Test: Das große Mac-Buch für Einsteiger und Umsteiger
Alexander Trust, den 25. Februar 2015In unserem Test schauen wir uns „Das große Mac-Buch für Einsteiger und Umsteiger“ an, das im Verlag Vierfarben erschienen ist. Es handelt sich um ein Handbuch und einen Leitfaden für Mac-Nutzer und solche, die es werden wollen. In der aktuellen Auflage werden Nutzer an OS X Yosemite herangeführt.
Noch nie einen Mac besessen? Windows-Nutzer, der gerne zum Mac wechseln möchte und dabei seine Daten mitnehmen? Die Autoren Jörg Rieger und Markus Menschhorn erklären in „Das große Mac-Buch für Einsteiger und Umsteiger“ wie man den Umstieg bewerkstelligen kann und wie man sich Schritt für Schritt dem Mac nähert.
Kritik an Kapitel 1
Wenn ich an dem großen Mac-Buch etwas auszusetzen habe, dann ist es der Inhalt des ersten Kapitels, und tatsächlich nur dieser. Es wird von den Autoren ein Kauf-Ratgeber vorweggeschickt, der Nutzer beraten soll, welcher Mac (Mac mini, iMac, Mac Pro, MacBook Air oder Pro) für ihn oder sie am geeignetsten ist. In diesem Kapitel wird zu viel vom Mac „geschwärmt“, und nur leichte Kritik geäußert. Ich gebe zu, dass es für Autoren eines solchen Buches, die natürlich wollen, dass sich Nutzer einen Mac kaufen, ein bisschen problematisch erscheinen mag, sich kritisch mit den Geräten auseinander zu setzen, doch als Chefredakteur einer Mac-Seite habe ich es nie unterlassen, die Hard- und Software aus Cupertino kritisch zu hinterfragen.
Deshalb stört es mich, wenn ich lesen muss, dass das MacBook Air „ultraleicht“ sei und „superdünn“, seine Bauweise als „ultrakompakt“ charakterisiert wird, und es „alles bietet, was man unterwegs braucht“. Wenn dem so wäre, gäbe es keine Kaufargumente für ein MacBook Pro, oder würde Apple die Geräte verkaufen wie warme Semmeln. Dass es tatsächlich Argumente gibt, dass je nach Einsatzzweck doch manches fehlt, sollte den Autoren des Buches nicht verborgen geblieben sein. Das MacBook Pro hat hingegen eine „formschöne Aluhülle“. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und so gibt es durchaus Nutzer, die das Design anderer Notebooks fremder Hersteller schöner finden. Der iMac wird von den Autoren sogar als „eine Augenweide für jeden Schreibtisch“ beschrieben. Muss das sein? Warum aber Rieger und Menschhorn behaupten, „(w)elches Modell Sie wählen, spielt beim iMac keine Rolle“, erschließt sich mir nicht. Es ist sogar je nach Einsatzgebiet enorm wichtig, darauf zu achten, dass man die Macs richtig konfiguriert. Die Verwaltung riesiger Fotosammlungen und Bildbearbeitung, sowie der Videoschnitt generell, profitieren von mehr Arbeitsspeicher. Beim kleinsten iMac kann man wegen seiner „ultrakompakten“ Bauweise, die vom MacBook abgeguckt ist, RAM nicht mehr aufrüsten. Darüber hinaus sind die Grafikchips für professionellere Anwendungszwecke erst in den „großen“, „teuren“ Modellen wirklich ausreichend.
Das iPad wird in der Kaufberatung im ersten Kapitel ebenfalls erwähnt, aber als Desktop-Ersatz bekommt es von den Autoren des großen Mac-Buch nur das Prädikat als Surf- und Mail-Gerät nützlich zu sein. Mit- oder ohne Bluetooth-Keyboard und zum Beispiel mit der WordPress-App, die mittlerweile sogar einen WYSIWYG-Editor bietet, oder SSH-Tools und Programmier-Editoren, könnten manche Nutzer in Nischen sehr wohl ein MacBook damit ersetzen. Sehr gut kann man mit Apples Tablet einfache Podcasts anfertigen und die Bearbeitung von Fotos und Videos oder das Erstellen von Diashows ist ebenfalls möglich, Dank der Touch-Bedienung sogar intuitiver als am Desktop.
