iCloud und die Alternativen: Teil 1 – Apple-Dienste Gestern und Heute

ar, den 18. November 2011

Mit iCloud hat Apple seinen Online-Dienst wieder einmal komplett umgekrempelt. Ab sofort erhalten Kunden einen kostenlosen Online-Speicher, der tief in die Systeme Mac OS X und iOS integriert ist. Doch nicht nur frühere MobileMe-Anwender werden das ein oder andere Feature vermissen. Die Alternativen auf dem Markt sind auch für begeisterte iCloud-Anwender durchaus interessant, indem sie einige Funktionen ergänzen.

In unserer Artikel-Serie gehen wir auf die verschiedenen Aspekte von iCloud und Alternativen-Angeboten ein und erläutern, wie man Funktionen ersetzen oder Features ergänzen kann. Wir beginnen zunächst einmal mit einem Überblick über die iCloud- und MobileMe-Features, um davon ausgehend nach Alternativangeboten zu suchen.

Der neue Star: iCloud

Der neue Online-Dienst iCloud soll vor allem zwei Dinge erreichen. Erstens, dass Mac OS X und iOS, beziehungsweise die Geräte, auf denen die Software läuft, noch enger zusammen rücken. Zweitens dem Anwender möglichst jeglichen Konfigurationsaufwand abnehmen. Ein Beispiel: wo man bei MobileMe in iPhoto noch explizit bestimmen musste, welche Fotos auf dem Online-Speicher landeten, legt der Anwender nunmehr lediglich fest, ob iPhoto die iCloud nutzen soll oder nicht. Den Rest erledigt iPhoto dann ganz alleine.

Beginnen wir jedoch bei den essentiellen Dingen, die für jeden Anwender sinnvoll und wichtig erscheinen dürften. Da ist auf jeden Fall die Synchronisation der Mails, Kontakte und Termine. Vollautomatisch übernimmt das System dabei sämtliche Daten und verteilt diese auf alle angemeldeten Geräte. Egal, auf welchem Gerät Änderungen erfolgen, in wenigen Sekunden sind diese auf allen Geräten ebenfalls zu sehen. Sollte einmal kein angemeldetes Gerät zur Verfügung stehen, erfolgt der Zugriff über die Weboberfläche auf nahezu beliebigen Internet-Zugängen (manche Browser werden allerdings nicht unterstützt). Safari-Lesezeichen, Notizen und Erinnerungen lassen sich ebenfalls über iCloud synchronisieren, hier entfällt jedoch der Zugriff über den Web-Zugang.

Einkäufe synchron

Auch sämtliche Einkäufe kann iCloud synchron halten. So hat man auf sämtliche Apps die auf dem einen oder anderen Gerät oder am Mac in iTunes erworben wurde von überall direkten Zugriff. Dies erfolgt nicht nur über den iTunes-Store-Account, sondern sämtliche Programme werden synchronisiert, sobald man in Reichweite eines WLANs ist. Gleiches gilt für Bücher. Aber auch die eigene Musik-Bibliothek lässt sich synchronisieren, allerdings beschränkt auf im iTunes-Store gekaufte Titel. Die Funktion iTunes-Match, die zusätzlich die gesamte eigene Bibliothek mit den Apple-Servern abgleicht und diese Titel über die iCloud zur Verfügung stellt, ist derzeit nur in Amerika verfügbar und kostet dort 25 US Dollar pro Jahr.

Foto-Stream

Gänzlich neu angelegt wurde die Funktion der Foto-Synchronisation. Die beliebte Galerie-Funktion ist zunächst einmal weggefallen, an dessen Stelle tritt der Foto-Stream. Sobald aktiviert, sendet jedes iOS-Gerät alle damit erstellten Fotos in die Cloud und stellt sie so anderen Geräten zur Verfügung. Aktiviert man die Funktion in iPhoto werden Fotos automatisch auf den Rechner herunter geladen und unter „Neu / Fotostream“ gespeichert. Umgekehrt kann iPhoto die zuletzt importierten Bilder ebenfalls an die Cloud schicken. Die Anzahl der Fotos ist auf insgesamt 1000 beschränkt, diese werden 30 Tage in iCloud gespeichert.

