Wie groß ist die Bedeutung von Apple für die Spieleindustrie?
Alexander Trust, den 20. Februar 2008Vorbei sind die Zeiten, in denen Apple nur eine Nische bediente, in der sich Leute aufhalten, die gerne en vogue sein wollen. Apple hat den Weg zurück in den Massenmarkt gefunden. Man ist durch eine Talsohle geschritten, hat den drohenden Konkurs seinerzeit mit innovativen Ideen abgewendet und kann nun wieder häufiger mit den Großen Mitspielen.
Spieletaugliche (mobile) Hardware
Man könnte meinen, dass Apples Einfluss auf die Spielebranche von einer anderen Seite aus geschieht. Mit der zunehmenden Verbreitung von Apples Hardware, auch mobiler Hardware (iPod, iPhone, etc.), die als spieletauglich gelten kann, macht sich Apple allerdings “nur” interessant für die Hersteller. Mit dem Umstieg auf Intelprozessoren ist Apple hardwareseitig zudem interessant genug für die Computerspielebranche an und für sich geworden. Mit modernen 3D-Grafikkarten und eben keiner Extrawurst im Inneren von Applecomputern wird es Programmierern einfacher gemacht, dieselben Spiele für Windows und Macintosh herauszubringen. Apple ist aber nicht nur bekannt für seine Hardware, sondern auch wegen einer Software – iTunes -, die die Distribution von medialen Inhalten übernimmt. Im Bereich der Musikverkäufe macht Apple so schnell keiner was vor. Doch viel wichtiger als nackte Zahlen ist die breite Akzeptanz, auf die dieses Distributionssystem trifft. Nicht nur Apple-Nutzer, sondern auch Windows-Akteure greifen auf iTunes zurück.
iTunes als genuiner Distributionskanal
Entscheidenden Einfluss nehmen auf die Spielebranche wird Apple indes über iTunes. Was für Musik gilt, könnte bald auch für Filme gelten, aber vor allem für Computerspiele. Apple bietet den Herstellern einen zentralen Distributionskanal an, mit dem sie die Nutzer direkt erreichen. In iTunes kann ein Song (ein Film, ein Spiel, …) mit nur einem Mausklick gekauft werden. Es gibt Portale von Spieleherstellern, die den Verkauf im Internet abdecken, die jedoch weitaus komplizierter zu bedienen sind, und vor allem nicht den Zugriff auf derart viele potenzielle Käufer bereithalten.
Konkurrenz hat nicht verschlafen
Mancherorts heißt es, dass der Sieg von Blu-ray über HD-DVD kaum von Bedeutung ist, da der über Jahre schwelende Streit der Formatanhänger dazu geführt hat, dass das Internet als Distributionsmedium für Filme bereits akzeptiert wurde, auch im Bereich von hochauflösendem Bildmaterial. Apple hat mit der Aktualisierung seiner Hard- und Softwarelösung Apple TV hier einen wichtigen Schritt getan. Auf der diesjährigen Macworld Expo zeigte Steve Jobs, was alles möglich ist.
Im Bereich der Computerspiele indes steht Apple nicht alleine da. STEAM (siehe Bildschirmausschnitt links) vom Publisher VALVe beispielsweise ist eine Plattform, die sich aber Berichten aus der Fachpresse zufolge, das Leben selbst schwer gemacht hat. Bereits in 2004 gestartet, verfügt man mittlerweile über mehr als 15 Millionen Nutzer (vgl. Golem). Wohlgemerkt sind diese nicht gleichzusetzen mit Kunden, da über STEAM (vgl. Wikipedia) auch kostenlose Patches, Updates und Gimmicks heruntergeladen werden können.
Apple bislang nur für Mobiles
Apple bietet über iTunes bislang (vgl. Bildschirmausschnitt oben) den Kauf von Spielen für einige iPod-Systeme an. Gegen Ende Februar wird mit dem iPhone/iPod Touch-SDK gerechnet. Spätestens mit Erscheinen des SDKs, werden dann auch Anwendungen und Spiele für diese beiden Systeme über iTunes angeboten werden. Nichts desto trotz zeigen sich schon jetzt einige Publisher enthusiastisch berührt über diesen genuinen Verteiler, den iTunes darstellt. Sonic the Hedgehog ist für Sega das, was Super Mario für Nintendo ist. Das Spiel ist kürzlich für iPod erschienen und in dem Kontext äußerte sich der Chef des (nur noch) Spielepublishers enthusiastisch. Es sei brilliant, äußerte er gegenüber der Zeitschrift Macworld, dass man mit wenigen Mausklicks Spiele auf den iPod laden könnte (vgl. Macworld, engl.).
In Zukunft Spiele und Handhelds unter der Dachmarke
Am 5ten Februar schließlich meldete Apple Patente an, die andeuten, dass der Konzern im Bereich der Computer- und Videospiele expandieren möchte (vgl. Mac Megasite, engl.). Erste Stellenausschreibungen für Spieleprogrammierer hat Apple ebenfalls schon ausgestellt.
Unter der Dachmarke Apple kann es in Zukunft vielleicht auch Handhelds geben, die Sonys PSP oder Nintendos DS Konkurrenz machen wollen. Es wird sich jedoch kurz- oder mittelfristig entscheiden, welchen Einfluss auf die Spielebranche Apple speziell über iTunes ausüben kann.