern dann einen unschönen Riss auf der Rückseite geben.

Im Inneren des iPhone 3G hat sich nicht sonderlich viel nicht getan. Hinzugekommen sind lediglich der Chip für die Positionsbestimmung per Assisted GPS und für die Datenübertragung per UMTS und HSDPA.

Bekannte Sensoren

Natürlich beinhaltet das iPhone 3G alle bekannten Sensoren der erste Generation. So schaltet sich das Display automatisch aus, wenn das Telefon ans Ohr gehalten wird und erkennt automatisch, ob man es horizontal oder vertikal hält. Ebenfalls erkennt das Apple-Smartphone den Neigungswinkel und liefert diesen Wert an installierte Applikation weiter, die diese Daten für weitere Berechnungen nutzen können.

EDGE, UMTS, HSDPA und HSUPA

Die schnelle Engine des mobilen Safari Webbrowser hat die lahme EDGE-Verbindung des Vorgängers ausgebessert, auf Dauer trauerte man der fehlenden UMTS-Technik dennoch nach. Mit dem neuen Gerät liefert Apple endlich die schnelle Datenverbindung für unterwegs.

Wie schon in unserer FAQ zum iPhone 3G zu lesen ist, ist der Unterschied zwischen UMTS und EDGE nicht gewaltig. Die maximale Datenrate über EDGE-Netze liegt bei 220Kbit/s und UMTS schafft 384Kbit/s. Der eigentliche Geschwindigkeitsgewinn kommt durch HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) zustande. Die theoretische Höchstgeschwindigkeit von HSDPA liegt bei 7,2 Mbit/s, das iPhone schafft derzeit jedoch maximal 3,6 Mbit/s. In der Praxis werden jedoch selten Geschwindigkeiten über 1,5Mbit/s erreicht, was dennoch einen enormen Unterschied zur lahmen EDGE-Verbindung darstellt.

Die Technik zum schnellen Datenupload, HSUPA (High Speed Uplink Packet Access), unterstützt das iPhone leider nicht, somit liegen die Geschwindigkeiten von bis zu 5,8 Mbit/s beim Upload über HSUPA in weiter Ferne.

Assisted GPS

Die im iPhone integrierte Technik zur Positionsbestimmung nennt sich Assisted GPS, welche extra für Mobiltelefone entwickelt wurde und nur dort zum Einsatz kommt. Der Unterschied zur handelsüblichen Methode ist der Einsatz der Funk-Masten zur Positionsbestimmung. Muss man bei gewöhnlichem GPS darauf warten, bis das eigene Endgerät die Verbindung zu den Satelliten aufgebaut hat, erfragt das iPhone während dieser Wartezeit die Position der umliegenden Sendemasten. So kann schon einmal ein grobes Gebiet anzeigen, in welchem man sich befindet und sobald die Berechnungen anhand der Satellitendaten beendet wurden, erhält man die gewohnt genaue Positionsangabe per GPS.

Im Alltag mit der Google-Maps-App auf dem iPhone fällt einem auf, dass die Position auf der normalen Kartenansicht eher zutrifft als auf dem Satellitenbild. Bei letzterem ist die aktuelle Position durchgehend einige Meter vom tatsächlichen Standpunkt entfernt. Für genaue Navigationen in beispielsweise unbekannten Städten ist es ratsam auf das Satellitenbild zu verzichten und sich nur anhand der Kartenansicht zu bewegen.

Während einer Autofahrt bis ca. 70 Stundenkilometer lädt die EDGE-Verbindung das Kartenmaterial schnell genug nach, bei der Satellitenansicht lag die Schmerzgrenze bei etwa 40 Km/h während unsers Tests. Für eine Navigation auf der Autobahn ist die Verbindung via EDGE daher nicht geeignet und man ist auf den Empfang via UMTS angewiesen.

Kamera und Geo-Tagging

An der Kamera-App hat sich im Rahmen der neuen Hardware und der neuen Firmware-Version nicht viel getan. Aber wegen der Möglichkeit die aktuelle Position per GPS zu bestimmen, liegt es nahe diese Funktion für die Kamera-App zu nutzen. Das Stichwort lautet: Geo-Tagging. Man erhält durch die gespeicherten Koordinaten in der Exif-Information neue Möglichkeiten seine aufgenommenen Fotos zu verwalten und zu publizieren. So bietet beispielsweise der Online-Dienst Flickr die Möglichkeit an, seine Bilder auf einer Karte zu positionieren, oder dies Dank Geo-Koordination automatisch vornehmen zu lassen.