Dokumente

Der Umgang mit Dokumenten hat sich ebenfalls geändert, die iDisk gibt es (zumindest offiziell) nicht mehr. Programme und Apps können von den Entwicklern so angepasst werden, dass sie ihre Daten in der Cloud speichern und somit überall verfügbar halten. Im Moment geschieht dies zum Beispiel mit Apples iWorks-Dokumenten, die sich bereits vollautomatisch abgleichen lassen. Andere Hersteller sind natürlich ebenfalls aufgerufen, die neuen Dienste so zu nutzen und gegebenenfalls passende Desktop-Anwendungen zu erstellen, um die Daten so dort zu nutzen. Der beliebte „Good Reader“ ist bereits mit der iCloud verknüpft.

Backup

Als neues Feature hat Apple das kabellose Backup eingeführt. Der Anwender muss sein iPhone oder iPad nun nicht mehr per USB mit iTunes verbinden, um ein Backup der Konfiguration durchzuführen, sondern kann dies direkt in der iCloud tun. Ist die Funktion aktiviert, speichert das iOS-Gerät alle 24 Stunden ein Backup der Daten in der iCloud, vorausgesetzt das Gerät ist an Strom angeschlossen und mit dem WLAN verbunden. Beim Backup werden unter anderem die Daten und Anordnung der eigenen Apps, Einstellungen, Textnachrichten sowie Fotos und Videos gesichert. Bestimmte Daten lassen sich vom Backup ausschließen.

Speicherberechnung

Eine kreative Speicherberechnung hat sich Apple für den iCloud-Dienst gebastelt. In die 5 GB zur Verfügung gestellten Speicherplatz fließen nicht alle Dienstleistungen mit ein. So werden gekaufte Waren (Apps, Videos, Musik) nicht mit einberechnet, ebenfalls fällt der Foto-Stream nicht zu Lasten des Budgets. Somit belasten nur E-Mails, Dokumente, Aufnahmen, Accountdaten und diverse Einstellungen und Appdaten den Speicherplatz. Für die meisten Anwender sollte dies genügen. Eng wird es natürlich, wenn man die Backup-Funktion nutzt. Man kann den Speicherplatz, wie bisher schon bei MobileMe, erweitern. Zusätzliche 10 GB kosten 16 Euro, 20 GB 32 Euro und 50 GB 80 Euro im Jahr.

Noch bis Juni 2012: MobileMe

Noch bis zum 30. Juni 2012 können MobileMe-Kunden den Dienst nutzen, unabhängig von ihrer jeweiligen Vertragslaufzeit. Im Dienst, der für 79 Euro pro Jahr zu haben war, sind 20 GB an Speicherplatz enthalten, die vielfältig genutzt werden konnten. Einige davon sind nach iCloud migriert worden, andere fallen ersatzlos weg. Ein erstes Opfer ist die Synchronisation der systemeigenen Schlüsselbunde. Diese wird, obwohl zahlreiche andere Optionen einfach synchronisiert werden, nicht mehr angeboten. Ein großer Aufschrei ging, besonders bei engagierten Fotofreunden, durch die Runde als bekannt wurde, dass die Galerie-Funktion nicht den Weg nach iCloud schaffen würde. Bisher bot die MobileMe-Galerie einige Features, die den Umgang sowohl am Mac mit iPhoto oder Aperture, als auch im Internet sehr interessant machten. Abgesehen von der grafisch gelungenen Darstellung war der bequeme Download ein echtes Highlight.

Ein weiteres Opfer des Umbaus ist die iDisk. Die Webfestplatte war für viele Anwender ebenfalls recht interessant, weniger um Daten im Internet zu sichern, sondern eher um diese mit anderen auszutauschen. Glücklicherweise gibt es für alle drei ehemals verfügbaren Angebote geeignete Alternativen, wenn auch nicht immer und grundsätzlich kostenlos. Sie eignen sich nicht nur als Ergänzung für iCloud, sondern fanden bisher schon zahlreiche Anhänger unter den MobileMe-Anhängern. Über die alternativen Angebote, Ergänzungen und sinnvolle Zusatzsoftware berichten wir in unserer ausführlichen Serie in den nächsten Wochen. Wie gewohnt jeweils am Freitag Nachmittag, um für eine ausführliche Wochenendlektüre zu sorgen.

Weitere Teile der Reihe iCloud und die Alternativen


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