Test: Mac Pro (3 GHz)

cd, den 8. Oktober 2006
Mac Pro
Mac Pro, Bild: Apple

Der schnellste Mac aller Zeiten, eine 64 Bit Workstation, die das Herz eines jeden Mac-Users höher schlagen lässt: der Mac Pro. Eine Woche lang stellte uns Apple das neue Spitzenmodell zur Verfügung – wir haben es wie üblich intensiv getestet und dabei überprüft, wie sich die geballte Kraft des Mac Pro im Alltagseinsatz schlägt.

Hardware

Die gelieferte Testausstattung bestand aus einem Mac Pro mit 2 Dual-Core Intel Xeon Prozessoren mit 3 GHz, 4GB RAM, 250 GB Festplatte, einer ATI Radeon X1900 XT mit 512 MB und einem Apple Cinema Display mit 23 Zoll. Im Apple Store Deutschland ist diese Konfiguration für 5.718,00 Euro zu haben. Lohnt sich eine solche Investition?

Rein äußerlich hat sich der Mac Pro im Vergleich zum PowerMac G5 kaum verändert. Sofort fällt vorne der Einschub für ein zweites optisches Laufwerk auf, der in diesem Fall leer ist und der zusätzliche Firewire-800- und ein USB-2-Anschluss. An der Rückseite sind die Anschlüsse durch das neue Innenleben entsprechend anders angeordnet, z. B. sind Netzteil und Stromanschluss im Mac Pro oben.

Das Öffnen bringt nicht viele Überraschungen: wie schon der G5 wirkt der Mac Pro im Inneren sehr aufgeräumt, sogar noch ein Stück aufgeräumter als sein Vorgänger. Besonders elegant ist jetzt der Einbau von bis zu 4 SATA-Festplatten gelöst. Einfach die Festplatte auf einen der nummerierten Schlitten schrauben, den Schlitten an die entsprechende Position unterhalb der optischen Laufwerke und des Netzteils befestigen – fertig. Kein Kabelgewirr, kein Blockieren anderer Komponenten. Und durch die Nummerierung der Schlitten ist die Gefahr einer Verwechslung beim Festplattentausch geringer. Ein Austausch der Festplatten während des Betriebs (Hot-Swapping) ist leider nicht möglich, aber bei Desktop-Systemen nicht unbedingt erforderlich.

Die optischen Laufwerke darüber lassen sich nicht ganz so leicht tauschen – es werden noch Kabel verwendet. Da die optischen Laufwerke aber in einem eigenen Kasten untergebracht sind, besteht keine Gefahr von Kabelunordnung im Rechner.

Die Speicherbausteine des Mac Pro liegen auf eigenen Karten, davon gibt es zwei mit je vier Steckplätzen für die Module, die sogar eigene Kühlkörper mitbringen. Für eine Speichererweiterung müssen die Karten einfach raus genommen, bestückt und wieder zurück gesteckt werden – dafür ist es aber wichtig auf die Bestückung zu achten. Die Speicher müssen paarweise und in der richtigen Reihenfolge eingesetzt werden, um die volle Performance liefern zu können.

Im Vergleich zum G5 konnte Apple die Kühlung des Mac Pro deutlich einfacher und mit weniger Lüftern gestalten, entsprechend fällt die Flüssigkeitskühlung weg. Dafür kommt auf der ATI Radeon X1900 XT ein eigener Lüfter dazu, der während des Betriebs des Rechners ständig zu hören ist. Nicht zu laut, wenn der Rechner unter dem Schreibtisch steht, aber auf den Schreibtisch sollte der Mac Pro nicht gestellt werden, vor allem, da die anderen Lüfter im Gehäuse von Zeit zu Zeit mal „aufdrehen“ und das bedeutet einen deutlichen Anstieg der Lautstärke.

Ein ganz großer Unterschied zum G5 ist natürlich der Intel-Prozessor. Damit und durch Boot Camp wird es möglich Windows direkt auf dem Mac Pro zu installieren. Aber nicht mit dem 23 Zoll Display. Anscheinend liegt eine Unverträglichkeit zwischen der Grafikkarte, dem Display und Windows XP vor. Mit einem 20-Zoll-Display ist die Installation und der Betrieb von Windows XP direkt auf dem Rechner aber problemlos möglich. Aber dank Parallels nicht immer nötig.

Ein Wort zum Display: es ist sehr scharf und hell. Im Vergleich zu einem 20-Zoll-Display aus dem Vorjahr noch ein Stück heller. Für mich persönlich ist das Display in der Größe das Maximum dessen, was für die tägliche Arbeit verträglich ist. Größere Displays gehören meiner Meinung nach an die Wohnzimmerwand.