Fraglich ist, wieso es bis zu sechs Sekunden dauert, bis die Kamera einsatzfähig ist. Beim Vorgänger dauerte dies bei weitem nicht so lange, daher ist mit der aktuellen Firmware die integrierte 2MP Kamera leider nicht für schnelle Schnappschüsse geeignet.

Akkulaufzeit

Die von Apple angegebenen Akku-Laufzeiten des iPhone 3G bestätigten sich während unseres Testberichts. Einzig die Angabe von bis zu fünf Stunden Akkulaufzeit bei aktiver Nutzung der 3G-Datenverbindung liegt etwa eine Stunde über dem Wert, den wir ermittelt haben. Die tatsächliche Akkulaufzeit hängt vom individuellen Nutzverhalten ab, so haben natürlich Displayhelligkeit und eine aktive WLAN-Verbindung eine mindernde Wirkung auf die Laufzeit des Akkus.

Firmware 2.0

Man muss es wohl nicht erwähnen, dass die aktuelle Firmware 2.0 alles andere als rund läuft und an vielen Ecken deutlich verbessert werden muss. Die Liste reicht von der bereits genannten Wartezeit beim Starten der Kamera-App über Abstürze der Software bis hin zu kompletten Neustarts des gesamten Geräts. Im täglichen Gebrauch fallen diese Mängel deutlich auf, besonders in Verbindung mit Applikationen aus dem App Store. Bestes Beispiel ist die App für den Online-Dienst Last.FM, die nahezu unbrauchbar ist wegen regelmäßiger Abstürze.

Ausblick auf Firmware 2.1

Derzeit verteilt Apple die erste Beta-Version der kommenden Firmware-Version 2.1 an ausgewählte Entwickler und lässt diese fleißig testen. Die ersten Tester haben angeblich Code-Schnipsel gefunden, die auf Features wie das lang ersehnte Copy-and-Paste hoffen lassen. Ebenfalls könnte schon in der nächsten Version das fehlende „Turn-by-Turn Direction“-Feature für die GPS-Navigation nachgeliefert werden.

Nicht zu vergessen sind die auf der WWDC 2008 angekündigten Push-Benachrichtigungen, mit deren Hilfe Software-Hersteller nach Belieben Meldungen an das iPhone bzw. die installierte Software schicken können. Es bleibt zu hoffen, dass Apple nicht nur neue Funktionen liefert, sondern die Firmware stabil läuft.

Fazit

Die Hardware im iPhone 3G kann auf ganzer Linie überzeugen: Die integrierte Datenverbindung über UMTS und HSDPA erlaubt schnelles Surfen, der GPS-Chip zur genauen Positionsbestimmung die Verwendung von Navigationslösungen und der Speicherplatz von bis zu 16GB bietet Platz für reichlich Musik. Auch über die Multitouch-Steuerung, so wie über die intuitive Bedienung muss man wohl kein Wort mehr verlieren. Das neue Äußere des iPhone konnte direkt bei der ersten Berührung überzeugen und die alte Aluminiumrückseite ist schnell vergessen und ihr wird keine Träne nachgeweint.

Einzig die Software bereitet einem Kopfschmerzen: Regelmäßige Abstürze der installierten Apps sind Plagegesiter, manchmal wird ein Neustart des gesamten Geräts erzwungen. Dies betrifft jedoch nicht nur das iPhone 3G, sondern auch die aktuelle – identische – Firmware für das alte iPhone.

Verdrängt man diese Fehler in der aktuellen Software, so findet man wohl kaum etwas, das es am iPhone 3G zu bemängeln gibt. Einzig vielleicht die fehlende Unterstützung des schnellen Datenuploads per HSUPA und der Möglichkeit das iPhone als Modem zu nutzen. Letzteres lässt sich aber nach erfolgreichem Jailbreak problemlos umsetzen.


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