Lala-Aufkauf: Apple lässt für 80 Millionen spekulieren
rj, den 8. Dezember 2009Kurz nach dem Kauf der Streaming Music-Plattform Lala durch Apple sickert der Preis durch: 80 Millionen zahlte Apple für Lala. Für Technik, Know-how und Expertise in Sachen Medienverwaltung ein stattlicher, aber vertretbarer Preis. Daneben besitzt Apple nun eine Musikplattform, die iTunes teils Konkurrenz macht, teils das Portfolio ergänzt. Oder auch völlig neue Optionen für Apple und seine musikalische Zukunft schafft? Was wären die Möglichkeiten?
Die zwei Welten des Online-Musikvertriebs: Kaufmusik und Abomodelle. Bei iTunes – dem Musterbeispiel der „Kaufplattform“ – shoppt man Tracks oder Alben in mehr oder weniger angereicherter Form, nach Bezahlung kann man die heruntergeladenen Files zeitlich uneingeschränkt nutzen. Napster war Paradebeispiel für das Abomodell – die zahlende Kundschaft hat Zugriff auf eine riesige Musikbibliothek, das aber nur zur Abolaufzeit. Lalas letztes Geschäftsmodell bewegt sich irgendwo dazwischen: für 10 Cent erhält man ein zeitlich unbegrenztes Streamingrecht an einem Track, den man indes aber nicht herunterladen kann. Auch gratis hat man (eingeschränkt) Zugriff auf die acht Millionen Tracks im Lala-Portfolio. Weiter bieten viele der entsprechenden Plattformen beides an – Streaming-/Abomodelle und die Kaufoption.
Die nun erstandene Streaming-Plattform Lala als Ergänzung zum Kaufangebot via iTunes? Apple wäre nicht Apple, wenn das Ganze nicht ein wenig mehr wäre als die Summe der Teile. Und selbstverständlich kann die Lala-Expertise zur weiteren Verbesserung von Genius genutzt werden, oder kann Lala-Technik zum Featuren von Gratiscontent auf Streamingbasis via iTunes zum Einsatz kommen. Auf Apples Plattform vermissen viele auch die Funktionen des personalisierten Webradios, wie sie von last.fm und Pandora als Standard gesetzt wurden. Aber schon allein die im Zulassungsprozess befindliche Lala-iPhone-App lädt geradezu zum Weiterdenken ein. Das iPhone als intelligentes Webradio beispielsweise, welches genius-basiert Tracks vorstellt und eben nicht nur die Soundschnipsel des iTunes-Preview.
Stichwort iPhone: dessen Radiofunktionen überließ Apple bislang weitgehend Dritten. Symptomatisch die Abwesenheit eines FM-Empfängers bis heute – und möglicherweise ein Zeichen dafür, dass in Cupertino das „herkömmliche“ Radio als Medium nicht mehr wirklich ernstgenommen wird – immerhin der iPod nano wurde entsprechend ausgerüstet. Denkt man sich das iPhone jedoch als kommenden Ersatz bzw. Zentralgerät einer KFZ-Medienplattform, dann könnte das personalisierte Radio durchaus neu erfunden werden – man stelle sich die Wunschmusik mit eingefadeten Navi-Hinweisen und automatisch und routenabhängig vorgelesenen Stauwarnungen vor, beispielsweise.
Natürlich setzt ein solches Szenario den weiteren Ausbau der 3G-Kapazitäten voraus – wenn ein nennenswerter Anteil der iPhones in Zukunft praktisch zum (Auto-)Radioersatz werden, dürfte das eine merkliche Beule in den Trafficstats der Mobilprovider erzeugen. In Sachen KFZ-Integration ist das iPhone jedoch schon weit jenseits der reinen Navi-Funktionalität, die mit den Turn by Turn-Optionen des kompassveresehenen 3GS-iPhonemodells erwachsen wurde.
Weiterdenken lässt sich das Ganze auch in Richtung Videocontent. Wenn das Tablet als Multimediagerät kommt, liegt der Gedanke nahe, dass es neben dem Buch- und Zeitungsersatz auch dem heutigen multiplen Medienkonsum Rechnung trägt und statt der Hintergrundmusik zur Lektüre eben auch den personalisierten Musikvideostream in der Bildschirmecke ermöglicht.
Es besteht an sich kein Grund, bei einer intelligenteren und erweiterten Genius-Funktionalität stehenzubleiben, nachdem 80 Millionen in den Aufkauf einer der bekannteren Streaming-Applikationen investiert wurden. Was erwartet oder erhofft ihr euch von einem Streaming/Webradio-Musikangebot Apples auf den verschiedenen Plattformen?