Gestohlene Smartphones in Las Vegas alle vom selben Mann geklaut?
Alexander Trust, den 18. Januar 2013Glaubt man aktuellen Medienberichten, dann muss ein gewisser Wayne Dobson aus Las Vegas bereits seit bald zwei Jahren nächtliche Polizeibesuche erleiden, weil er jedes Mal aufs Neue fälschlicherweise als Smartphone-Dieb identifiziert wird. Schuld haben ungenaue GEO-Lokalisationsdaten des Mobilfunkbetreibers Sprint.
Wayne D. aus Las Vegas hat neben seiner Haustür ein Schild angebracht, auf dem man lesen kann, dass es bei ihm keine verlorenen gegangenen Mobiltelefone gäbe.
Dobson wird seit bald 2 Jahren immer wieder von Polizeibeamten der Las Vegas Police aufgesucht, die ihn zum Verbleib von verloren gegangenen oder gestohlenen Mobiltelefonen befragen (weil es ihre Pflicht ist), oder aber von den Besitzern der Telefone aufgesucht, da ihnen ein Ortungsprogramm genau Dobsons Haus als Ort anzeigt, an dem ihr Handy sich befindet.
2011 fing alles an
Lawrence Mower (Las Vegas Review-Journal) besuchte Dobson und versuchte ein wenig Licht in das Dunkel der vermeintlichen Smartphone-Klauerei zu bringen. Unter anderem berichtet D. darüber, wann Alles anfing. Im Jahr 2011 klopfte es an einem Wochenende gegen Mitternacht an seiner Tür. Ein Pärchen stand vor seiner Tür und forderte den Frührentner dazu auf, ihnen doch ihr Handy zurückzugeben. Dobson konnte sich das natürlich nicht erklären und sah sich dann aber mit der Situation konfrontiert, dass GPS-Daten sein Haus eindeutig als Aufenthaltsort des gestohlenen Telefons ausmachten.
Polizei und Feuerwehr
Vier mal schon hatte Dobson auch die Polizei und Rettungssanitäter vor seinem Haus stehen. In zwei Fällen, weil Privatleute, die ihr Handy geortet hatten, Dobson nicht glauben wollten, dass er es nicht hat. In zwei weiteren Fällen wurden irgendwo in der Nähe Notrufe an die Nummer 911 getätigt. Die Mitarbeiter in den Notruf-Call-Centern schickten die Rettungskräfte an die Adresse von Dobson, weil sie das Handy, von dem die Hilfebedürtigen anriefen, dort orteten.
Situation bedrohlich
Allerdings erzählt Dobson auch von weitaus weniger erfreulichen Begegnungen. Eine Gruppe von vier Jugendlichen hämmerte eines Tages gegen seine Tür. Sie schrieen, er solle ihr Smartphone rausrücken. Als Dobson die Tür öffnete hielten sie ihm ein Tablet unter die Nase, mit einer geöffneten App, die das verlorene Smartphone lokalisierte. In ihren Augen war Dobson schuldig, den Beweis hatten sie ja.
Fehler in Ortsdatenbank von Mobilfunkprovider
Erst nach und nach konnte das Problem eingegrenzt werden. Dobson selbst hat auf dem Schild neben seiner Haustür stehen, ein Mobilfunkmast hinter seinem Haus sei Schuld daran. Das ist allerdings wohl nicht korrekt. Weniger der Mast, als in einer Datenbank falsch eingetragene Standort-Daten beim Mobilfunkprovider SPRINT sind offenbar die Ursache allen Übels.
Die Ingenieure des Unternehmens sind zwar mit einer Lösung des Problems beschäftigt. Doch scheinbar werden die Standort-Daten immer wieder falsch berechnet, und selbst wenn man sie löscht, würden sie also erneut genauso in der Datenbank von SPRINT auftauchen. Es handelt sich also nicht um ein „triviales“ Problem. Aber es handelt sich um einen Fehler im System. Denn die Standort-Daten werden offenbar nach einer Methode berechnet, die eine „präzise Ungenauigkeit“ angibt, wie Paul Ducklin (NakedSecurity) es formuliert.
Solche Standort-Daten, die von Mobilfunkbetreibern an Notrufzentralen, Polizei oder eben Apps zum Orten des eigenen Smartphones weitergegeben werden, „sollten“ auf 50 bis 300 Meter genau sein, erklärte ein Spezialist dem Kollegen vom Las Vegas Review-Journal.
Exkurs: David Pogue
Ein prominentes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit, bei dem solche Apps zur Standort-Lokalisierung dabei helfen konnten, ein Handy wieder zu finden, ist „David Pogue“. Der Journalist der New York Times hatte via Twitter im letzten Jahr einen Aufruf gestartet und letztlich wurde ihm sein verloren gegangenes iPhone von der Polizei zurückgebracht.
Experten warnen allerdings davor sich auf die Daten zu sehr zu verlassen, wegen ihrer möglichen Ungenauigkeit. Wayne Dobson aus Las Vegas ist ein lebendes Beispiel für ebenjene.
Bis die Spezialisten eine Lösung gefunden haben, legt Dobson sich dem Bericht zufolge an Wochenenden mit einer Matratze oder einem Schlafsack in den Flur, damit er es nicht so weit hat von seinem Bett bis zur Haustür, falls des Nachts wieder jemand wegen seines verlorenen Handys klopft oder klingelt.