Kennt Schottland keine Gnade mit iPhones?

Alexander Trust, den 16. Januar 2020
Redmi Note 7
Redmi Note 7, Bild: Xiaomi

Die Polizei Schottland führt Cyber-Kioske ein, um Daten von Smartphones auszulesen. Nun gibt es einige US-Techblogger, die diesen Umstand mit dem iPhone in Verbindung bringen wollen.

Amber Neely behauptet für AppleInsider:

„Scotland police don’t seem to have any problem getting data off locked iPhones“.
Amber Neely

Neely selbst scheint nicht ganz überzeugt und nutzt daher den Konjunktiv in ihrer Überschrift.

Keine Hinweise auf Apple-Smartphones!

Vor einigen Tagen bereits veröffentlichte die Polizei Schottland eine Pressemeldung, die darüber aufklärt, was in Zukunft geschieht. Mit dem 20. Januar startet eine Phase, in der erste Cyber-Kioske in den Polizeiwachen in Betrieb genommen werden.

Diese normalen Desktop-Computer verfügen über eine spezielle Software, die Daten wie Fotos, Textnachrichten oder Verbindungsdaten von einem Smartphone ausliest. Nun gibt es weder in der Pressemeldung der Polizei Schottland, noch in weiteren Dokumenten (PDF1, PDF2) Hinweise auf Apple und oder dessen iPhones.

Cyber-Kioske nicht für iPhones geeignet?

Neely behauptet in ihrer Überschrift ja explizit, dass mit den Cyber-Kiosken Daten von iPhones entnommen werden können, die gesperrt sind.

Das ist einfach eine falsche Tatsachenbehauptung. Denn in der FAQ der Polizei Schottland werden Fälle genannt, in denen der Cyber-Kiosk nicht zum Einsatz kommt. Stattdessen untersuchen dann weiterhin spezielle Sondereinheiten und IT-Forensiker die Geräte.

Frage:

„Will ‘Cyber Kiosks’ be used for all mobile telephone and tablet examinations in Scotland?“

Antworten unter anderem:

„The device does not work and is thought to be critical to the enquiry.”

Und:

„The password for the device cannot be overcome (after consultation with cybercrime).“

Wenn also das Passwort nicht umgangen werden kann, ist der Cyber-Kiosk machtlos. Das hört sich ganz stark nach einem iPhone an. Doch bevor man versucht das Passwort zu umgehen wendet man sich sowieso an die IT-Forensiker, und also ist der Cyber-Kiosk kein tolles Gadget zum Entsperren von Smartphones, sondern nicht viel mehr als ein PC mit einer dieser dutzenden China-Apps dort draußen, die vorgeben besser zu sein als iTunes (EaseUS und Co. lassen grüßen).

Es gibt aber noch andere Situationen, die darauf schließen lassen, dass der Cyber-Kiosk mehr ein Kiöskchen ist. Denn ein Grund, warum ein Smartphone nicht damit untersucht werden könnte ist, der, dass das Gerät einfach zu viel Speicher hat. Dann nämlich kann der Cyber-Kiosk mit den vielen Daten nicht umgehen.

„The data extraction is extremely large and cannot be managed on a Cyber Kiosk.“

Herzlich willkommen im Jahr 2020.

AppleInsider mit falscher Behauptung

Zunächst einmal: Möglich ist, dass auch „entsperrte“ iPhones tatsächlich mit dem Cyber-Kiosk genutzt werden könnten. Doch dazu gibt es weder in der Pressemeldung noch in den Unterlagen einen Hinweis. Wir halten es trotzdem für wahrscheinlich.

Aber wie zuvor begründet, kann der Cyber-Kiosk explizit nicht mit gesperrten Smartphones umgehen. Und wie kommt nun AppleInsider zu dieser falschen Behauptung? Das lässt sich auflösen, wenn man sich das Erklärvideo der Polizei Schottland ansieht. Denn darin wird beispielhaft ein Smartphone an den Cyber-Kiosk angeschlossen.

Wenn man das Video nicht genau verfolgt und nicht genau hinsieht, könnte man denken, es handelt sich um ein iPhone XS. Doch einerseits nutzt das kein USB C. Andererseits sieht man für einen Augenblick auf dem Bildschirm, dass es sich um ein Redmi Note 7 handelt. Das ähnelt auf den ersten Blick tatsächlich Apples iPhone XS.


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