ResearchKit angekündigt: iPhone-Nutzer helfen Forschung

Alexander Trust, den 9. März 2015
iOS 8 - Funktionen am iPhone 5s
iOS 8 – Funktionen am iPhone 5s, Bild: Apple

Apple hat ResearchKit angekündigt, eine Schnittstelle für iOS, die der wissenschaftlichen Forschung dienen wird und darüber hinaus als Open Source angeboten wird, damit auch andere davon profitieren können.

Auf seinem Special Event kündigte Apple neben dem neuen MacBook und der Apple Watch ResearchKit an. Die Software-Schnittstelle zeigt, dass Apple versucht, ein soziales Gewissen an den Tag zu legen. ResearchKit ist in Zusammenarbeit mit dutzenden Universitäten und medizinischen Einrichtungen entstanden und soll den Wissenschaftlern Zugang zu Gesundheitsdaten erlauben.

Wissenschaftler profitieren, Nutzer auch

Auf der Bühne im Yerba Buena Center for the Arts stellte Apple-Vorstandsmitglied Jeff Williams die neue Schnittstelle ResearchKit vor. In Zusammenarbeit mit Apps, die darüber programmiert wurden, können teilnehmende Wissenschaftler und Institutionen in Zukunft auf Daten aus HealthKit und von iPhone-Nutzern zurückgreifen. Apple selbst wird zu keiner Zeit Zugriff auf die gesammelten Daten haben. Die Nutzer können selbst entscheiden, welche Daten sie über die entsprechenden Apps weitergeben.

Im ersten Schritt sind in Zusammenarbeit mit Institutionen wie Universitäten und Krankenhäusern bereits fünf Apps entstanden, die schon jetzt zur Verfügung stehen. Sie sollen Daten zur Erforschung von Parkinson, Asthma, Brustkrebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen liefern. Dabei können Apps, die mit ResearchKit erstellt wurden, auf ihre eigenen Daten zugreifen, und und wenn der Nutzer möchte außerdem auf solche aus der Health-App und von der Apple Watch und dem iPhone. Sich an den Forschungen beteiligen können und sollen in jedem Fall gleichermaßen Personen, die nicht an den jeweiligen Krankheiten leiden. Ein wenig erschwert wird das Mitmachen derzeit nur durch die Tatsache, dass die Apps lediglich in Englischer Sprachfassung verfügbar sind.

Parkinson ergründen

Forscher der Universität von Rochester, des Xuanwo Krankenhauses und der Capital Medical Universität können über die von ihnen angefertigte „Parkinson mPower Study App“ beispielsweise Informationen zur Erforschung der Parkinson-Krankheit sammeln. In diesem Zusammenhang wurde das Erkennen und Analysieren von Spasmen in den Fingern beschrieben. Ein Test in der App fordert die Nutzer dazu auf, abwechselnd mit zwei Fingern auf zwei Buttons auf dem Bildschirm zu tippen. Darüber hinaus könnten die Forscher mehr über den Gang der Personen erfahren, die in einem weiteren Messvorgang jeweils 20 Schritt in eine Richtung und dann 20 Schritte in eine andere Richtung gehen müssen. Die Daten werden den Einstellungen entsprechend an die wissenschaftlichen Institute weitergegeben, die diese auswerten und so hoffen, mehr über die Krankheit zu erfahren.

Diabetes erforschen

Zusammen mit dem Massachusetts General Hospital ist eine App zur Erforschung von Diabetes entstanden. „GlucoSuccess“ misst unter anderem die Dauer und Intensität der Aktivität des iPhone-Nutzers, wertet Diät-Informationen aus, sowie Blutzucker-Messwerte, das Körpergewicht und den Hüftumfang. Obwohl man die App auch im deutschen App Store herunterladen kann, ist offenbar derzeit nur vorgesehen, dass Teilnehmer ihren Wohnsitz in den USA haben müssen. Eventuell handelt es sich dabei um eine rechtliche Komponente.

Asthma-Bedingungen ergründen

Das Mount Sinai Hospital und das Weill Cornell Medical College erhoffen sich mehr Informationen über die Bedingungen von Asthmatikern mit der App „Asthma Health“ zu sammeln. Allerdings wird dies zunächst nur im Großraum New York geschehen. Dort soll der Zusammenhang zwischen Asthma-Erkrankungen und den Umweltbedingungen gemessen werden, indem die Wissenschaftler die GPS-Daten auswerten können und mit entsprechenden Umwelt-Informationen aus anderen Quellen zusammenführen. Um ein Szenario auf Deutschland runter zu brechen: Anwohner in einer Umweltzone neigen vielleicht seltener zu Asthma-Anfällen wegen der geringeren Feinstaub-Belastung. Dies würden die Wissenschaftler mit den Daten der App überprüfen wollen, die Mitarbeit der iPhone-Besitzer vorausgesetzt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersuchen

Forscher der Stanford Universität und der Universität von Oxford haben mit Apple zusammen eine App zur Erforschung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbereitet. Mit „MyHeart Counts“ soll vor allem die Aktivität der Nutzer, deren Fitness-Level aufgezeichnet und ausgewertet werden. Nutzer erhalten Informationen wie sie Risikofaktoren minimieren können.

Brustkrebs verstehen

Schließlich wollen Forscher des Dana-Farber Krebsinstituts, der UCLA School of Public Health und von Penn Medicine mithilfe ihrer App den Brustkrebs ergründen. iPhone-Nutzer können ihnen dabei mit der App „Share the Journey“ (dt. teile die Reise) unter die Arme greifen. Teilnehmen sollen vor allem Frauen im Alter von 18 bis 80 Jahren, sie werden gebeten wechselnde Symptome zu notieren, ein Tagebuch zu führen und ihnen wird aber genauso geholfen Symptome zu erkennen und ihnen werden Behandlungsmethoden vorgestellt.

ResearchKit ist Open Source

Ein Schritt, den Apple nicht jeder zugetraut hätte, ist die Veröffentlichung des Quellcode von ResearchKit als Open Source. Das heißt, dass Anbieter von konkurrierenden Plattformen Software entwickeln können, um die Gesundheitsdaten anonymisiert auszuwerten. So kommen eventuell die Forschungseinrichtungen gleichermaßen an Gesundheitsdaten von Android-Nutzern, Pebble-Besitzern, usf. Der Quellcode soll im April veröffentlicht werden.

Update vom 20.07.2022: Dieser Beitrag enthielt ein YouTube-Video, das es heute so nicht mehr gibt. Deshalb haben wir es entfernt.


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