Test: AirPods Max sind nicht für jedermann

Alexander Trust, den 4. Januar 2021
AirPods Max in Sky Blau
AirPods Max in Sky Blau, Bild: Alexander Trust

Sieht man vom Preis ab, gibt es noch viele weitere Gründe, warum man Apples neue AirPods Max Kopfhörer nicht jedem bedenkenlos empfehlen kann. Wir haben die Kopfhörer in der Redaktion von Macnotes auf eigene Kappe gekauft und nun seit zwei Wochen im Einsatz. Es ist an der Zeit ein Fazit in einem Test zu den AirPods Max zu ziehen.

Wir tun das vor allem in puncto Audio nur mit ein wenig Bauchschmerzen. Denn wir sind keine Audio-Experten. Aber das hält andere Redaktionen ja schließlich auch nicht davon ab, ihren Senf dazu abzugeben.

Hallo, AirPods Max

Der erste Eindruck ist entscheidend, und also legt Apple viel Wert auf die Verpackung und das Auspackgefühl. Man merkt aber auch in diesem Fall, dass sich einige Dinge beim Unternehmen zugunsten der Umwelt ändern. Es verwendet nun noch mehr Verpackungsmaterial aus recyclingfähigem Verbundstoff. Waren Netzteile oder Kabel vor Jahren noch in Kunststoff eingewickelt, kann man sie nun aus Papier auswickeln.

Da wir den Auspackprozess nicht derart zelebrieren wie andere, haben wir leider keine Fotos davon gemacht. In jedem Fall aber fiel uns auf, dass die Schalen für die Ohrmuscheln aus Pappe sind und sowohl die Schutzhülle der AirPods Max als auch das Netzteil in ein milchiges Papier gewickelt waren.

Das Design gefällt nicht jedem

Einer der Gründe, warum man die Kopfhörer nicht jedem empfehlen kann, ist das Design. Persönlich gefallen sie mir. Ich bin ehrlich, wir hätten sie bei Macnotes gar nicht erst angeschafft, wenn ich mich nicht mit dem Design hätte anfreunden können, und dann hätte es auch keinen Test zu dem Produkt gegeben. Wir haben uns für die Variante in Sky Blau entschieden. Die Ohrmuscheln aus Aluminium sind dabei in einem saftigen Blau gefärbt. Die Ohrpolster sind aus einem gewebten Stoff mit Futter. Das Obermaterial ist leicht atmungsaktiv und nicht ganz so blau wie die Ohrhörer selbst.

Ich kann aber durchaus verstehen, dass es Personen gibt, die das Design der AirPods Max nicht mögen. Es wirkt zugegeben ein wenig „aus der Zeit gefallen“. Obwohl sie wegen des Chroms und Aluminiums auch futuristisch anmuten, haben sie einen gewissen Retro-Charme.

Die Designsprache der AirPods Max finden wir so übrigens auch bei Apples Mac Pro wieder. Denn auch der hat Chrom-Elemente und mischt sie mit Aluminium. Wenn ich an dieser Stelle ein Gedankenexperiment wagen darf, dann erleben wir 2021 vielleicht einen iMac mit Apple Silicon, der ebenfalls diese Designsprache nutzt. Aber das sind womöglich nur Hirngespinste.

Über die Schutzhülle macht man sich lustig

Wer sich auf die Suche begibt, der findet übrigens im Internet eine ganze Reihe von Memes, die sowohl die Kopfhörer und deren Preis, allen voran aber die Schutzhülle in Kombination mit den Kopfhörern auf die Schippe nehmen. Es werden Vergleiche angestellt mit Handtaschen, Portemonnaies, Büstenhaltern oder Schlafmasken, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Entsprechend ist das Design der Schutzhülle auch ein Thema, aber es taugt nicht zum Aufreger.

Case ist kein Problem

Denn: Sollte man sich die AirPods Max kaufen, muss man die Kopfhörer nicht in die Schutzhülle packen. Ja, sie bietet eine zusätzliche Funktion, die über den integrierten Magnetverschluss realisiert wird. Packt man die AirPods Max nämlich in die Schutzhülle und schließt diese, werden die Kopfhörer auch von allen Geräten abgemeldet und deren Bluetooth-Verbindung deaktiviert. Sie verwenden auf diese Weise noch einmal weniger Strom, und also hält der Akku länger durch.

