MacBook 12 Zoll: Leider eine Misserfolgsgeschichte

Alexander Trust, den 28. Mai 2020
MacBook 12 Zoll auseinandergebaut
MacBook 12 Zoll auseinandergebaut, Bild: iFixit

Im April 2015 kommt eine tolle Wunderkiste auf den Markt. Apples MacBook mit 12 Zoll. Ich bin persönlich sehr begeistert. 3,5 Watt Stromverbrauch… – das ist weniger als viele LED-Birnen in Haushalten. Und was man damit alles anstellen kann. Knapp vier Jahre später ist der Ofen aus.

Das kleine Technikfeuerwerk aus Cupertino, von dem ich persönlich sehr begeistert war, wird eingehen in die Analen des Unternehmens als eines der Geräte mit viel zu hohem Serviceaufwand, der sich betriebswirtschaftlich vermutlich nicht mehr rechnete.

2015: Gib ihm noch ein Jahr Zeit

Apple veröffentlichte das MacBook bereits 2015. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich: Wenn es nicht so teuer wäre, würde ich es mir auch kaufen. Ich wusste aber: Neue Hardware hat immer auch mit Kinderkrankheiten zu leben, entsprechend wollte ich warten. Doch ich kannte zwei (Redaktions-)Kollegen, die sich das Gerät bereits zu dem frühen Zeitpunkt anschafften.

2016: Ich schlage zu, die ersten Hiobsbotschaften trudeln ein

2016 brachte Apple im April ein neues Modell auf den Markt, mit neueren Intel-Prozessoren. Ich kaufte mir eines. Als Arbeitsgerät konnte ich es von der Steuer absetzen.

Doch in der gleichen Zeit gab es die ersten Hiobsbotschaften. Es wurde über diverse technische Probleme berichtet. Nutzer weltweit beschwerten sich zudem über einen Blähbauch, den das Gerät bekam. Der Akku… – Doch außerdem rückt langsam aber sicher die Schmetterlingstastatur in den Fokus der Kritik. Es sammelt sich Staub darunter, teure Reparaturen werden fällig. Das Display löst sich auch schon mal ab.

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Es wird klar, ein Apple-Gerät ohne AppleCare+ zu kaufen, ist unverantwortlich wie russisches Roulette. Zum Glück habe ich AppleCare, denke ich da noch.

2017: Wir tauschen den Akku

2017 erfahre ich von einem Kollegen, dass er bei seinem Gerät den Akku tauschen lassen muss. Apple macht das auf Kulanz. Dass sich der Akku bläht sei ein Sicherheitsrisiko. Das Betriebssystem erinnert ihn daran, dass der Batteriezustand nicht optimal sei und es an der Zeit sei, diesen auszutauschen. Er hatte das Geräte nicht einmal zwei Jahre in Verwendung. Für ein Smartphone ist das ein akzeptabler Lebenszyklus, da es ständig im Einsatz ist, aber für ein Laptop, das nur ab und zu zum Einsatz kommt eher ungewöhnlich. Schließlich tut daneben unser MacBook aus 2011 weiterhin gute Dienste.

2018: Die Tastatur klemmt

2018 schickt der Kollege sein MacBook erneut ein. Die Tastatur klemmt. Obwohl wir Apple alle nichts Böses wollen, stellen auch wir fest, dass die Schmetterlingstastatur ein Fiasko ist. Es geht gar nicht so sehr ums Tippen, sondern mehr um die Anfälligkeit dieser Tastatur. Apple hat dies selbst zugegeben und mehrere „Revisionen“ der Tastatur in unterschiedlichen Laptops zum Einsatz gebracht. Schließlich erfolgte seit Ende 2019 die Auswechslung der Tastatur in der gesamten Modellpalette.

Zum Glück lief AppleCare des Kollegen noch. Sonst wäre es teuer geworden.

2019: Apple schafft das MacBook wieder ab

Als Apple im April 2019 das MacBook Air „aktualisiert“, macht es das Gerät etwas günstiger. Gleichzeitig nimmt es aber das 12 Zoll MacBook aus dem Programm.

2020: Wirtschaftlicher Totalschaden

AppleCare ist im vergangenen Jahr bei meinem MacBook abgelaufen. Es ist gleichzeitig immer noch aktiv, als es plötzlich behauptet, das Startvolumen nicht mehr zu finden. Nach einem Neustart geht dann gar nichts mehr, tagelang. Als wir das Gerät zu Gravis bringen, springt es noch ein letztes Mal an, nur um erneut mitzuteilen, dass es eigentlich aus dem letzten Loch pfeift.

Der Speicher ist kaputt. Der ist jedoch in mehreren Chips auf das Logicboard gelötet. Der Tausch des Bauteils macht das Gerät zu einem wirtschaftlichen Totalschaden. Der Kostenvoranschlag beträgt 809 Euro. Allein das Bauteil von Apple schlägt mit deutlich über 600 Euro zu Buche. Nicht zuletzt gibt auch iFixit die Reparierbarkeit mit bescheidenen 1 von 10 Punkten an.

Schade Apple, dass es nicht geklappt hat

Dass das Gerät keinen Lüfter hatte, dass es so viele anfällige Komponenten beheimatete – das Internet ist voll von Problembeschreibungen. Zugegeben, würde Apple wieder so ein Gerät auf den Markt bringen, ich wäre nicht abgeneigt, wenn ich wüsste, dass es etwas robuster wäre.

Denn abgesehen von den Erfahrungen bei uns selbst und bei Arbeitskollegen gibt es eben tatsächlich viel zu viele Problemberichte von Fremden. Die haben Apple vermutlich auch dazu bewogen, das Gerät vom Markt zu nehmen. Dünner ist eben nicht immer besser. Wir haben das MacBook deshalb jetzt durch ein 2020er MacBook Air ersetzt.


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