Apple-Zuliefererbericht: 127 Prüfungen, verdoppelte Verstoßzahl gegen Richtlinien

rj, den 15. Februar 2011

Immerhin: Apple prüft die Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern stärker und zieht im Fall massiver Verstöße gegen die eigenen Richtlinien die Konsequenzen. Von Zwangs- und Kinderarbeit, Vergiftungsfällen, Aktenfälschungen und unzulässig langen Arbeitszeiten wurde berichtet. Neben Apples eigenen Untersuchungen ist nun mit Prüfungen durch unabhängige Institutionen zu rechnen.

Apple steht oft in der Kritik, was die Bedingungen für die Arbeitnehmer bei den typischerweise chinesischen Zulieferfirmen angeht. Während die Missstände dort in der Regel auch bei Herstellern für andere westliche IT-Firmen zu beobachten sind, steht Apple und seine Zulieferer in der Regel stärker im Rampenlicht – wobei sich Apple sowohl in Sachen Umweltschutz als auch bei den Arbeitsschutzbedingungen zur Einhaltung „höchster Standards der Verantwortlichkeit“ bekennt und verpflichtet.

Kinderarbeit wurde in 9 Firmen diagnostiziert – wobei ein Unternehmen für 42 der insgesamt 49 minderjährigen Arbeiter verantwortlich war, Apple terminierte daraufhin die Zusammenarbeit. Als Zwangsarbeit wurde die Erhebung von Anstellungsgebühren von Arbeitern betrachtet, die erhebliche Lohnanteile an Vermittlungsagenturen abgeben mussten – eine Rückzahlung wurde seitens Apple angeordnet.

Die Vergiftungsfälle mit N-Hexan wurden schon von anderen Organisationen kritisiert, Apple vermeldet nun, dass das Lösungs- und Reinigungsmittel nicht mehr eingesetzt wird sowie die Belüftung bei den entsprechenden Arbeitsplätzen verbessert wurde. Den Selbstmordfällen bei Foxconn wird ein eigenes Kapitel gewidmet, in dem weitere Verbesserungen der Arbeitsbedingungen benannt werden. Tim Cook hat laut Bericht die Foxconn-Produktionsstätten in Shenzen zusammen mit anderen Apple-Managern selbst besichtigt. Der Zulieferer erhält im Audit gute Noten: die ergriffenen Maßnahmen hätten Apple zufolge definitiv „Leben gerettet“.

Zugute halten muss man Apple auf jeden Fall die seit Start der Audits permanent wachsende Zahl der Überprüfungen. 39 Checks der Arbeitsverhältnisse wurden 2007 vorgenommen, auf 127 Prüfungen stieg diese Zahl bis 2010 an, wobei 30 Audits bei bereits geprüften Betrieben vorgenommen wurden – nicht nur bedingt durch die wachsende Zahl der Zulieferfirmen nehmen die Prüfungen damit zu, auch die „Repeated Audits“ steigen an. Inzwischen habe man über 300.000 Arbeiter geschult und mehr als 6.000 Leiter und Manager zur verantwortungsvollen Beschäftigung und Arbeitssicherheit angeleitet. Von 59 auf 93% sei die Zahl der Befragten angestiegen, die in Apples Zulieferfirmen angstfrei über ihre Arbeitsbedingungen berichten konnten – dabei ist zu berücksichtigen, dass im Audit auch zwei Fälle benannt werden, in denen Arbeitern die Antworten für die Apple-Auditoren vorgegeben worden seien. Mehrfach wurde die Kooperation angesichts massiver Verstöße gegen Apples Richtlinien beendet, in den anderen Fällen benennt Apple ergriffene Maßnahmen zur Verbesserung der Produktionsbedingungen.

Im Bericht genannt sind auch die „conflict minerals“, die zur Herstellung der Apple-Geräte benötigt werden und oft in Bürgerkriegsgegenden oder unter dem Regime von Warlords gewonnen werden. Genannt werden Tantal, Zinn, Wolfram und Gold und die Zahl von insgesamt 109 Unternehmen, von denen die Stoffe geliefert werden. Zusammen mit der „Global e-Sustainability Initiative“ (GeSI) will man die Nutzung von ausschließlich „conflict-free“ gewonnener Ressourcen vorantreiben. Dies nebenbei auch die Forderung der Aktionskünstler The Yes Men, die mit dem „iPhone CF“ eine Fake-Seite zum „konfliktfreien iPhone“ launchten, die Apple kurz darauf sperren ließ.

Der Report für 2011 liegt als 25-seitiges PDF vor.


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