How To: Windows 3.1 mit DOSPad aufs iPad – Installation, Maus, Treiber, Sound

Stefan Keller, den 2. November 2010

Nur vier Stunden war iDOS im App Store zu haben, danach wurde es gelöscht, weil man das Dateisystem des iPad mounten und damit lesen konnte. Seither ist DOSPad im Cydia Store zu finden. Zwar ist es wider die Natur, aber man kann via DOSBox ein vollständig lauffähiges Windows 3.1 auf dem iPad installieren – inklusive Sound und Grafik.

Die Zutaten

In erster Linie benötigen wir ein iPad, das mittels Jailbreak freigeschalten wurde. Dafür eignen sich greenpois0n oder limera1n. Außerdem benötigen wir DOSPad – wie ihr daran kommt, steht im Artikel zur Verbannung aus dem App Store. Es werden zwei Versionen angeboten, installiert werden sollte man die Beta, weil die vermeintlich stabile Version für iPad durch einen „Size mismatch“-Fehler nicht installiert werden kann. Zuletzt brauchen wir noch Windows 3.1 – der Sammler hat’s im Schrank stehen, alle anderen kommen für kleines Geld via Ebay an ihre Lizenz. Außerdem brauchen wir noch einen Grafiktreiber (.zip, 557kB), nämlich den für den S3-Grafikchip 864. Diese Grafikkarte wird von DOSBox emuliert.

Windows 3.1 umfasst 7 Disketten. Der Inhalt jeder einzelnen Diskette muss vorher am Rechner in ein gemeinsames Verzeichnis (im Beispiel „win31“ benannt) kopiert werden, so dass wir im Installationsverzeichnis am Ende insgesamt ca. 500 Dateien haben.

Diesen Windows-Installationsordner müssen wir nun auf das iPad kopieren. Das geht nach der Installation von openssh entweder mit einem SFTP-Client (root-Passwort ist alpine), oder via Internet. Dasselbe kann man im gleichen Aufwasch mit dem s3-Ordner aus der gepackten Grafiktreiberdatei machen, ansonsten folgt weiter unten nochmals die Anleitung.

SFTP-Zielordner auf dem iPad ist private/var/mobile/Documents. Hier befindet man sich im c:-Root des DOSPad-DOS.

Wer SFTP-Zugriff auf iPad oder iPhone vermeiden will, einen Dienst wie Dropbox verwendet oder Webspace sein Eigen nennt, kann dort eine ZIP-Datei hochladen. Dafür packt man den kompletten Ordner mit allen Files der Installationsdiskettten in eine .zip-Datei, die man naheliegenderweise mit dem Namen win31.zip versieht und auf Dropbox bzw. den Webspace der Wahl schiebt. Auf dem iPad kann man die Files anschließend wieder in der DOSBox mithilfe des copy-Befehls herunterladen und anschließend auspacken mit unzip:


copy www.deinserver.de/win31.zip
unzip win31.zip

Achtet in dem Fall darauf, dass die Installationsdateien in einem Ordner sind, der mitgepackt wurde, sonst habt ihr ein Dateichaos nach dem Auspacken.

Egal, wie man die Installationsfiles nun aufs iPad transferiert hat, muss man nun direkt auf dem iPad bzw. in der DOSBox weiter machen. DOSBox starten, woraufhin uns der Cursor einer DOS-Kommandozeile vom Root c: aus anblinkt.

Windows-Installation

In unserem Beispiel heißt der Installationsordner „win31“. Darin befindet sich eine setup.exe, die wir aufrufen müssen:


C:>cd win31
C:WIN31>setup

Im Anschluss begrüßt uns bereits die Installationsroutine.

Aufgrund dessen, dass Windows-Setup an den Konfigurationsdateien config.sys und autoexec.bat herumdoktern will, sollten wir unbedingt die benutzerdefinierte Installation auswählen. Die Hardware-Abfrage nicken wir als in Ordnung ab und warten darauf, dass die grundlegenden Dateien kopiert wurden.


Im grafischen Modus müssen wir unseren Namen eingeben. Im folgenden Dialogfeld können wir auswählen, was der Installer alles machen soll. Ein Drucker existiert nicht und Anwendungsprogramme müssen auch nicht dringend gesucht werden. Die Auswahl der Komponenten können wir unverändert durchwinken und am virtuellen Speicher ändern wir ebenso nichts.