Tägliche Arbeit mit dem Mac Pro

Eine Woche lang übernahm der Mac Pro nun die Aufgaben meiner Arbeitsmaschine. Wie schnell der Mac Pro ist, zeigt sich schon beim Einschalten: wenn der iMac mir nach dem Druck auf den Startknopf noch die Zeit gibt, mir aus der Küche einen Kaffee zu holen, ist ein frisch installierter Mac Pro nicht weit vom „instant on“ entfernt. Innerhalb einiger Sekunden ist Mac OS X gestartet und der Mac wartet auf seine Aufgaben. Und selbst die Installation der üblichen kleinen Erweiterungen und automatisch startender Programme verzögert den Startvorgang nicht besonders. Von Steve Jobs selbst wurde einmal die Anzahl „Bounces“ eines Programm-Icons im Dock beim Start der Anwendung als „Benchmark“ ins Spiel gebracht. Für den Mac Pro gilt dabei im Normalfall: weniger als ein „Bounce“. Und das gilt ebenfalls für emulierte PowerPC-Software.

Das Thema Virtualisierung ist mit den Intel-Prozessoren in Macs ziemlich populär geworden. Das erste Produkt für den Mac in diesem Markt stammt von Parallels und in den aktuellen Builds läuft es auf dem Mac Pro. Man erkennt, welche Leistung in dieser Maschine steckt: Windows XP, Windows Vista, OpenSUSE Linux und ein Debian Linux gemeinsam auf dem Mac Pro und das gleichzeitig. Ideal für die Webentwicklung: ein virtualisiertes Debian als Testserver und zwei virtuelle Maschinen für Windows XP und Vista für die Tests mit den verschiedenen Versionen des Internet Explorer. Schade nur, dass der Mac Pro ebenfalls den VTx-Bug hat: beim ersten Start ist VTx, die Virtualisierungsunterstützung im Prozessor, deaktiviert. Das lässt sich zwar umgehen indem man den Mac einmal in den Ruhezustand versetzt und wieder weckt, trotzdem sollte Apple diesen Bug beheben.

Spielen mit dem Mac Pro

Beeindruckend ist die Leistung der Grafikkarte und des Gesamtsystems immer dann, wenn man einen direkten und deutlich sichtbaren Vergleich hat. Ein schönes Beispiel ist Second Life. Ein Online-Spiel in einer 3D-Welt, in der man sich ziemlich frei bewegen kann. Da jeder seinen Avatar frei gestalten und ausschmücken kann, hat man es bald mit vielen Objekten und Texturen zu tun. Bei entsprechend anspruchsvollen Einstellungen für das Rendering kommen selbst wirklich leistungsstarke Rechner irgendwann an ihre Grenzen. Der Mac Pro erlaubte selbst bei maximalen Einstellungen immer ein flüssiges Bewegen durch diese virtuelle Welt, kein Ruckeln beim Bildaufbau, solange genügend Bandbreite vorhanden ist! Diese Limitierung trifft selbst den dicksten Rechner, deswegen taugt das nicht wirklich für einen objektiven Benchmark. Der subjektive Eindruck aber bleibt: Wow.

Benchmarks

Kodieren von Musik-Dateien

Um aber doch ein paar Eckdaten zu messen, habe ich ein paar reproduzierbare Aufgaben abgearbeitet. Zum Beispiel das Kodieren von Musik nach AAC oder MP3. Da uns nicht die Geschwindigkeit des optischen Laufwerks interessiert, habe ich die CD erst unkomprimiert in die iTunes-Bibliothek übernommen (AIFF) und dort dann nach AAC (128 kBit/s) bzw. MP3 (160 kBit/s) gewandelt.

AAC 128 kBit/sMP3 160 kBit/s
Mac Pro 3,0 GHz71 Sekunden43 Sekunden
G5 Dual 2,3 GHz116 Sekunden58 Sekunden
PowerBook G4 1,5 GHz226 Sekunden160 Sekunden
In der Tabelle sind Benchmarks zu finden, die das Kodieren von Musik (AIFF) in AAC (128 kBit/s) und MP3 (160 kBit/s) auf drei Testrechnern vergleichen. Die Werte sind jeweils in Sekunden angegeben. Kürzere Zeiten sind besser.

Komprimieren von Dual-Layer-DVD zu Single-Layer-DVD
Ein weiterer Test ist das Komprimieren einer Dual-Layer-DVD auf Single-Layer-Größe. Auch in diesem Fall habe ich die DVD erst als Image auf die Festplatte kopiert und dann aus dem Image heraus mit DVD2oneX komprimiert.

