Nähkästchen #7: Schubladen, Vorurteile und Trolle

Alexander Trust, den 24. März 2015
Macnotes unter neuer Führung
Macnotes unter neuer Führung

Im aktuellen Nähkästchen #7 gehe ich aus gegebenem Anlass auf das Problem von Trollen im Internet ein und Vorurteilen, mit denen Macnotes, aber im Prinzip jede andere Webseite auskommen muss. Viele journalistische Angebote im Internet kapitulieren vor den anonymen Soziopathen und schließen ihre Kommentare, weil es immer wieder unter die Gürtellinie geht.

Schubladen und Vorurteile

Macnotes wurde 2006 um Hendrik herum als Blog von technik-begeisterten Studenten gegründet. Darunter waren Apple-Fans, die gerne mehr wissen wollten über das Phänomen Apple und dessen Produkte. 2008 wurde Macnotes verkauft an die Fliks GmbH, die in den Anfängen zwei Chefredakteure mit Kathrin und Richard beschäftigte und mehr als eine Handvoll Redakteure. Ehemalige schrieben damals in unregelmäßigen Abständen weiterhin Beiträge. Im Sommer 2014 erhielt Macnotes abermals einen neuen Besitzer, weil der bisherige Eigner seine Zukunft in Südafrika sah und mit Projekten wie der OMClub-Partyplanung, dem Beer-House-Franchise, sowie einem Start-up-Inkubator genügend Ressourcen gebunden hatte, und dem Publishing Lebewohl sagte.

In all den Jahren haben dutzende Redakteure für Macnotes geschrieben und einige Chefredakteure sich verschlissen. Alle mussten immer mit den gleichen Schubladen und Vorurteilen leben: Wo Macnotes draufsteht, wimmelt es von Apple-Fanboys, die absolut nichts hinterfragen, was aus Cupertino kommt. Dass Macnotes in seiner Redaktion in Bochum unter Fliks sogar Windows-Computer verwendete, dass die ehemaligen Chefredakteure teilweise aus Prinzip mit Linux unterwegs waren – dass ich, als aktueller Redaktionsverantwortlicher mit einem Chromebook arbeite, weil manches Apple-Spielzeug einfach „zu teuer“ ist, wird gerne vergessen.

Dass außer Stammlesern niemand wirklich nachvollziehen kann, wie wir über die Jahre Windows Phones von Nokia oder Microsofts Surface als Alternativen vorgestellt haben und dass wir Apple-Produkte kritisch betrachten, vor allem die Pressearbeit Apples unterste Kanone ist, wir aber nicht traurig sind, dass wir keine Rezensionsmuster erhalten, anders als die Redaktion der Computer Bild. Die Preisgestaltung Apples hinterfragen wir oft, weisen darauf hin, dass Käufer sich lieber mehr als weniger RAM in ihre iMacs, Mac minis und MacBooks integrieren, weil sie ihn nicht nachrüsten können. Damit gehen wir einen anderen Weg als die ganzen Hochglanz-Printmagazine dort draußen. Zuletzt habe ich im Review eines OS-X-Einsteiger-Buchs die Autoren für ihren unreflektierten Kaufratgeber kritisiert.

Besucher, die zufällig auf dieser Seite landen, können das nicht wissen, aber manche wollen es nicht nachvollziehen. Für erstere haben wir es oft erklärt, in den Kommentaren, sogar in ganzen Artikeln. Doch vor allem wegen letzteren, die überhaupt kein Verständnis haben wollen, sondern einfach nur Troll sein mögen, legt man sich im Laufe der Jahre ein dickes Fell zu und gewöhnt sich den Rechtfertigungs-Reflex ab.
Was bleibt? Man hat die Wahl: Sich ständig erklären, oder die Diskussion im Keim ersticken. Letzteres ist vor allem, wenn man unter finanziellem Druck als Freiberufler arbeitet, wie ich, die bessere Wahl. Es gibt wichtigere Dinge als Unwissende zu erleuchten. Den Seelenfrieden finden viele sowieso nicht und meine Zufriedenheit speist sich aus meiner Arbeit, die ich gerne tue.