Es folgt ein weiterer Kopiervorgang, nach dessen Beendigung der Programm-Manager mit Inhalten bestückt wird und wir schließlich zu dem Knackpunkt kommen: Die Änderung der Systemdateien. Das machen wir nicht selber und lassen es auch den Installer nicht tun, stattdessen werden die Änderungen später durchgeführt (dritte Option). Der Installer bietet nun an, die Änderungen in den Windows-Ordner unter den Namen autoexec.win und config.win abzulegen, dem können wir zustimmen. Das Lernprogramm brauchen wir nicht auszuführen und damit ist die Installation abgeschlossen.


Nun sollte DOSPad neu gestartet werden (Home-Button und neu aufrufen), denn ohne diesen Neustart würde die Maus innerhalb von Windows nicht funktionieren. (Am Rande angemerkt: der DOSBox-Neustart ist Mittel der Wahl, wann immer irgend etwas nicht sofort funktioniert. Erst wenn danach ein Fehler wieder auftritt, lohnt es sich, ernsthaft nach der Ursache zu suchen.)

Erster Windows-Start und Treiber-Nachinstallation

Da wir die Startdateien nicht verändern wollten (dazu später mehr), steht Windows noch nicht im Suchpfad, eine einfache Eingabe von „win“ würde also noch nicht zum Erfolg führen. Daher müssen wir erst in den Windows-Ordner wechseln:


C:>cd windows
C:WINDOWS>win

Nun sollte Windows 3.1 schon mal starten und die Maus müsste gehen.

Richtig spaßig wird es unter Windows jedoch erst mit Treibern, denn bislang bleibt unser Windows stumm. Im Angebot haben wir einen Sound- und einen Grafiktreiber. Der Soundtreiber geht direkt über Windows zu installieren, also fangen wir damit an.

In der Hauptgruppe gibt es die Systemsteuerung, dort Treiber. Wir fügen einen neuen hinzu, nämlich den „Creative Labs Sound Blaster 1.5“. Windows fragt nun nach der dritten Diskette, wir klicken „Durchsuchen…“ und navigieren zu unserem Installationsverzeichnis, also C:WIN31. Als Anschluss wählen wir 220 und als Interrupt Nummer 7. Die Meldung, dass die Treiber von Creative besser sind, ignorieren wir und starten stattdessen Windows neu. Es sollte der erste Systemsound von Windows aus dem iPad herauskommen.

Nebenbei bemerkt: mit dem Soundblaster mit IRQ7 und Speicheradresse 220 bekommt man generell den Sound auf der DOSBox emuliert – die Einstellungen schaffen auch die typische DOOM-Geräuschkulisse auf dem iPad-emulierten DOS.

Nun wollen wir noch den Grafiktreiber installieren, um in den Genuss von bis zu 65536 Farben zu kommen. An dieser Stelle ein Hinweis vorweg: Während die DOSBox für Windows, Mac und Linux auch höhere Auflösungen beherrscht, kann die iPad-Version nur 640×480 darstellen. Das ist zwar schade, aber in der aktuellen Version nicht zu ändern.

Dafür beenden wir Windows (Doppelklick auf den Kasten links oben im Programm-Manager). Wir befinden uns nun in einem Verzeichnis, beispielsweise C:WINDOWSSYSTEM. Wir wollen die Installationsdateien für den Grafiktreiber aber gerne im Wurzelverzeichnis haben. Darum wechseln wir, laden den Treiber herunter und entpacken ihn:


C:WINDOWSSYSTEM>cd ...
C:>md s3
C:>cd s3
C:S3>copy https://macnotes.de/images/s3.zip
C:S3>unzip s3.zip

Alternativ kann man natürlich auch den S3-Treiber am Rechner herunterladen, auspacken und den S3-Ordner via SFTP nach private/var/mobile/Documents auf dem iPad kopieren.

Nun gehen wir wieder ins Windows-Verzeichnis und starten den Installer:


C:S3>cd ..
C:>cd windows
C:WINDOWS>setup

Bei der Anzeige drücken wir auf RETURN und scrollen ganz an das Ende zu „Andere“. An der Stelle wird die Treiberdiskette verlangt, hier entfernen wir alles und geben C:S3 an. Aus der nun folgenden Liste wählen wir eine der ersten drei Möglichkeiten – bis zu „64k“ Farben sind möglich, da aber ein Intel-Prozessor emuliert wird und das nicht besonders schnell geht, sollten nur 256 Farben gewählt werden, um eine noch halbwegs erträgliche Performance zu erreichen. Wo wir gerade im Setup sind, können wir auch noch das Tastaturlayout bei Bedarf zu US umstellen, das verwirrt bei der Benutzung nicht so (denn die Bildschirmtastatur hat US-Layout). Wenn Setup nach der „S3 Flat Model Driver Disk“ fragt, geben wir abermals C:s3 ein. Nachdem Setup fertig ist, können wir Windows neu starten und müssten einen hellblauen Fensterkopf sehen.

