Rise of lost Empires im Test: Echtzeitstrategie auf dem iPhone

Alexander Trust, den 25. Juni 2009
Rise of lost Empires
Rise of lost Empires, Screenshot

Sie schuften und werkeln – Bauernhöfe werden errichtet und Kasernen aus dem Boden gestampft. Gut kämpft ganz nebenbei gegen Böse und die Fraktionen sind ganz klar aufgeteilt: Menschen gegen Orks. Wenn es nicht Warcraft ist, was ist es dann? – Gameloft spendiert dem iPhone ein Echtzeitstrategiespiel, mit dem sie ebenso auf dem Computer Erfolge haben könnten, und garantiert dem Spieler Stunden Spaß. Warum? – Das verrät unser Testbericht.

Wenn es um Echtzeitstrategie geht, dann gibt es prinzipiell 2 unterschiedliche Spielertypen. Natürlich gibt es noch weit mehr Unterschiede, die allermeisten lassen sich aber grob in zwei Gruppen einteilen. Solche, die ständig auf der Flucht sind, bzw. in der Offensive ihr Heil suchen. Daneben gibt es solche, die erst gemütlich eine Basis aufbauen möchten, um eine gesunde Streitmacht anzuhäufen. Schon an der Wortwahl lässt sich erkennen, welcher Gruppe der Autor zugetan ist.

Missionsbasiert

Aus der Frühzeit der Echtzeitstrategie mit Titeln wie Dune 2, C&C oder World of Warcraft wissen wir, dass Genrevertreter meist einen Mix aus beiden Möglichkeiten anbieten. Der Basis-Aufbau wurde allerdings bei vielen Spielen dieser Art in einen freien Spielmodus ausgelagert. Den gibt es bei Rise of lost Empires (ROLE) nicht. Stattdessen finden wir ein Missionsdesign vor, das uns kapitelweise unterschiedliche Aufgaben an die Hand gibt. Wirklich große Schlachten werden hier nicht gekämpft, aber dafür sind die einzelnen Aufträge durchaus unterschiedlich und bieten Elemente, die in den allermeisten Echtzeitstrategiespielen nicht unbedingt an der Tagesordnung sind. Und die allermeisten Missionen in ROLE laden eben nicht zum Basenbau ein, wenngleich die Möglichkeiten vorhanden sind.

Bauernhöfe und Kasernen

Fakt ist, wir können nicht selbst entscheiden, eine Basis zu errichten. Wenn jedoch ein Schloss vorhanden ist und wir Gebiete drumherum erobern, so können wir in der näheren Umgebung prima Häusle bauen. Das Rohstoffsystem ist bewusst einfach gehalten. Wenn ich eine Kaserne errichte, kostet mich diese zunächst einmal Gold. Wenn ich jedoch einen Soldaten ausbilden möchte, dann möchte der natürlich nicht an Hunger leiden. Es ist daher sinnvoll zunächst einen Bauernhof zu errichten. Jeder Bauernhof stockt meine Kapazität an Nahrung auf. Das Auswählen und Bauen geht dabei ziemlich einfach von der Hand. Auf baufähigem Gelände findet sich ein Banner. Erobere ich das Gebiet, kann ich mein eigenes Banner aufziehen. Ein Klick darauf öffnet ein Kontextmenü in der rechten unteren Bildschirmhälfte. Darin kann ich verschiedene Gebäudetypen auswählen. Diese ziehe ich mit dem Finger auf das Spielfeld. Mittels grüner oder roter Umrandung wird mir gezeigt, ob ich es an der Stelle errichten kann oder nicht. Meine Gebäude selbst sind es, die Gold als Ressource ansammeln. Es gibt also nicht so etwas wie den berühmt berüchtigten Spice-Sammler. Dazu kommt, dass das Töten von Einheiten des Gegners Gold in unsere Kassen spült. Wem das immer noch nicht genug ist, der wird ab und an Kisten voll Gold auf dem Spielfeld finden.

Allein und in der Gruppe

Wir steuern primär einen Helden. In späteren Leveln kommt es vor, dass wir daneben noch weitere kommandieren können. Jeder Held hat besondere Fähigkeiten und ist sogar in der Lage zu zaubern. Mit dem Protagonisten Gavan beispielsweise können wir schon recht früh ihn und seine umgebenden Einheiten heilen. Das jedoch kostet Mana, welches sich nach einer Zeit selbst wieder auflädt. Im oberen linken Bildschirmbereich finden sich Avatargrafiken der Helden, die wir steuern. Ein Klick darauf, und wir finden uns bei ihm ein. Oder aber wir tippen auf seine Figur auf dem Spielfeld. Ist er ausgewählt, können wir an einen Ort auf dem Spielfeld tippen und werden dann dorthin laufen, oder aber wir klicken auf einen Gegner und werden diesen Angreifen. Unsere Einheiten greifen den Gegner dazu auch selbständig an.

