Wie funktioniert die Messung der Sauerstoffsättigung im Blut mit der Apple Watch Series 6?
Alexander Trust, den 16. September 2020Apple präsentierte gestern Abend auf seinem Time-Flies-Event die neue Apple Watch Series 6. Die neue Smartwatch verfügt über zusätzliche Sensoren, die sie in die Lage versetzen den Blutsauerstoffgehalt (SpO2) zu messen.
Wie misst Apple die Sauerstoffsättigung im Blut?
Apple verwendet für die Watch Series 6 zur Messung der Sauerstoffsättigung im Blut das Verfahren der „Pulsoxymetrie“. Was sich komplex anhört, ist – einfach formuliert – eine Lichtmessung der Blutbahnen. Dazu sind auf der Unterseite der neuen Apple Watch weitere Sensoren und LEDs vorhanden.
Apple setzt auf „vier Cluster aus grünen, roten und infraroten LEDs sowie die vier Fotodioden im Glas des Gehäusebodens der Apple Watch, um das vom Blut zurückreflektierte Licht zu messen.“ Dazu nutzt die Apple-Smartwatch dann einen „Algorithmus, der den Sauerstoffgehalt im Blut in einem Bereich zwischen 70 und 100 Prozent misst“ (Apple).
Pulsoxymetrie bereits seit 1935
Wer jetzt denkt, dass Apple mit der Einführung solcher Sensoren sehr fortschrittlich handelt, der sollte noch einen zweiten Blick wagen. Denn tatsächlich wurde das „optische Messprinzip der Sauerstoffsättigung erstmals 1935 von Karl Matthes in Leipzig am menschlichen Ohrläppchen beschrieben“ (Wikipedia).
Natürlich hat sich das Verfahren seither weiterentwickelt und kann man bei Apple darauf vertrauen, dass die Auswertungen verlässliche Ergebnisse erzielen. Die größte Hürde bei der Integration stellen aber vermutlich einerseits die technischen Herausforderungen dar (Kosten-Nutzen in Bezug auf Batterielaufzeit) und die Anforderungen durch die US-Gesundheitsbehörde (FDA). Da es sich bei der Watch um ein Gesundheitsprodukt handelt, muss Apple derlei Funktionen nämlich im Vorfeld dokumentieren und zur Überprüfung einreichen. Erst wenn die Prüfung bestanden wurde, kann das Feature dann auch tatsächlich realisiert werden.
SpO2 messen, wann man möchte
Ähnlich wie beim EKG kann man mit der Watch Series 6 die Sauerstoffsättigung des eigenen Bluts jederzeit messen. Daneben finden aber auch „regelmäßige Messungen im Hintergrund statt, wenn der Nutzer inaktiv ist, Schlafphasen eingeschlossen“ (Apple). Die Messdaten findet man dann in der Health-App wieder. Dort kann man auch Entwicklungen ablesen, wie sich der Sauerstoffgehalt im eigenen Blut über die Zeit verändert.
Wozu misst man SpO2?
Dass man ein EKG mit der Watch anfertigen kann und die Smartwatch so in der Lage ist, Herzrhythmusstörungen zu erkennen, wenn sie sich anbahnen, ist eine sinnvolle Funktion.
Doch wozu genau misst man überhaupt den Sauerstoffgehalt im Blut? Man kann mit der Überwachung des Sauerstoffgehalts im Blut unheimlich viele mögliche Krankheiten frühzeitig erkennen. So wird bei Neugeborenen die Pulsoxymetrie genutzt, um etwaige Herzfehler zu erkennen. Pumpt das Herz nicht ordentlich, ist der Sauerstoffgehalt niedrig. Der SpO2 wirkt sich auch auf die geistige Leistungsfähigkeit aus. Ist er zu niedrig, kann man sich oft nicht recht konzentrieren. Auch versucht die Schlafmedizin über den SpO2-Wert eine Schlafapnoe zu erkennen und kann man beim Bergsteigen frühzeitig eine Höhenkrankheit erkennen.
Nutzen bei Lungenkrankheiten?
Tatsächlich gibt es sogar Zusammenhänge zwischen aktuellen Infektionskrankheiten wie Covid-19 und dem Sauerstoffgehalt im Blut. Sinkt der SpO2 verspürt man normalerweise irgendwann Atemnot. Wenn aber die Lunge ihrerseits noch ausreichend Kohlendioxid abführt, empfindet man dieses natürliche Zeichen für einen zu geringen Sauerstoffgehalt nicht als Beeinträchtigung. Wird aber über die Pulsoxymetrie ein niedriger SpO2-Wert festgestellt, sollte man sich in ärztliche Behandlung begeben. So gewinnt man Zeit bei der Diagnose der Ursache.
Entsprechend hat Apple seine Watch Series 6 mit einem sinnvollen Feature ergänzt, von dem wir in Zukunft noch lesen werden, wenn es Menschen auf der ganzen Welt über ihren Gesundheitszustand informierte.