Insiderhandel: Ehemaliger Anwalt Apples im Fadenkreuz der US-Justiz

Alexander Trust, den 29. April 2020
Börse New York in der Wall Street
Börse New York in der Wall Street, Bild: CC0

Der Staatsanwalt von New Jersey klagt Gene Levoff des Insiderhandels an. Der ehemalige Anwalt Apples habe mit Informationen über Umsätze des Unternehmens, die er frühzeitig erlangte, Börsengeschäfte betrieben. Der Anwalt wehrt sich (nicht).

Tatsächlich argumentiert Levoff, dass die Anklage verfassungswidrig sei. Er dementiert also die Vorfälle nicht.

Ist Insiderhandel strafbar?

Auf den ersten Blick gibt es Verurteilungen wegen Insiderhandels. Entsprechend lautet die Schlussfolgerung: Natürlich ist Insiderhandel strafbar. Die Begründungen der US-Gerichte, die Personen wegen Insiderhandels bestraften, seien jedoch nicht verfassungskonform.

Das sehen offenbar auch viele Experten in den USA so. Erst Recht Anwalt Kevin Marino, der Levoff in diesem Fall vertritt. Es gäbe kein einziges „Gesetz“, das explizit verbietet, was geschehen sei. Es gibt sehr wohl ethische Implikationen. Doch es ist schwer zu argumentieren, dass der Vorgang strafbar sei, wenn jemand, der einen Wissensvorsprung gegenüber anderen hat, versucht sich damit einen Vorteil zu verschaffen.

Fehlende Gesetzesgrundlage bei Insiderhandel

Der Vorwurf des Beklagten lautet also, dass die Gesetzesgrundlage zur Verurteilung fehle, obwohl es in den vergangenen Jahren Verurteilungen gab. Es seien ausschließlich Argumente von Richtern, die ohne Gesetzesgrundlage geführt wurden.

Levoff mit Insiderwissen

Unzweifelhaft verfügte Gene Levoff über Insiderwissen. Er saß in Apples Offenlegungsausschuss und hatte somit Zugriff auf Apples Quartalsberichte, noch ehe die Öffentlichkeit sie kannte.

Laut der Anklage tätigte Levoff mehrere Geschäfte an der Börse mit Hilfe seines Wissens. Er konnte so einerseits 227.000 US-Dollar Gewinne erzielen und konnte gleichzeitig weitere 377.000 US-Dollar an Verlusten vermeiden, indem er die Aktie frühzeitig wieder abstieß.

Ironisches Geschmäckle

Die Vorfälle gehen zurück auf das Jahr 2011. Apple selbst wollte damals seine Konzern-eigenen Kriterien für den Handel mit Aktien durch Mitarbeiter überarbeiten. Levoff saß Gremien vor, die entschieden, dass manches Vorgehen inakzeptabel sei. Trotzdem habe er im gleichen Atemzug, in dem er andere über Verbote informierte, selbst Handel getrieben.

Levoff sieht sich sechs Anklagen wegen Aktienbetruges (engl. „security fraud“) ausgesetzt und sechs weiteren Anklagen wegen Telekommunikationsbetrugs (engl. „wire fraud“). Im Maximum erwarten den ehemaligen Apple-Anwalt Strafen von 12 mal 20 Jahren Gefängnis. Zusätzlich könnte er fünf Millionen US-Dollar Strafe für den Wertpapierbetrug erwarten. Weitere 250.000 US-Dollar oder doppelt so viel wie es ihm Vorteile oder anderen Nachteile verschaffte.

Levoff bis 2018 bei Apple

Apple wurde erst 2018 von den Vorfällen gewahr. Nach einer Untersuchung entließ man Levoff daraufhin.

Wie Bloomberg berichtet, befindet sich L. derzeit auf Kaution auf freiem Fuß. Formal angeklagt hatte ihn im Februar 2019 die US-Börsenaufsicht. Nun wird sein Fall also von der Staatsanwaltschaft in New Jersey verhandelt.


Ähnliche Nachrichten