iTunes-Dominanz schüchtert Musiklabels ein
kg, den 3. Februar 2009Es wäre gelogen zu sagen, dass das Verhältnis zwischen Apple und den großen Musiklabels immer perfekt gewesen ist. Gerade was die Preisgestaltung im iTunes Store oder die Frage nach dem Digital Rights Management angeht gab es in regelmäßigen Abständen Streitigkeiten, Uneinigkeit und Diskussionen.
Bei der diesjährigen Macworld schien ein Ende in Sicht: Die beteiligten Plattenfirmen bekamen ihre flexiblen Preismodelle und Apple und die Kunden die DRM-freie Musik. Das Verhältnis ist aber nach wie vor gespannt, wie ein ranghoher Mitarbeiter der Musikindustrie der New York Times verriet.
Apple dominiert den Downloadmarkt, mit dem iPhone als einem der wichtigsten Verkaufswege in der Zukunft. Die Marktposition beschert Apple eine große Macht gegenüber den Majors, die sich genau davor fürchten. Das Risiko für Labels, ihre Musik nicht mehr über iTunes vertreiben zu können, ist zu groß als dass man Contra gibt.
Auch was den Zeitpunkt des flächendeckenden DRM-freien Angebots angeht, gab es alles andere als Einigkeit. Während alle beteiligten Labels mit dem Start im Januar einverstanden waren, blieb Sony zurückhaltend. Zu Weihnachten soll es umfangreichere Gespräche zwischen Steve Jobs und Sony-Chef Rolf Schmidt-Holtz gegeben haben, wann das neue iTunes Plus-Angebot starten soll. Was genau besprochen wurde, ist nicht bekannt, nur eines: Sony hat letztendlich nachgegeben und sich Jobs‘ Plan angepasst. Oder, besser gesagt: Apples Plan. Denn es braucht nicht zwangsläufig Jobs, um gegenüber den Major-Labels Argumente zu haben. Und bei den Labels selber die Ängste zu schüren, dass bei eventuellen Meinungsverschiedenheiten Inhalte aus dem Store verschwinden könnten.
Auch Dave Goldberg, ehemaliger Manager bei Yahoo, sieht Apple klar im Vorteil. Labels können es sich aktuell nicht erlauben, ihre Musik nicht über den iTunes Store zu vertreiben, die Marktdominanz sei einfach zu groß. Er räumt aber auch ein, dass mehr Wettbewerb dem Markt sehr gut tun würde. Erste Ansätze gibt es bereits, zum Beispiel mit Nokias „Comes With Music“-Service, an dem sich die Musikindustrie ebenfalls orientiert. Ernsthafte Konkurrenz würde dem Markt guttun und vor allem die momentan angespannte Lage der Labels etwas verbessern.
Ein weiteres Indiz der Kraft des iTunes Store ist der Stellenwert der Downloadcharts. „Sie sind ein wichtiges Element der Popkultur in Amerika und zeigen unverblümt den Stellenwert eines Hits“, so Charlie Walk, ehemaliger Epic-Chef. „Ob es die Industrie gut findet oder nicht, die iTunes-Charts, die die beliebtesten Songs in Amerika auflisten, haben großen Einfluss auf die Art und Weise, wie junge Leute heutzutage Musik erfahren und worüber man sich mit den Freunden austauscht.“