Trolle

Trolle gibt es im Internet viele. Mich stören sie nicht, aber Trolle stören sich an mir. Denn ich wehre mich aktiv gegen das anonyme Treiben und habe eine Meinung, so wie beispielsweise der Kollege Sascha Pallenberg von MobileGeeks, der ebenfalls rigoros inhaltlichen Heißtluft-Hanseln entgegentritt.

Wer sind diese Trolle eigentlich, die immer wieder Leute in den Selbstmord treiben, die mental nicht stark genug sind, ihre Hasstiraden auszuhalten? Sowohl aus eigener Erfahrung, aber auch aus meinem Studium an der RWTH Aachen weiß ich, dass sich das ganze gesellschaftliche Spektrum in der Gruppe der Trolle versammelt. Es wäre zu einfach, wenn man Alles auf die Anonymität schiebt. Doch unter ihrem Deckmantel sammeln sich pubertierende digitale Soziopathen, die nicht richtig Schreiben können, aber einen Blutdurst nach Cybermobbing haben, bis hin zu biederen Bildungsbürgern, die, wie Sascha Lobo es zuletzt beschrieb, Spaß daran haben, in der Belehrtenrepublik als Besserwisser aufzutreten und kategorisch allem widersprechen, weil sie sich einbilden, es zu können.

Ganz aktuell gibt es bei Macnotes jemanden, der sich „Chamelion“ nennen möchte, und einen Prototyp eines Trolls abgibt. Weil ihm der Vergleich der Apple Watch mit der LG G Watch nicht gefiel, meint er nun seit mehreren Tagen, lustig sein zu dürfen. Dass es im Internet kein Recht aufs Kommentieren gibt, erst Recht nicht, wenn man Lügen verbreitet und beleidigend wird, will er leider nicht verstehen. Realitätsfremd sind allerdings falsche Behauptungen, wegen derer man gerne mal den Schleier lüften würde, einen dieser garstigen Abmahnanwälte einschalten, die sonst viele Unschuldige Leute treffen, damit am Ende des Tages so einem Müll widersprochen wird.

„Diese Seite ist eine ‚ein Mann Armee‘. Der Alexander schreibt das alles praktisch alleine, genau wie seine anderen Seiten, wie z.B. http://ichspiele.cc/ oder http://sajonara.de/ oder sein YouTube Kanal. (…)

Es sind auch nirgends Kommentare zu sehen. Sind die auch alle zensiert? (…)

Ich kann mir gut vorstellen, dass die ach so tolle Redaktion, dieses wir, von dem du immer redest, aus dir allein und vielleicht 1-2 unwichtigen Leuten besteht, die daheim vor ihrem Privat-PC hocken und einen auf Profis machen und sich Linux aus Prinzip installieren^^

Du kannst diesen Kommentar wieder versuchen zu löschen, aber darüber ärgere ich mich nicht, denn bei deinen Besucherzahlen bist du wohl eh der einzige, der ihn lesen wird.“
Chamelion (Prototyp-Troll)

Lieber Chamelion (stellvertretend für alle anderen Trolle dort draußen). Macnotes und meine „eigenen Seiten“ in einen Topf zu werfen ist deinem jugendlichen Leichtsinn geschuldet. Aber die Arbeit von Hendrik, Carsten, Kathrin, Richard, Stefan, Max und allen anderen die mal für Macnotes gearbeitet haben oder eben heute arbeiten in einer Verschwörungstheorie in Abrede zu stellen ist armselig.

Wegen Leuten wie Dir würde ich mir manchmal wünschen, dass es eine Art Blitzabmahnung gäbe, damit so viel subversive Energie bestraft werden könnte. Denn dahinter verbergen sich echte Personen, denen man Grenzen aufzeigen „muss“. Wenn jemand so viel Zeit investiert, dass er über mehrere Tage hinweg mehrmals eine andere E-Mail-Adresse vortäuscht, dutzende Kommentare schreibt, sich beschwert, dass seine Kommentare nicht veröffentlicht würden, auf ein Recht pocht, das es nicht gibt, und sogar seine IP-Adresse absichtlich kurzfristig ändert, „nur“ um durch den Spam-Filter zu gelangen, dann ist das krank. Alles nur, um Inhalte wie den oben zitierten Müll zu produzieren und anderer Leute Arbeit zu sabotieren – das gehört bestraft.

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