Tatsächlich zeigte sich im Praxistest vielerorts, dass die Kopfhörer, auch wenn sie einfach nur herumliegen, stufenweise weniger Strom verbrauchen und letztlich irgendwann, selbst ohne in der Schutzhülle zu stecken, in den Niedrigenergie-Modus wechseln. Doch wir reden hier von wenig und noch weniger. Wer die Kopfhörer entsprechend nicht in das Case steckt, kann die Kopfhörer womöglich im Verlauf eines Tages vielleicht eine Stunde länger nutzen. Mehr nicht. Lässt man sie beispielsweise über Nacht liegen, wechseln sie automatisch in den Niederigenergie-Modus und man merkt von dem Effekt in der Praxis nicht mehr viel. Wer die Akkulebensdauer der AirPods Max aber erhöhen möchte, der kann sie regelmäßig in die Schutzhülle stecken, so wie Serienstar Tony Shalhoub als Adrian Monk in schöner Regelmäßigkeit zur Zahnseide griff.

AirPods Max sind hochwertig

Wir wollen und können in diesem Test zu den AirPods Max aber auch positive Dinge sagen. Die Verarbeitung der Kopfhörer ist nämlich top. Sie fühlen sich nicht nur hochwertig an, sie sind es auch. Dies hat natürlich mit den verwendeten Materialien zu tun. Man muss übrigens nicht unbedingt zur Konkurrenz schauen, sondern kann auch bei Apples Beats-Marke fündig werden. Dort haben selbst die Studio-Kopfhörer deutlich mehr Kunststoff verbaut. Das ist ein angenehmer Unterschied zur vielen Konkurrenten.

Ein Vorteil: Ohrpolster austauschbar

Apple hat die Ohrpolster bei den AirPods Max ebenfalls über ein Magnetsystem auswechselbar gemacht. Statt sich aber über den Preis für ein Paar (79 Euro soll es kosten) zu mokieren, wollen wir zwei Vorteile aufführen. Zum einen nutzen sich die Ohrpolster von Kopfhörern bei häufigem Tragen oft ab. Gut, dass man sie so einfach wechseln kann. Ein Schelm aber, wer dabei Böses denkt, dass Apple nun extrovertierten Individualisten ein teures Hobby an die Hand gibt, indem Sie Ohrpolster in unterschiedlichen Farben nach Ihrem Gutdünken mischen können, wenn sie das nötige Kleingeld im Geldbeutel haben.

Kopfhörer besser zu reparieren?

Zum anderen aber kommt man, wenn man die Ohrpolster abnimmt, und die dahinter liegenden Schrauben löst, vermeintlich einfacher an die Technik und könnte besser als zuvor den Akku wechseln. Das ist zumindest der erste Eindruck, den man haben kann. Beim Auseinanderbau von iFixit stellte man aber fest, dass auch die Gitter hinter den Ohrpolstern nicht nur durch Schrauben, sondern auch durch Kleber zusammengehalten werden, und dass das Lösen der Schrauben alleine nicht hilft. Trotzdem gibt es Hoffnung, dass das Produkt zumindest deutlich langlebiger ist als andere.

Kopfhörer mit Verbindungsproblemen?

Ein Thema für sich ist die Verbindung zu anderen Geräten. Die kabellosen Kopfhörer sollen eigentlich sehr gut und schnell mit Apple-Geräten verbunden werden können. Das stimmt auch, in vielen Fällen. Aber Wehe, es geht mal etwas schief, dann ist der Wurm drin, und es hilft oft nur das Zurücksetzen und/oder Neuverbinden. Zum Teil liegt es gar nicht an den Kopfhörern selbst, sondern an den anderen Geräten, genauer gesagt deren Betriebssystem (iOS und macOS lassen grüßen).

Automatische Verbindung ein Fluch und Segen zugleich

Wir haben im Test der AirPods Max vor allem festgestellt, dass Apples automatische Verbindung zu den Kopfhörern ein Problem sein kann. Gerade dann, wenn man im Umkreis gleich mehrere Geräte nebeneinander stehen oder liegen hat. Zum Problem wurde für uns der Wechsel der Verbindung, das sogenannte Handoff oft, wenn das iPhone in der Nähe des Desktop-Mac lag. Ich greife manchmal zum iPhone, um darauf den Taschenrechner zu nutzen, oder ein Foto zu machen und auf eine Nachricht zu reagieren, selbst wenn ich am Rechner sitze. In dem Fall geht die Audiowiedergabe am Mac zwar weiter, aber auf dem iPhone heißt es, die AirPods Max seien damit verbunden. Das merkt man spätestens dann, wenn man das iPhone wieder sich selbst überlässt und irgendwann ein unschönes Knacken in den AirPods Max wahrnimmt. Vermutlich ist das der Moment, an dem die Verbindung wieder zurückgegeben wird.

