Zoombombing bedroht Zoom-Nutzer: Das hat es damit auf sich

Alexander Trust, den 7. April 2020
Hacker
Hacker (Symbolbild), Bild: CC0

Jede Zeit hat ihre Phänomene. Doch unsere „Zeiten“ werden immer kürzer und die „Phänomene“ immer häufiger. Planking ist eher harmlos, Swatting eine Straftat, die schon tödlich endete, und jetzt gibt es eben „Zoombombing“. Wildfremde Personen tauchen unvermittelt in Videokonferenzen von anderen auf und „stören“ diese.

Zoom ist in aller Munde, zuletzt aber nicht mehr positiv. Denn zuletzt warnte sogar die US-Bundespolizei, das Federal Bureau of Investigation (kurz FBI), vor einem gefährlichen Trend, dem sogenannten „Zoombombing“.

Digitales „Klingelmäuschen“, oder mehr?

Wer eine Klingel an seiner Hauseingangstür hat, und in Nähe einer Schule wohnt, der wird bestimmt schon mal Opfer eines Klingelstreichs geworden sein. Jemand drückt auf die Klingel und nimmt dann die Beine in die Hand, damit, wenn man selbst die Tür öffnet, niemand mehr zu sehen ist.

Ein wenig erinnert das Zoombombing auch daran. Doch es entblößt vor allem gravierende Probleme der Zoom-App mit dem Datenschutz und der Sicherheit.

Nackfotos und Aufruf zum Hass

Wegen der Coronavirus-Pandemie befinden sich mehr und mehr Leute in Heimarbeit, haben aber auch Schulen weltweit geschlossen. Lehrer und Schulen, aber zum Teil auch Universitäten und eben Arbeitgeber suchten nach Möglichkeiten, mit den Kollegen, Schülern und Studenten zu kommunizieren, möglichst gemeinsam.

Wer dazu auf Zoom setzte, könnte in den letzten Wochen bereits Opfer von unliebsamen Störenfrieden geworden sein. Ende März klinkte sich ein Unbekannter in den Videochat einer Schulklasse aus Maine, Massachusetts ein. Er brüllte ein paar Beleidigungen in die Videokonferenz mit Schülern und verriet allen Teilnehmern außerdem die Privatadresse des Lehrers.

In einem anderen Fall kaperte eine Person die Videokonferenz einer Schulklasse und präsentierte allen Anwesenden seine Hakenkreuz-/Swastika-Tattoos. Es gibt allerdings auch Berichte, dass sich Personen nackt vor der Kamera zeigten, oder virtuelle Treffen von anonymen Alkoholikern und anderen Selbsthilfegruppen torpedierten. In Long Beach musste außerdem ein angehender Doktor miterleben wie bei der „virtuellen“ Verteidigung seiner Doktorarbeit ein Unbefugter Genitalien auf den „Teleprompter“ zeichnete.

Öffentlich verfügbare Konferenzen

In Zoom gibt es die Möglichkeit, Nutzer an einer Konferenz teilhaben zu lassen, ohne weitere Voraussetzung. Man sendet ihr dazu einfach den Link zur Konferenz. Nun kann man diesen Link eigentlich nicht erraten. Doch manche Nutzer waren unvorsichtig und teilten diesen Link über soziale Medien und öffneten damit Störenfrieden Tür und Tor.

Zwar gibt es die Möglichkeit, Konferenzen auch per Passwort zu sichern. Oder aber man kann über einen Warteraum Teilnehmer selbst auswählen. Doch sind diese Einstellungen nicht selbsterklärend und manche Nutzer sich eben der Konsequenzen nicht bewusst.

Dazu kommt, dass es eine Einstellung gibt, wer welche Inhalte zeigen kann. Über das Teilen des Bildschirminhalts können zum Beispiel Schüler selbst Inhalte „allen anderen Teilnehmern“ zeigen. Wenn dann die Konferenz aber nicht geschützt ist und die Möglichkeit zum „Screensharing“ aktiviert ist, können auch Fremde zum Beispiel in einem Business-Meeting einen Porno abspielen, oder ganz andere Dinge tun.

Tausch von Zoom-IDs

Nun kann man natürlich die Schuld beim Nutzer alleine suchen. Doch böswillige Menschen tauschen mittlerweile sogar Zoom-IDs, die man benötigt, um an einer Konferenz teilzunehmen. Sie tun dies, weil sie Lehrern eins auswischen wollen, oder anderen Personen nicht wohl gesonnen sind.

Angesichts der anhaltenden Schwierigkeiten entschied zum Beispiel die Stadt New York City, dass keine Schule mehr Zoom nutzen darf.

App-Entwickler reagieren spät

SpaceX, die NASA und weitere prominente Firmen und Institutionen wichen mittlerweile von Zoom ab. Denn die App bietet nicht nur Potenzial für Missbrauch, sondern ist auch nicht ganz sicher und außerdem nicht ganz koscher.

Es erscheint aber zu spät, dass eine Entscheidung der Entwickler Zooms noch Früchte trägt. Denn die besonnen sich darauf, Hilfe von extern in Anspruch zu nehmen und vorerst nicht an den Funktionen der App zu arbeiten, sondern an der Sicherheit der Videokonferenzsoftware.

Unterdessen nutzen natürlich Konkurrenten die Situation aus. Microsoft machte es möglich, Videokonferenzen mit Skype mit wenigen Klicks auch ohne Anmeldung vorzunehmen.


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