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Besser als alleine zu kämpfen ist es, in der Gruppe anzutreten. Um Einheiten zu einer Gruppe zusammenzufügen, müssen wir nur ein Viereck um sie herum aufziehen. Dies funktioniert ganz einfach mit zwei Fingern. Wobei der erste Finger den Fixpunkt angibt, um den herum wir das Viereck aufziehen. Wir sollten also nicht die typische Zwei-Finger-Geste verwenden. Haben wir einmal Einheiten zu einer Gruppe zusammengeschlossen, können wir diese ganz einfach auswählen. Einmal Tippen auf den Avatar des Helden wählt zunächst die Gruppe aus, tippen wir erneut darauf, wird nur der Held alleine ausgewählt. Es ist in manchen Situationen sinnvoll, nicht mit allen Einheiten blindlings in einen Hinterhalt zu rennen.

Anleihen am Rollenspiel

Die Zauberfähigkeiten und ein rudimentäres Charaktersystem sind Anleihen, die ROLE bei Rollenspielen nimmt. Je mehr Kämpfe wir ausfechten und je mehr Missionen wir erfüllen, desto größer wird der Level unseres Helden. Im späteren Verlauf kommen außerdem weitere Zauber hinzu. Es macht aber wenig Sinn, ROLE in allen Einzelheiten hier in Textform auszubreiten. Die Bedienung des Spiels ist kinderleicht und funktioniert gewohnt gut. Einzig bei der Musikuntermalung hab ich zunächst gedacht, ich würde mich bei Terminator wiederfinden. Als musikalischer Laie hätte ich gemeint, es handelt sich um eine Variation des typischen Terminator-Jingles. Nur eben ein wenig langsamer, ein bisschen weniger kraftvoll.

Gerätespezifische Nachteile

Die Einheitensteuerung und -gruppierung hat man prinzipiell sehr gut hinbekommen. Allerdings ist der verhältnismäßig kleine Spielbildschirm ein Nachteil, wenn es darum geht, die Übersicht zu behalten. Es gibt eine Minimap, doch die kann kaum ein Ersatz sein für einen größeren Bildschirmausschnitt. Denn es kann sogar schon mal vorkommen, dass man Einheiten links und rechts am Bildrand nicht mit einbezieht, da man sie schlichtweg übersieht. Besonders in hektischeren Momenten, bzw. größeren Kampfszenen wie in Kapitel V der Menschen beispielsweise, wird es trotz durchdachter Steuerungsprinzipien unübersichtlich. Wirklich strategisch kann es natürlich bei so einem kleinen Bildschirmausschnitt nicht zugehen. Die Kapitel sind deshalb immer recht kurz gestaltet und der Schwerpunkt liegt eindeutig auf der Aktion. Wer zu sehr mit sich und seinen Entscheidungen hadert, der hat schon verloren.

Fazit

Gameloft ist auch mit Rise of lost Empires ein großer Wurf gelungen. 3,99 Euro für ein Spiel wie dieses sind mit Sicherheit nicht zu viel. Die Grafik erreicht Siedler 2-Niveau oder besser und der Umfang an Einheiten, Gebäuden und Missionen ist enorm. Wir können, wie in Warcraft auch, sowohl eine Kampagne mit den Menschen wie mit den Orks spielen. Diese Kampagnen beinhalten jeweils 10 Kapitel, in denen manchmal gegen die Zeit gespielt werden muss, und man sogar kleine Puzzle lösen muss, in der Form, dass Schalter umzulegen sind damit verbündete Truppen durch ein Tor gelangen können. Genug Potenzial steckt in ROLE. Ein freier Spielmodus oder gar einen Mehrspielermodus sucht man derzeit jedoch vergebens. Es gibt außerdem keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad und der vorhandene lädt selbst Strategielaien ein, das Spiel von Anfang bis Ende durchzuspielen. Gameloft wäre aber nicht Gameloft, würde es sich dieser Kritikpunkte nicht annehmen. Die Unterscheidung, die ich zu Beginn des Reviews andeutete – wir können festhalten, dass ROLE auf jeden Fall eher ein Spiel für Aktionisten ist, und nicht so sehr für Basenbauer und Sammler.


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Testergebnis

URS: 6,8 von 10
6,8

Positives

  • Echtzeitstrategie für Aktionswillige

Negatives

  • nicht für Basenbauer geeignet