Damit wäre die Treiber-Installation abgeschlossen.

Systemdateien bearbeiten

Warum das Ganze? DOSPad hat seine eigenen Dateien, die zum Laden von Befehlen beim Start dienen, auf dem Laufwerk Z, wohingegen Windows sie auf C sucht. Dort existieren keine und folglich denkt der Installer, dass er machen kann, was auch immer er will. Leider würde dies den Suchpfad überschreiben und Befehle wie „mem“ würden nicht mehr gefunden. Deshalb müssen wir selbst Hand anlegen. Wir rufen den Editor auf und klicken Datei, Öffnen. Als Dateityp wählen wir „Alle Dateien“ und navigieren nach C:WINDOWS. Dort hatte der Installer ja eine autoexec.win abgelegt, die wir jetzt öffnen. Es existiert dort eine Zeile „PATH“: PATH C:WINDOWS;

Diese erweitern wir um den Speicherort der DOSPad-eigenen Programme, nämlich Z:, sodass die Zeile wie folgt aussieht: PATH C:WINDOWS;Z:;
Das Ganze speichern wir nun unter C:autoexec.bat und beenden erst Windows und dann DOSPad. Anschließend kann DOSPad wieder gestartet werden und sowohl der „mem“- als auch der „win“-Befehl müssten funktionieren.

Tutorial: Mausbedienung und Drag&Drop auf dem DOSPad-Windows

Damit die Maus-Bedienung halbwegs zu den Gefilden des iPad passt, sollten wir in den Einstellungen die Option „Mouse Speed“ auf 0 setzen und unter Systemsteuerung – Maus die Mauszeigergeschwindigkeit ebenfalls auf langsam setzen. Die Maus zu bewegen ist relativ intuitiv: Einfach irgendwo antippen und dann über den Bildschirm wischen. Ebenso simpel ist das (Doppel-)Klicken: Einfach den Bildschirm (zweimal) antippen.

Etwas komplizierter ist schon Drag & Drop, das beispielsweise bei Solitär gebraucht wird. Gebraucht werden zwei Finger, von denen einer den Bildschirm berührt und weder loslässt, noch verrutscht. Wenn DOSPad diese Geste verstanden hat, erscheint ein Fingerabdruck. Der zweite Finger wischt nun über den Bildschirm, bis dahin, wo das Objekt abgelegt werden soll. Dann werden beide Finger vom Bildschirm genommen.

Dies erfordert etwas Übung, ist aber noch nichts im Vergleich zum Rechtsklick. Auch dieser ist implementiert (und wird z. B. bei Paintbrush gebraucht). Für einen Rechtsklick müssen gleich drei Finger auf den Bildschirm tippen und zwar möglichst gleichzeitig und ohne zu verrutschen. Das hat bei uns Grobmotorikern nur sehr selten funktioniert.

Fazit zum „WINPad“

Windows 3.1 auf dem iPad ist alles in allem nicht viel mehr als eine Machbarkeitsstudie, was vor allem daran liegt, dass es für Windows 3.1 kaum noch sinnvoll einsetzbare Software gibt (geschweige denn Spiele) und andererseits die Emulation der 486-CPU nicht besonders schnell geht. Es zeigt aber, wie viel Power in DOSPad steckt und kann durchaus den einen oder anderen regnerischen Nachmittag überbrücken. Für Nostalgiker ist das auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Insbesondere die Gamer werden eher mit den reinen DOS-Games ihren Spaß auf dem DOS-iPad haben, wenn dann noch – wie angekündigt – Alternativen zur Tastatureingabe erscheinen, möglicherweise sogar mit spiele-tauglichen Steuerungsmöglichkeiten.

Wer „ernsthaft“ an dem Win3.1 auf DOSPad-iPad arbeiten will, sollte sich zu guter Letzt das Hotfix von Microsoft herunterladen, dass den Jahr-2000-Bug im Datei-Manager behebt.

PS: Windows 3.1 in DOSBox auf Windows, Mac und Linux

Was das iPad kann, können stationäre Rechner erst recht. DOSBox gibt es für nahezu jede Plattform und die Installation und Einrichtung von Windows 3.1 erfolgt fast genauso, nur dass hier die Datei dosbox.conf angepasst werden muss, auch für Einträge in der autoexec.bat. Dafür kann hierbei von Copy & Paste Gebrauch gemacht werden – und höhere Auflösungen im Windows 3.1 verwendet werden.


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