Hat Apple- und Amazon-Zulieferer Lens Technology Zwangsarbeiter eingesetzt?

Alexander Trust, den 31. Dezember 2020
iPhone 6 silber (Rückseite Kamera)
iPhone 6, Bild: CC0

Das Tech Transparency Project teilte Dokumente mit der Washington Post. Aus diesen Unterlagen geht hervor, dass bei Apple- und Amazon-Zulieferer Lens Technology uigurische Zwangsarbeiter zum Einsatz gekommen sein sollen. Apple dementiert die Vorwürfe.

Demnach sollen tausende Uiguren aus der Region um Xinjiang bei Lens Technology zur Arbeit eingesetzt worden sein sollen, als China in den Lockdown ging.

Apple dementiert Vorwürfe

Apple ließ in einer Stellungnahme wissen, dass die Behauptungen unwahr seien. Lens Technology habe keine uigurischen Arbeiter aus der Xinjiang-Region eingesetzt.

Darüber hinaus fügte der Apple-Sprecher hinzu, dass man keine Toleranz gegenüber derlei Arbeitsverstößen habe. Sollte ein Verstoß gegen die Vorgaben bestehen, würde man gegebenenfalls die Geschäftsbeziehungen beenden.

Wie sehr überwacht Apple seine Zulieferer?

Die Mitarbeiter von „The Tech Transparency Project“ indes widersprechen Apples Dementi. Sie gehen davon aus, dass der Konzern aus Cupertino seine Zulieferer nicht in dem Maße überwacht, wie es notwendig wäre.

Die Vorwürfe der Zwangsarbeit seien zudem ganz offen im Internet „belegbar“. Dabei berufen sie sich auf Beiträge einer chinesischen Nachrichtenagentur, die Transportflüge uigurischer Zwangsarbeiter zu einer Produktionsstätte von Lens Technology beschreibt. Als China den privaten Flugverkehr während des Lockdowns einstellte, seien die Mitarbeiter mit einer eigens gecharterten Maschine eingeflogen worden.

Darüber hinaus beschreibe ein weiterer Artikel den Transfer von Zwangsarbeitern zu einem Produktionsstandort Lens Technologys in Hunan.

Angaben zu den Arbeitsbedingungen in den Fabriken gibt es nicht. Lens Technology soll über 100.000 Mitarbeiter haben. Das Unternehmen beliefert Apple vor allem mit Kameralinsen und passenden Gläsern für das iPhone. Auch Amazon und Tesla gehören zu den Kunden.

Berichte über Zwangsarbeit häufen sich

Die neuen Enthüllungen gehören nicht zu den ersten dieser Art. Apple kündigte im März nach Bekanntwerden von Verstößen die Zusammenarbeit mit dem Zulieferer O-Film. Das Unternehmen lieferte für Apple unter anderem Kamera-Module für das iPhone 8 und das iPhone X.

Bei den Uiguren handelt es sich um eine muslimische Minderheit in China. Die chinesische Administration bezeichnet das Vorgehen als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die die Personen vor der Armut bewahren sollen. Aus Interviews mit Betroffenen weiß man allerdings, dass den Personen lediglich die Wahl gelassen wird, einen Job fern der Heimat anzunehmen, oder aber in einem Arbeitslager eingesetzt zu werden.

In den USA möchte die Politik den Import von Bauteilen und Rohstoffen aus Gegenden, in denen Zwangsarbeit eingesetzt wird, verhindern. Apple gehörte zu den Beteiligten, die gegen die Einführung eines solchen Gesetzes lobbyierten. Allerdings ist die Situation deutlich komplexer als hier darstellbar.


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