Firefox OS sagt Lebewohl, endlich
Alexander Trust, den 8. Dezember 2015Firefox OS gibt es nicht mehr. Mozilla hat einen Strich unter das Projekt gemacht. Folglich werden Smartphones mit Firefox OS zu Sammlerstücken und der Anbieter gerät aber zusehends unter Druck.
Eigentlich kennt man Mozilla als „echte Alternative“. Mozilla stand früher für Firefox und war die Speerspitze der Webentwicklung. Man zeigte, wie HTML wirklich funktionierte, und errang gegenüber Microsofts Internet Explorer enorme Popularität. Dann irgendwann kam Thunderbird und wurde zu einer beliebten Alternative für E-Mail und Kalender, ehe Mozilla die Handbremse anzog, weil man „andere Ideen“ hatte… und dann irgendwann hat man vor lauter Ideen den Überblick verloren und sich in dutzende Projekte verrannt. Dabei wurden die Kernfelder vernachlässigt und Freunde des Browsers mutierten zu Kritikern desselben.
Firefox OS gefloppt
Firefox OS für Smartphones (und Tablets) sollte als Web-Betriebssystem auf eine neue Zeitrechnung einschwören. Die ist seit heute zu Ende. Denn Mozilla hat den Stecker gezogen, ganz offiziell. Auf dem „Mozlando“-Event für Entwickler verkündete man, dass man stolz sei auf die Errungenschaften, die Firefox OS der Web-Plattform hinzugefügt habe. Man werde weiter experimentieren, aber… Alles, was danach geäußert wird, ist der Rede nicht wert, weil es als Entschuldigung oder Rechtfertigung für eine Allmachtsphantasie gelten kann.
Allmachtsphantasie von Web-Apps
Natürlich hatte Mozilla Pech. Nicht etwa, weil es auf das falsche Pferd gesetzt hat, sondern weil es nach jedem Strohhalm gegriffen hatte, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Smartphones mit Firefox OS waren günstig aber gleichzeitig auch billig. Sie boten nichts und vor allem viel weniger, was man mit herkömmlichen Smartphones nicht ebenfalls hätte realisieren können.
Dies ist das Ergebnis der Strategie, auf Firefox OS nur Web-Apps einzusetzen. Dass nicht die Idee schlecht ist, sondern die Umsetzung schlecht war, zeigt das Beispiel von Google mit Chrome OS. Geräte mit dem Betriebssystem wurden zuletzt in den USA in vielen Schulen und Universitäten gekauft, öfter als iPads oder MacBooks. Warum? Weil die Geräte günstig sind, aber eben nicht billig. Man kann mit ihnen was anfangen (wenn man Internet hat). Mit Firefox OS Smartphones konnte man selbst mit Internet nichts anfangen. Wenn man gewollt hätte, hätte man sich bei Googles Chrome OS ein paar Anleihen nehmen können, wie man es dennoch ans Laufen bringt. Doch man wollte nicht.
Dazu hat man sich maßlos überschätzt. Denn während Firefox damals durch seine Marktmacht genügend Aufmerksamkeit erzeugt hat, geben heute andere Spieler den Ton an, allen voran Google mit Android und Chrome und Apple mit iOS. Dass Firefox OS selbst in aufstrebenden Märkten wie Indien floppte, ist ein Beleg dafür, wie wenig die Initiatoren bei Mozilla sich dessen bewusst waren. Man hat gehofft, Einfluss nehmen zu können, doch der eigene Einflussbereich war viel zu klein, um etwas zu bewegen.
Den Markt falsch interpretiert
Dass dann vorgelegte Angebot war nicht kompatibel mit dem Markt und so können die Verbraucher nur hoffen, dass jetzt endlich wieder mehr Zeit bleibt für die Entwicklung der Kernprodukte von Mozilla, damit wir irgendwann wieder mit Freude auf den Firefox blicken können und Mozilla als die Firma sehen, die Webstandards schuf.
Doch im Schatten dieser Ankündigung gedeihen bereits Auswüchse, die zeigen, dass Mozilla noch nicht wieder zu Verstand gekommen ist. Denn das jüngste Produkt aus dem eigenen Hause ist ein Content-Blocker für iOS. Als gäbe es nicht schon genug davon und als wäre dort nicht schon ein großes Geschäft um AdBlocker herum entstanden, muss nun eine Firma, die sich früher mal das freie Web auf die Fahnen schrieb, heute mithelfen, dasselbe einzuschränken?