Mac Pro 3,0 GHzG5 Dual 2,3 GHzPowerBook G4 1,5GHz
346 Sekunden663 Sekunden1838 Sekunden
In der Tabelle sind Benchmarks zu finden, die das Kodieren von Dual-Layer-DVD zu Single-Layer-DVD auf drei Testrechnern vergleichen. Das Ergebnis wird jeweils in Sekunden wiedergegeben. Kürzere Werte sind besser.

Unreal Tournament 2004 (Santa Tool Benchmark)

Nicht fehlen darf natürlich der Ego-Shooter-Benchmark. Getestet wurde Unreal Tournament 2004 mit dem Santa Toolpack Benchmark. Man muss dazu sagen, dass ein PC mit Windows unter der gleichen Konfiguration bessere Benchmarks ausgegeben hätte, weil die Grafiktreiber unter Windows und Direct X besser angepasst sind.

Auflösungmin fpsavg fpsmax fps
Flyby (1280 x 1024, Max. settings)88,380402238,791489610,495911
Flyby (1280 x 1024, Min. settings)112,611633332,159912895,719177
Botmatch(1280 x 1024, Max. settings)30,79485579,717171151,314468
Botmatch (1280 x 1024, Min. settings)59,313896168,599197396,643890
Flyby (1680 x 1050, Max. settings)91,648079267,107483796,393982
Flyby (1680 x 1050, Min. settings124,144913434,0372921128,124146
Botmatch (1680 x 1050, Max. settings)34,39028286,561981222,543503
Botmatch (1680 x 1050, Min. settings)59,321857170,578903378,310547
In der Tabelle sind Benchmarks zu finden, die unterschiedliche Auflösungen und Qualitätseinstellungen beim Ego-Shooter Unreal Tournament 2004 mittels Santa Toolpack Benchmark festhalten. Sie stammen allesamt vom gleichen Mac Pro mit 3,0 GHz CPU und ATI X1900 XT GPU.

XBench und Cinebench

XBench bescheinigte dem Mac Pro einen Gesamtwert von 171,99 (CPU: 156,22). Vergleiche mit den Werten in der XBench-Datenbank (die natürlich mit entsprechender Vorsicht zu genießen sind) zeigen, dass sich durch den Einsatz schnellerer Festplatten oder RAID-Systeme dieser Score noch steigern lässt. Ob und inwieweit sich das auf die tägliche Arbeit auswirken kann, hängt vor allem von den zu bewältigenden Aufgaben ab. Für umfangreiche Videoarbeiten im Profibereich sind aber ganz unabhängig davon alleine wegen der Datenmengen entsprechende RAID-Systeme angebracht.

Der Test mit Cinebench 9.5 zeigt, dass die zusätzlichen CPU – entsprechende Software vorausgesetzt – einen deutlichen Leistungsgewinn bringen.

Rendering (Single CPU)493 CB-CPU
Rendering (Multiple CPU)1606 CB-CPU
Multiprocessor Speedup3,26
Shading (CINEMA 4D)589 CB-GFX
Shading (OpenGL Software Lighting)2207 CB-GFX
Shading (OpenGL Hardware Lighting)4419 CB-GFX
OpenGL Speedup7,50
Ergebnisse aus Cinebench 9.5, die versuchen diverse grafikintensive Arbeitsprozesse nachzustellen.

Photoshop

In Sachen Photoshop hat man manchmal den Eindruck, es wäre die einzige Software, die noch unter Rosetta läuft. Doch der Mac Pro macht eine gute Figur. Photoshop gehört nicht zu meinen Hauptwerkzeugen, daher verzichte ich auf Benchmarks, die für die echten Profis wohl nicht wirklich hilfreich sind. Ich belasse es bei meinem Eindruck. Wenn die Software in Rosetta schon so schnell ist – welches Tempo ist dann erst mit einer Intel-Version möglich?

Fazit

Der schnellste Mac aller Zeiten ist der Mac Pro in jedem Fall. Vielleicht wirklich der schnellste Personal Computer. Gibt es normale Anwendungen, die ein solches Kraftpaket an die Leistungsgrenzen bringen? Kaum. Es sei denn man beschäftigt sich mit Grafik- und besser noch Videobearbeitung. Mit normalen Desktop-Aufgaben ist dieser Rechner definitiv unterfordert. Raucher mögen so einen Rechner als Hilfe beim Aufhören ansehen: Zwangspausen während der Arbeit gehören weitgehend der Vergangenheit an. Wer also die maximal mögliche Mac-Power benötigt, oder sie einfach nur will, der soll zugreifen. Bei der Wertung gibt es einen halben Punkt Abzug wegen des VTx-Bugs.


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