Ganz genau können wir das Problem nicht auflösen. Doch auch aus Erfahrung mit anderen Apple-Kopfhörern wissen wir, das diese gut gemeinte Funktion noch nicht ganz ausgereift ist und gerade bei einer Vielzahl von Geräten zum Problem werden kann. Irgendwie schafft Apple den Spagat noch nicht zwischen Energiesparen, Schlafen, automatischem Wechsel, jedenfalls nicht so reibungslos, wie man es sich wünschte. Kommt das System mal durcheinander, hilft zuverlässig das Entfernen/Vergessen des Geräts und neu hinzufügen.

Wir haben uns in der Redaktion aber zu einem anderen Schritt entschieden, damit wir „länger“ was von der Audiowiedergabe haben. Und zwar haben wir am iPhone, iPad und dem Desktop-Mac die automatische Verbindung zu den Kopfhörern abgeschaltet. Denn meist hören wir nur am Mac mit den AirPods Max und aber am iPhone mit den AirPods Pro Musik. Es ist sicherlich eine Frage der Software und nicht der Geräte selbst. Also werden wir dieses Verhalten in Zukunft weiter beobachten.

Was aber gut klappt, ist der Wechsel vom kabelgebundenen Modus hin zum kabellosen. Hat man die Kopfhörer im Xbox-Controller angeschlossen, zieht das Kabel. Legt den Kopfhörer bei Seite und nimmt ihn dann wieder zur Hand, setzt es die Wiedergabe am iPhone, iPad, Mac oder Apple TV fort, wenn man dort zuvor etwas wiedergegeben hat.

Headset? Ja, aber

Das zuvor gesagt gilt übrigens auch, wenn man die Freisprechfunktion der Kopfhörer nutzen will, und beispielsweise eingehende Anrufe darüber beantworten. Je nachdem, mit welchem Gerät man verbunden ist, klappt das manchmal besser und manchmal schlechter. Denn auch Anrufe ohne Kopfhörer am iPad oder Mac anzunehmen, gerät manchmal zur Glücksache. Man hört zwar den Gegenüber, er einen aber nicht.

Sind die AirPods Max mit dem iPhone verbunden, ist das kein Problem. Die Sprachqualität der eingebauten Mikrofone ist ordentlich. Aber sie ersetzen nicht ein echtes Studiomikrofon. Man sollte also nicht versuchen, einen Podcast damit aufzuzeichnen.

Verwirrung bei der Audioqualität

Viele Kritiker bemängeln, dass Apple es nicht schafft, qualitativ hochwertige Musik für den tollen Kopfhörer anzubieten. Über Apple Music beispielsweise oder den iTunes Store erhält man Audiodateien, die mit 256 kbit/s im AAC-Format komprimiert werden. Es handelt sich dabei um ein verlustbehaftetes Format. Plattformen wie Spotify oder Deezer bieten Ihrerseits gegen Aufpreis auch das Streaming von Inhalten in vermeintlich hochwertigeren Formaten an. Letztlich scheitert aber alles am Flaschenhals Bluetooth. Denn der Funkstandard selbst setzt Grenzen, in denen Apple sich bewegt, und wer dann Kopfhörer per Bluetooth anschließt, wird allzu große Unterschiede nicht feststellen.

Apple nutzt allerdings zur Wiedergabe auf AirPlay-Empfängern ein verlustfrei komprimiertes Format namens Apple Lossless Audio Codec, kurz ALAC, und das ist sogar Open Source. Man kann Musik in dieses Format umwandeln, dann aber nicht einfach kabellos per Bluetooth übertragen. Denn AirPlay ist ein WLAN-Protokoll.

Aussagen zu Details findet man leider weder bei Apple selbst, noch verlässlich in Apples Supportforen. Ich habe mehrere Stunden Recherche betrieben zum Thema AirPlay, Bluetooth und AAC oder ALAC und FLAC. Die Aussagen sind sehr unterschiedlich. Als ich am Mac die App „Audio-MIDI-Setup“ öffnete, während der Wiedergabe an die AirPods Max, zeigte mir diese an, dass der Kopfhörer auf zwei Kanälen mit 32 Bit und 48 kHz Auflösung angesteuert würde. Das sind allerdings nur 16 Bit pro Kanal. Immerhin wäre das aber eine Steigerung gegenüber den 44,1 kHz, von denen ich im Kontext von AirPlay und ALAC sonst las. Da ich aber keine Messegeräte habe, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass die Kopfhörer das Signal auch so wiedergegeben haben und wenn, dann hätte auf dem Rechner eine Umwandlung stattfinden müssen, da die Musik vom Streamingdienst in besagten 16 Bit mit 44,1 kHz kam. Für Feedback zu dem Thema sind wir natürlich dankbar.

Die AirPods Max hören sich aber ansonsten gut an. Nutzer von Beats-Kopfhörern, bei denen von anderen manchmal bemängelt wird, dass sie zu „basslastig“ sind, erfahren mit diesen Kopfhörern ein deutlich ausgewogeneres Klangbild.