Eine Spitze in Richtung Autor Markus Menschhorn: Wendungen wie „zusammengefasst lässt sich sagen“ wurden schon zu meiner Schul- und Hochschulzeit kritisch diskutiert. Sie deshalb von einem Gymnasiallehrer aus Wien zu lesen, ist zumindest eine Bemerkung wert. Ebenso die gehäufte Verwendung von Füllwörtern wie „auch“ oder „her“ und weiteren Bedingungswörtern, die teils mehrfach in einem Satz zum Einsatz kommen und deshalb semantisch „doppelt gemoppelt“ sind. Das muss nicht sein. Das Buch hätte so 10, 15 Seiten weniger gehabt, und wäre dennoch empfehlenswert geblieben.
Das große Mac-Buch: umfangreich und verständlich
Genug Kritik. Denn überschlägt man einfach das erste Kapitel und lässt sich von den Füllwörtern nicht abbringen, bekommt man sehr viele Informationen gut aufbereitet präsentiert. Dabei wird der Leser im großen Mac-Buch chronologisch herangeführt, will heißen, zunächst wird ihm die Einrichtung und Installation erklärt, dann die grundlegende Bedienung. Immer finden sich Screenshots oder Fotos, die die Arbeitsschritte bebildern, bspw. beim Benutzen von Maus oder Trackpad oder dem Einrichten einer Apple-ID.
Als Windows-Umsteiger wird man nicht immer gesondert behandelt, bekommt aber, wenn nötig, besondere Hinweise. So zum Beispiel, wenn es darum geht, den Unterschied der Tastatur zu erläutern, oder wo man das @-Symbol findet, usf. Gut finde ich zudem, dass der Leser animiert wird, Dinge auszuprobieren, wenn es um die Bedienung per Tastatur, Maus und Trackpad geht.
Umfangreich ist das große Mac-Buch schon deshalb, weil es sehr viele Themen behandelt. Bluetooth und WLAN, Textverarbeitung, Fotobearbeitung, Dateimanagement, Musik- und Videoplayback. Dabei belässt man es nicht bei iTunes, sondern stellt zum Beispiel die kostenlose Alternative VLC vor. Backups werden besprochen, die Nutzerverwaltung für das Einrichten gleich mehrerer Benutzer vorgestellt und ebenso die Verwendung von Windows auf dem Mac, mit Bordmitteln wie Boot Camp oder Virtualisierungslösungen.
Was mir zusätzlich gefällt ist die Beschaffenheit des Buches. Die vielen Abbildungen im großen Mac-Buch, die Qualität von Papier und Druck, aber auch das Format: Vierfarben bietet ein Buch mit Klebebindung im Papp-Einband, die gegenüber dem starren Pappdeckel deutlich besser zum damit Arbeiten geeignet ist und trotzdem wertig wirkt.
Was bei 20 Kapiteln aber nicht mehr so viel Sinn macht ist die Farbcodierung, die in Form von bunten Seitenüberschriften eingebunden wird, und über die man an der Schnittkante erkennen könnte, in welchem Bereich man sich befindet. Da die Farben bei der Zahl der Kapitel sich jedoch nicht immer gut unterscheiden und die Abschnitte zu kurz sind, um sie am Rand immer bemerken zu können, hätte man die Struktur des Buches ändern müssen, damit es mehr Sinn macht.
Fazit
Sieht man vom ersten Kapitel vom großen Mac-Buch für Einsteiger um Umsteiger ab, das als Kauf-Beratung zu wenig kritisch mit der Hardware umgeht, bekommen Käufer sehr viele, gut aufbereitete Informationen für ihr Geld. Denn für knapp 450 Seiten zahlt man lediglich 24,90 Euro. Als Einsteiger oder Umsteiger ist man nach der Lektüre durchaus gewappnet für den alltäglichen Umgang und könnte sich dann, bei Bedarf, Spezialthemen zuwenden.
Natürlich gibt es immer Verbesserungsbedarf, den ich im Testbericht zum großen Mac-Buch thematisiert habe, doch das hält mich nicht davon ab, eine Kauf-Empfehlung für das Buch auszusprechen.