Foxconn: Selbstmorddrohung bei Apple-Zulieferer
mz, den 12. Januar 2012Etwas ruhiger war es in letzter Zeit geworden um den größten Elektronikproduzenten der Welt. Nach mehreren Skandalen in den vergangenen Jahren in Bezug auf schlechte Arbeitsbedingungen, Gewalt oder zu hohen Arbeitsdruck beginnt 2012 für Foxconn mit einem neuerlichen Zwischenfall: Etwa 150 Arbeiter drohten, sich aus Protest gegen „militärische“ Arbeitsbedingungen gemeinsam vom Dach einer Fabrik zu stürzen.
Foxconn betreibt eine Vielzahl von Produktionsstätten im Süden Chinas und in Brasilien. Im Jahr 2010 hatte es bereits mehrere Selbstmorde gegeben, weil die Arbeiter wegen der anhaltenden Fließbandarbeit und der langen Arbeitszeiten keinen anderen Ausweg mehr gesehen hatten. Foxconn beliefert eine Vielzahl von namhaften Konzernen, darunter auch Apple, Acer, Dell, HP und Microsoft. Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass der Hersteller auch für einen Großteil der iPad-3-Produktion verantwortlich zeichnen wird.
Der neuerliche Zwischenfall hat sich bereits seit dem zweiten Januar entwickelt. Über 600 Arbeitern war kurzfristig eine neue Aufgabe zugewiesen worden, da in kurzer Zeit eine Vielzahl an Computergehäusen für Acer hergestellt werden mussten. Wie einer der protestierenden Arbeiter angab, musste ohne Einführung und zwischenzeitliche Essenspausen durchgearbeitet werden, bis die Angestellten wegen schmerzender Schwielen an den Händen die Arbeit einstellen mussten. Zusätzlich sei durch schlechte Belüftung das gesamte dreistöckige Gebäude in der Millionenstadt Wuhan mit Rauch gefüllt gewesen.
Wegen des militärischen Drills in der Fabrik waren die Arbeiter dann aufs Dach gestiegen und hatten damit gedroht, sich gemeinsam vom Dach zu stürzen, wenn sich nichts an der Situation ändere. Im Bericht des Telegraph ist außerdem davon die Rede, dass in der größten Fabrik des Konzerns jeden Monat fünf Prozent der Arbeiter ihren Job kündigen. In diesem konkreten Fall hatte der Manager des Standorts den Angestellten einen Monatslohn als Kompensation für eine Kündigung angeboten, dieses Angebot aber wieder zurückgezogen, so dass die erschöpften Arbeiter ihm aus Mangel an Alternativen ihren kollektiven Selbstmord androhten.
Die Firmenleitung konnte in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden der Feuerwehr und der Polizei das schlimmste im letzten Moment verhindern. Im Nachhinein wurde bekannt, dass 45 Arbeiter in der Folge kündigten, die anderen aber zur Arbeit zurückgekehrt sind. Laut einem Unternehmenssprecher sei der „Zwischenfall friedlich und erfolgreich aus der Welt geschafft worden“. Zudem stehe die „Wohlfahrt der Mitarbeiter an oberster Stelle“ der Firmenpolitik.
Foxconn ist Berichten aus dem vergangenen Jahr zufolge auch in der Eröffnung eigener Retail-Stores in der Volksrepublik China begriffen. Im vergangenen Jahr waren an mehreren Fabriken sogar Fangnetze angebracht worden, weil eine Selbstmordserie im Jahr 2010 sich negativ auf das Image des Herstellers ausgewirkt hatte.
Weitere Links zum Thema:
iPhone 5: Wo kommen die Hüllen her? Foxconn soll Prototyp verloren haben (28.09.11)
Phone Story: Spiel zeigt Missstände bei der Apple-Produktion (13.09.11)
Erneuter Selbstmord in Foxconn-Fabrik (27.05.11)
Foxconn: Nach Explosion werden Werke zeitweise geschlossen; könnte halbe Million iPads kosten (24.05.11)