Kommentar: Warum die EU Lightning USB-C vorziehen sollte, aber nicht wird

Alexander Trust, den 1. Februar 2020
Lightning-Kabel
Lightning-Kabel, Bild: Apple

Die EU-Kommission verabschiedete unlängst eine Resolution für die Vereinheitlichung von Netzteil-Anschlüssen. Gerade Apple hat damit ein Problem, da es sein proprietäres Lightning in Rente schicken müsste. Zwar hat das gegenüber USB 3.x Type C Geschwindigkeitsnachteile. Trotzdem bin ich der Meinung sollte sich die EU-Kommission für Apples Anschlusstechnologie entscheiden.

Ja, Lightning ist langsam

Apple führte Lightning mit dem iPhone 5 im Jahr 2012 ein. Seitdem hat der iPhone-Hersteller an dem System nicht viel verändert. Vor allem die Geschwindigkeiten bei der Datenübertragung sind im Vergleich zu modernen USB-Anschlüssen leider zu langsam.

Doch an diesem Punkt könnte Apple auch nachbessern und alles wäre „gut“.

Lightning hält was es verspricht

Zum einen kann man ein Lightning-Kabel ähnlich wie eines vom Typ USB-C beidseitig einstecken. Es gäbe also diesbezüglich keine Abstriche.

Darüber hinaus aber hält Lightning in jedem Fall, was es verspricht. Anders als USB-Kabel. – Das jüngste, prominente Beispiel für einen Kundennepp mit USB ist Facebooks Oculus Quest. Im Lieferumfang des Virtual-Reality-Headsets enthalten ist ein USB-C-Kabel. Nun veröffentlichte der Anbieter vor kurzem per Softwareupdate ein neues Feature für die VR-Brille. Man kann sie nun an den PC anschließen und dort Spiele in der virtuellen Realität spielen, die eigentlich für andere VR-Headsets gedacht waren. Das einzige Problem: Das mitgelieferte Kabel kann man für den Anschluss an den PC nicht verwenden. Es reicht aus, um die VR-Brille aufzuladen, aber es unterstützt nicht die hohen Datenübertragungsraten, die für die neue Funktion notwendig sind.

USB-Kabel sind ein Flickenteppich

Nun möchte die EU ja gerade der Umwelt helfen. Lightning-Kabel bieten „immer“ die gleiche Funktion und Leistung, da Apple dies fordert, selbst wenn das Kabel von einem Drittanbieter stammt. Dazu gibt es die MFi-Zertifizierung.

Bei USB hingegen schaut dies ganz anders aus. Die allermeisten Hersteller nämlich liefern in der Regel nur solche Kabel mit, die ungefähr das tun, was sie sollen, aber sonst nichts. Das führt zu komischen Trieben. Ein USB-Kabel, das einem günstigen MP3-Player oder Kopfhörer beiliegt beispielsweise, kann man nicht (immer) auch verwenden, um damit eine Digitalkamera anzuschließen. Denn manche Kabel bieten gar keine Datenleitung, andere Kabel bieten nicht die gleiche Stromübertragungsleistung wie andere Kabel. Da niemand einen Maßstab setzt, gibt es dort draußen vor allem eines: Kraut und Rüben an USB-Kabeln.

Wer sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt hat, dem erklärt Wolfgang Rudolph vom CC2tv sehr schön, was es mit den unterschiedlichen Kabeln auf sich hat.

Gerade wegen der Erklärungen von Rudolph gilt: Entweder die EU gibt einen Standard für das Kabel ebenfalls verpflichtend vor, oder aber das Projekt krankt schon, bevor es überhaupt umgesetzt wird.

Addendum: Apple hat viel zu verlieren

Unabhängig davon, ob Apple auch argumentiert, dass eine Vereinheitlichung dazu führen könnte, dass der Fortschritt dabei auf der Strecke bliebe, hat der Konzern sicherlich viel zu verlieren.

Denn das Unternehmen kann derzeit für Lightning noch Lizenzgebühren verlangen. Beim Wechsel auf USB-C müsste das Unternehmen davon Abstand nehmen und stattdessen seine Netzteile mit anderen Anschlüssen ausstatten. Natürlich könnte Apple auch früher als später einfach auf ein Ladekabel verzichten und die Geräte nur noch kabellos laden.

Wenn ich jetzt jemandem zu viel Bullshit geschrieben haben sollte, wäre ein Kommentar prima. Denn dann können wir diesen Beitrag noch anpassen.


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