Nähkästchen #21: Ein Array voller Marketeers und trotzdem kein Longtail

Alexander Trust, den 3. Januar 2020
Abbildung zu Macnotes unter neuer Führung
Macnotes unter neuer Führung

Viele Marketing-Agenturen blenden ihre Kunden.

Nun, da ich Wasserstände und Nähkästchen voneinander artgerecht getrennt habe, kann ich den Turnus der Plauderei beliebig wählen. Entsprechend folgt dieses neue Thema stehenden Fußes, weil es mich gerade begleitet und mir aber auch beinahe immer schon auf dem Herzen lag.

TLDR; Es gibt so viele Online-Agenturen dort draußen, die versuchen für Kunden irgendwelche Links auf Webseiten zu kaufen. Die Wahrheit ist, dass kaum eine wirklich etwas für den Kunden erreicht und die ganzen Pseudo-Artikel nicht mal einen Longtail entwickeln.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine Webseite gekauft habe. Letztlich verfolge ich eine langfristige Strategie und gehöre nach wie vor zu den Anhängern, die glauben, dass Inhalte für Nutzer wichtig sein können. Denn am Ende des Tages bin ich selbst ein Anwender. Ich glaube außerdem, dass man selbst 2020 Inhalte noch entsprechend monetarisieren kann. Das glaube ich nicht nur, dass „weiß“ ich sogar. Macnotes ist das beste Beispiel.

Altlasten offenbaren Nonsens

Diese Geschichte hat sich so oder so ähnlich zugetragen. Eine E-Mail trudelt in meinem Postkasten ein.

Hallo ich bin Frau X. Ich möchte für Onlinecasinso YZ werben.

Meine Antwort: Nein, danke, wir unterstützen kein Glücksspiel.

An dieser Stelle würden die meisten Konversationen auseinander gehen. Doch Frau X musste mich darauf hinweisen, dass ich nicht Recht habe, weil auf der Webseite ja doch Links zu passenden Angeboten zu finden seien.

Erst antwortete ich ihr noch einmal. Ich bedankte mich artig, dass sie mich gern haben könnte, weil ich die Seite erst im November übernahm und ihre dreiste Mail nichts an dem Umstand ändern würde, dass wir kein Glücksspiel unterstützen.

Meine zweite Amtshandlung: Alle Beiträge suchen und löschen, die Frau X gemeint haben könnte. ^^

Es könnte so schön sein

Wenn es nach mir ginge, dann würden sich Webseiten und Werbekunden in einer Win-Win-Situation austoben. Doch die Realität sieht anders aus. Ganz anders. Denn anders als beispielsweise bei Display-Werbung hat sich in diesem Bereich ein sehr obskures Umfeld etabliert. Darin arbeiten viele Leute, von denen auch eine ganze Reihe keine Ahnung haben, selbst wenn sie das vorgeben. Aber auch die Werbekunden haben oft keine Ahnung.

Wie erwähnt ist es nicht das erste Mal, dass ich eine Webseite gekauft habe. Blog4i, Avappi, Elite-Gamerz, Gameports, Spiele-Newsworld, Apfelmagazine und zuletzt dann eben Macnotes – alle sind mir schon zum Opfer gefallen. ;) Tatsache ist jedoch, dass ich in schöner Regelmäßigkeit Aufräumarbeiten betreibe. Denn ich bin – sieht man von den letzten drei Jahren ab – ständig mit den Statistiken zugange. Abgesehen davon, „bin ich nun wieder hier“. Und also mache ich wieder, was mich früher ausgezeichnet hat. Ich finde das Haar in der Suppe.

Agenturen-Kollaps: 1, 2, 3

Es gibt dort draußen so viele Agenturen. Fast täglich bekommen wir neue Anfragen. Doch die Arbeit mit der Materie offenbart ein Problem dieser ganzen Agenturen, oder zumindest einem Großteil. Denn sie wissen nicht, was sie tun.

Macnotes ist, verglichen zu einem 0815-Blog, bei dem der Betreiber auf Instagram über 50 Besucher am Tag in Ekstase gerät, auch heute eine eher größere Seite. Entsprechend aussagekräftig sind auch die Statistiken.

Das Internet, aber nicht das ganze

Aber ruft Euch trotzdem vorher noch eines ins Gedächtnis. Google hat schon vor einigen Jahren aufgehört, das ganze Internet abbilden zu wollen. Stattdessen fing es an, eine erste, zweite und womöglich auch dritte Garde einzuführen. Wenn Ihr in den Statistiken Eurer Webseite kramt oder mit der Search Console arbeitet, stellt Ihr schnell fest, dass womöglich nur ein Bruchteil Eurer Webseite überhaupt im Index bei Google ist. Oder Ihr stellt fest, dass zwar ziemlich vieles bei Google auffindbar ist, aber trotzdem nicht alles. Das ist seit Jahren der Normalfall!

Kein Lebenszeichen in Analytics

Und gerade der Content, den diese vielen Agenturen dort draußen für ihre Kunden vertreiben, der fällt ein ums andere Mal aus der Statistik. Wenn ich Werbekunde wäre, würde mich das ärgern.

Das Ziel muss es doch eigentlich sein, die Werbewirkung zu maximieren und deshalb solche „Sponsored Posts“ dahingehend zu optimieren, dass sie einen Mehrwert liefern und irgendwann im Longtail landen. Stattdessen produzieren die Agenturen einfach nur stupide Stammtischlyrik und erwarten, dass sie mindestens so gut ankommt wie Groschenromane. Doch während Groschenromane ihre Fans haben und die Autoren sogar häufig vom Schreiben leben können, erzeugen die Ergüsse der Agenturen selten mehr als Nulllinien in den Diagrammen von Google Analytics.

Zusammenarbeit verweigern

Was soll ich Euch sagen? So viele Webseiten ich auch gekauft habe, so absurd stellt sich dieses ganze System dar. Die Werbekunden sind entweder zu naiv, oder ihnen ist es egal. Aber die allermeisten dieser „Agenturen“ sind ihrerseits entweder naiv, dummdreist oder beides. Natürlich bestätigen Ausnahmen die Regel.

Aber für mich als Webseitenbetreiber stellt dieses Modell keinen nachhaltigen Effekt ein. Es gibt schnelles Geld aber fast nie einen Longtail. Doch gerade der würde ja am Ende allen Parteien zugute kommen. Nur wenn so ein Sponsored Post eben gar nicht in den Suchmaschinen auftaucht, kann ihn auch niemand finden.


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