Entwickler installiert Windows 95 auf der Apple Watch
Marco Jahn, den 2. Mai 2016Windows 95 kam vor gut 20 Jahren auf den Markt und benötigte einen 386er Prozessor. Theoretisch müsste es also auf einer Apple Watch laufen. Der Entwickler Nick Lee zeigt, dass das auch praktisch geht – über Sinn oder Unsinn kann man hingegen streiten.
Nur mit Tricks
Während das SDK von iPhone und iPad komplett genug ist, um eine Maus mit Touch-Eingaben zu simulieren, stellt sich die Situation auf der Apple Watch etwas schwieriger dar. Der Entwickler Nick Lee musste dafür einige Komponenten des WatchKit-SDK modifizieren, was er zur Laufzeit tat. Letztendlich hat er sein Ziel aber erreicht: Windows 95 läuft. Auf der Apple Watch.
[mn-youtube code="Nas7hQQHDLs"]Boot dauert eine Stunde
Obwohl die Apple Watch nach Zahlen den Minimalanforderungen für Windows 95 mehr als genügt, läuft das System äußerst schleppend, wie Lee auch in seinem Video zeigt. Nachdem die App auf der Apple Watch installiert wurde, hat der bloße Start des Systems etwa eine Stunde gedauert. Von Arbeiten kann danach aber immer noch keine Rede sein, denn neue Elemente (beispielsweise wenn man das Start-Menü öffnet) bauen sich im Schneckentempo auf.
Damit das überhaupt funktioniert, mussten ein paar Maßnahmen getroffen werden. Lee hat die Apple Watch an das Netzteil angeschlossen, da bei der hohen Rechenleistung, die für die Emulation benötigt wird, der Akku nicht lange durchhalten würde. Um den Wechsel in den Standby-Modus zu verhindern, hat er zudem eine Apparatur angefertigt, die die Smartwatch wach hält. Dafür wurde ein Motor mit einem Strohhalm versehen. In regelmäßigen Abständen dreht der Motor somit am Rädchen.
Technische Lösung
Die Apple-Watch-App basiert technisch auf dem X86-Emulator Bochs. Lee hat den Quellcode dafür auf GitHub veröffentlicht, sodass interessierte Entwickler sich daran versuchen können. Dass sich Windows 95 so stark bitten lässt, bevor es läuft, ist übrigens der Hardware geschuldet. Während die Apple Watch auf einem ARM-Chip basiert, wurde Windows 95 für x86-Prozessoren entwickelt. Bochs schreibt jeden Befehl passend um, was aber ungleich mehr Leistung erfordert als Virtualisierungslösungen, die die Befehle für den Prozessor direkt weiterleiten können – dafür benötigt man jedoch die gleiche Plattform auf Mutterhardware und emulierter Hardware.