App Store: Apple erlaubt Gamestreaming à la Stadia und xCloud – theoretisch

Alexander Trust, den 11. September 2020
Google Stadia
Google Stadia, Bild: Macnotes

Apple veröffentlichte heute neue Richtlinien für Entwickler, die Apps für den App Store einsenden wollen. Das Unternehmen hatte im Rahmen der WWDC 2020 angekündigt, dass es demnächst überarbeitete Richtlinien geben werde. Ab sofort sind nun in der Theorie auch Gamestreaming-Angebote wie Google Stadia und Microsofts xCloud erlaubt.

Wer hätte das gedacht? Ab sofort sind auch Gamestreaming-Angebote im App Store erlaubt, zum ersten Mal. Nun gab es vorher aber viel böses Blut. Zuletzt verzichtete Microsoft darauf, einen begonnenen Betatest für xCloud überhaupt fortzuführen. Stattdessen soll der Service nun vorerst exklusiv für Android erscheinen.

Apple erlaubt Gamestreaming mit Rattenschwanz an Bürokratie

Apple wusste es vermutlich schon, als es trotzdem zu medialem Gewitter mit diversen Unternehmen kam. Nun aber sind mit den neuen App-Store-Richtlinien Game-Streaming-Services erlaubt. Doch die Sache hat einen Haken.

Apps müssen sich Richtlinien halten

Denn jede einzelne im Streaming-Angebot befindliche App oder jedes Spiel muss seinerseits den Richtlinien für Apps im App Store genügen. Die Anbieter der Streaming-Services müssen einerseits Informationen und Metadaten für jedes in dem Service angebotene Spiel bereitstellen. Das dient dazu, eigene Produktseiten für die Spiele im App Store bereitstellen zu können und diese auch in Charts abbilden zu können.

Doch der Anbieter muss außerdem den Quellcode der Spiele zur Durchsicht einsenden, ebenso für jedes Update, das vollzogen werden soll. In der Praxis wird dies vermutlich selbst Microsoft und Google oder Valve (Steam) und Nvidia (GeForce Now) deutlich zu anstrengend sein.

Mögliche Lizenzprobleme

Es ergeben sich daraus aber womöglich noch weitere, rechtliche Schwierigkeiten. Denn die Anbieter wie Google oder Nvidia schließen Lizenzverträge mit Entwicklern und Publishern, die ihnen erlauben, die Spiele auf dem Wege des Streamings bereitzustellen. Die Lizenzverträge sehen bislang vermutlich nicht vor, dass auch Apple den Quellcode und sei es auch nur in einer Form als Streaming-Einzel-App zu Gesicht bekommt.

Sollte sich das Gamestreaming tatsächlich als lukrativ herausstellen, dürften die Anbieter womöglich auch diese bürokratischen Hürden in Kauf nehmen. Doch bislang stecken die Angebote noch mehr oder weniger in den Kinderschuhen.

Warum behandelt Apple Spiele/Software anders als Filme oder Musik?

Videostreaming-Anbieter wie Disney+ oder Netflix müssen Apple nicht für jeden Film oder jede Serie passende Metadaten bereitstellen. Auf diesen Umstand wies auch Microsoft bereits in der Diskussion um xCloud hin.

Diese Frage muss Apple eines Tages noch beantworten.

Companion-Apps auch erlaubt

Ab sofort sind aber in der Theorie nicht nur Game-Streaming-Apps erlaubt, sondern auch Companion-Apps, die selbst keine eigene Funktion anbieten, außer ein anderes Angebot, das womöglich außerhalb des App Store besteht, zu begleiten. So einen Service stellt beispielsweise der E-Mail-Service Hey.com dar. Auch deren Entwickler waren sauer auf Apple, könnten nun aber eine Companion-App anbieten.

Voraussetzung für diese Apps ist aber, dass sie keine Aufforderung zum Kauf (außerhalb des App Store) beinhalten. Das heißt, die Anbieter müssen die Kunden auf ihr Angebot anders aufmerksam machen. Als Kunden der App/des Service, können sie dann aber die „kostenlos“ verfügbare App nutzen. Dies ist für manche Anbieter von Cloud-Services eine Möglichkeit, an Apple vorbei Geld zu verdienen. Als Kunde darf man nur hoffen, dass dafür die Preise auch entsprechend günstiger ausfallen und nicht etwa trotzdem eine Apple-Pauschale enthalten.


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