Außerhalb des Apple-Ökosystems nur die Hälfte wert?

Sind die AirPods Max außerhalb von Apples Ökosystem nur die Hälfte wert? Man wird nicht alle Funktionen vollumfänglich nutzen können, wenn man die Kopfhörer mit anderen Geräten verbindet. Aber die AirPods Max bieten immerhin auch bei der kabelgebundenen Nutzung die aktive Geräuschunterdrückung an.

3D-Audio funktioniert indes nur im Zusammenspiel mit einem Apple-Gerät. Das Feature wird ein wenig belächelt, aber gerade Filmfans dürften sich zuletzt auch gefreut haben, als Apple ein wenig mehr Tiefe in die Wiedergabe des HomePod brachte. Zum Teil wundert man sich dann über die Effekte und wie sie dem eigenen Kopf einen Streich spielen. Man hat tatsächlich das Gefühl als würden die Geräusche aus unterschiedlichen Standorten kommen, kann also Vorder- und Hintergrund und links und rechts gut voneinander unterscheiden.

Es gibt aber generell einen Unterschied in der Wiedergabe im Apple-Ökosystem und außerhalb.

Wie komfortabel sind die AirPods Max?

Die AirPods Max sind komfortabel. Aber ich hatte die Hoffnung, dass sie noch bequemer sein würden. Was mir positiv auffällt ist, dass ich als Brillenträger nun weniger Druck über die Seiten wahrnehme.

Was sich aber leider nicht verbessert hat ist das Gefühl, Kopfhörer zu tragen. Die Max-Kopfhörer von Apple wiegen immerhin stolze 386 Gramm. Ich gehöre zu den Leuten mit einem Dickschädel. Bei Baseball-Caps oder Wollmützen, bei denen es heißt, eine Größe würde allen sitzen, kommt es bei mir auf die Maße des Herstellers an, ob dieser das Versprechen halten kann. Versteht mich nicht falsch, die Kopfhörer tragen sich gut, aber es gibt Momente, in denen ich merke, dass ich sie trage, und dann werden sie mir fast zu schwer. Ein wenig kann man das „Problem“ dadurch lösen, dass man die Teleskop-Arme richtig einstellt und den Bügel an eine andere Position am Kopf schiebt. Ich muss aber zugeben, dass ich in dieser Beziehung sehr empfindlich bin und nicht als Maßstab herhalten kann.

Keine Kopfhörer für den Sport?

Kann man die AirPods Max nicht für den Sport einsetzen? Man sollte vielleicht die Frage stellen, was für einen Sport ist. Beim Yoga kann man sie ohne Weiteres aufziehen, beim Virtual-Reality-Fitness mit Oculus Quest machen die AirPods Max ebenfalls eine ordentliche Figur. Aber schweißresistent sind sie nicht. Auch haben schon andere Leute ausprobiert, dass man sie beim Laufen eher nicht tragen kann. Entsprechend sollte man vor allem für aktiveren Sport mit viel Bewegung auf sie verzichten. Die Max sind fürs Musikhören gedacht.

Fazit

Die AirPods Max sind ein hochwertig verarbeitetes Paar Kopfhörer, das man im Apple-Universum prima für den heimischen Musikgenuss nutzen kann. Für bewegungsreichen Sport sind sie eher nicht geeignet, fürs Musikhören sehr wohl. Sie übersteuern nicht, bieten aber ein klares Klangbild, bei dem man einzelne Instrumente gut voneinander unterscheiden kann.

Apple hat vor allem einigen technischen Schnickschnack eingebaut, der im Zusammenspiel mit den eigenen Geräten die Wiedergabe gegenüber der kabelgebundenen Wiedergabe optimiert.

Das Design der Kopfhörer ist Geschmacksache und dazu kommt, dass die kabellose Verbindung nicht immer so reibungslos funktioniert, wie Apple sich das vielleicht wünscht.

Stimmt trotzdem das Preis-Leistungs-Verhältnis der AirPods Max? Für meinen Geschmack sind sie durchaus 100 Euro zu teuer. Wenn Apple sie für 499 Euro verkaufen würde, hätte ich weniger Bauchschmerzen sie jemandem zu empfehlen. Unterm Strich bereue ich den Kauf aber nicht, und das ist die Hauptsache.


Ähnliche Nachrichten

Testergebnis

URS: 7,8 von 10
7,8

Positives

  • tolles Design
  • ordentlicher Klang
  • gute Verarbeitung

Negatives

  • Betriebssysteme verursachen manchmal Verbindungshickhack
  • Außerhalb des Apple-Ökosystems "ein bisschen" weniger wert
  • Preis durchaus 100 Euro zu teuer

Zugehörige Produkte