Hackintosh von PearC: PCs mit Mac OS X aus Deutschland

rj, den 22. Januar 2009
PearC "Professional": Nicht ganz ein Mac Pro
PearC „Professional“: Nicht ganz ein Mac Pro

Psystar ist nicht genug: aus Deutschland kommt die nächste Apple-Herausforderung in Sachen Mac OS X auf Standard-PC-Hardware. PearC wirbt mit dem „PC mit Mac OS X“ und vertreibt diesen zu Kampfpreisen ab 499 Euro. Rechtlich bewege man sich auf der sicheren Seite in Deutschland, so PearC auf Nachfrage zu Macnotes. Apple Deutschland wiederum hält sich vorläufig bedeckt: zum PearC-Angebot gebe man keinen Kommentar ab, so die Antwort auf Nachfrage von Macnotes.

International hat Apple indes die Fronten längst klargemacht: die Auseinandersetzung mit Psystar in den USA wächst sich zur unendlichen Geschichte aus, in Sachen EFI-X könnte es ähnlich werden. Der Dongle bewegt sich noch in einer Grauzone, gegen fertig installierte Maschinen mit OS X wolle Apple jedoch definitiv vorgehen. Im Fall PearC scheint der Fall demnach klar und der Rechtsstreit allenfalls eine Sache der Zeit.

Denn der in Wolfsburg beheimatete Vertrieb liefert Standard-PCs mit vorinstalliertem Mac OS X Leopard aus, die Konfigurationen „Starter“, „Advanced“ und „Professional“ gibt es zu Preisen ab 499, 749 und 1.449 Euro, Extras gegen Aufpreis. In der FAQ gibt sich PearC eindeutig zum Thema Legalität: „Wir würden unsere PearCs nicht anbieten, wenn wir nicht der Meinung wären, dass es legal ist“, heißt es dort. Eindeutig schreibt aber auch Apple in seiner EULA vor, es sei „zu unterlassen, Apple-Software auf einem Computer, der nicht von Apple stammt, zu installieren, verwenden oder auszuführen“.

Auf unsere Nachfrage bei Dirk Blößl von PearC klärte sich die Diskrepanz zwischen den beiden Sichtweisen auf: die entsprechenden Passagen in Apples Lizenzbestimmungen seien nach deutschem Recht ungültig und insofern wäre das Angebot nach deutschem Recht legal. Dasselbe gelte für die andere Länder, in die PearC liefert: Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Luxemburg, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Spanien und Großbritannien. Man verlässt sich bei PearC auf die EU-Gesetze, die analog zur deutschen Rechtsprechung beim Weiterverkauf von Softewarelizenzen die Einschränkungen nicht anerkennen sollen, die von Apple gemacht werden.

Unter anderem aus diesem Grund werde man mit dem Geschäft auch nicht auf den US-Markt expandieren: abgesehen von den Lieferkosten sei die Rechtslage in den USA durch den DMCA eine andere, weswegen man sich auf Länder beschränkt, die das PearC-Angebot zulassen. Dass von Apple auf Unterlassung geklagt werden könnte, hält Blößl durchaus für möglich. Mehr als eine „Standpunktklärung“ wäre von einem solchen juristischen Vorgehen Apples gegen das PearC-Angebot nicht zu erwarten, da nicht gegen geltendes Recht verstoßen werde.

Auch auf anderen Wegen sieht Blößl keine Gefahr für die PearC-Angebote. Eingesetzt wird ein originales Mac OS X ohne jede Kernelmodifikation, wodurch man auch auf der Seite auf rechtlich solidem Boden stünde. Zusammen mit dem Einsatz von Hardwarekomponenten, die auch von Apple selbst verbaut werden, sei auch für den Anwender größtmögliche Sicherheit bei kommenden Updates und neuen Betriebssystemversionen geboten, auch wenn man in dieser Beziehung keine Garantie geben könne. Sollte es wider Erwarten zu Komplikationen bei einem Betriebssystem- oder Softwareupdate in Verbindung mit der PearC-Hardwareplattform kommen, werde man per Newsletter die Kunden benachrichtigen und bei der Problemlösung helfen.

So gibt man sich bei PearC in aller Hinsicht optimistisch – auch wenn insbesondere das 500-Euro-Modell nicht auf sonderlich hohe Gewinnspannen schließen lässt. Nah gelegene und schnelle Zulieferer stellen die Hardwareversorgung sicher, auch im Fall gerichtlicher Eingriffe ins Geschäft seien die diesbezüglichen Risiken minimiert. Bleiben die Fragen, die sich letztendlich nur die potentiellen Kunden beantworten können – ist der Preisvorteil so attraktiv, dass man auf die originale Apple-Plattform verzichten will? Möchte man sich drauf verlassen, dass tatsächlich auch bei Updates, Aufrüstung, Peripherie immer alles gutgeht? Und teilt man den Optimismus von PearC, was die Rechtslage angeht? Fragen, auf die einige Leute mit „Ja“ antworten werden. Nur wird es mit einiger Sicherheit auf der anderen Seite nicht beim „Kein Kommentar“ Apples bleiben.


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