Mobile Spy: iPhone mit Hintertür
rj, den 17. Dezember 2008Kinder, Angestellte mit Firmenhandys: die indirekte Zielgruppe der Handy-Schnüffelsoftware MobileSpy. Unbemerkt im Hintergrund loggt das Programm Telefonverbindungen und SMS-Inhalte, um sie dem Überwacher via Webserver zugänglich zu machen. Auch fürs iPhone (ab 3G, Firmware 2.2) ist die Software nun verfügbar, zu einem (glücklicherweise?) recht hohen Preis.
Der dürfte die potentielle Klientel an Scherzbolden abschrecken: Knapp 50 US-Dollar lässt sich Hersteller Retina-X Studios die Handyüberwachung pro Quartal kosten. Geboten wird eine „Stealth“-Anwendung fürs iPhone, die über sichere Verbindungen und für den iPhonebesitzer nicht nachvollziehbar SMS-Inhalte, Verbindungsdaten und Surf-History auf einen Webserver transferiert, wo sie der Kunde in Echtzeit einsehen und als CSV-File herunterladen kann. Bemerkt werden könne davon nichts, so werden beispielsweise auch SMS-Inhalte über GPRS übermittelt und werden nicht zum zweiten mal versendet oder gar berechnet.
Man wendet sich an Firmen mit Datenlecks, durch die Betriebsgeheimnisse in falsche Hände geraten und an besorgte Eltern, die erfahren wollen, was auf den Handys ihrer Kinder passiert. Hingewiesen wird auch auf die Pflicht, geltende Rechtsbestimmungen beim Einsatz der Software einzuhalten und das Verbot, sie auf Handys zu installieren, die einem nicht selbst gehören.
Eine Online-Demo des Spionageprogramms ist auch verfügbar. Spätestens dort wird man den Eindruck nicht los, dass man mit den Programm nicht in erster Linie Firmen ansprechen will, deren Angestellte die Konkurrenz mit Geschäftsgeheimnissen versorgen. Dort klingt stattdessen einiges schwer nach beziehungsinternem Abhören – und diese Zielgruppe dürfte sich auch am ehesten mit dem Slogan „Sie werden endlich die WAHRHEIT darüber erfahren, was auf Ihrem Smartphone passiert!“ angesprochen fühlen. Ob die tatsächlichen Besitzer eines so verwanzten iPhone immer von der unschönen Wahrheit wissen, dass dort eine Schnüffelsoftware läuft?
Nachtrag: Voraussetzung für die Installation ist ein Jailbreak.
Update vom 10. August 2008
: Zum einen funktioniert die Software nicht mehr mit iOS, selbst mit Jailbreak nicht mehr. Zum anderen wurde die Firma Retina-X im Jahr 2018 Opfer von mehreren Hackerangriffen. Vor allem aber hat Macnotes unter neuer Führung auch eine andere Agenda, was derlei Software betrifft. Wir haben uns deshalb entschieden die Links zum Produkt zu entfernen, weil wir es nicht unterstützen wollen.