Facebooks Graph Search ein Weg zur Monetarisierung?

Alexander Trust, den 17. Januar 2013
Facebook Server
Facebook Server

Eine soziale Suche haben Mark Zuckerberg, Lars Rasmussen und Tom Stocky auf einem Special Event am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert. Die sogenannte „Graph Search“, die den sozialen Graphen auf Facebook durchsuchen soll, befindet sich noch im Beta-Stadium, wird aber in den USA demnächst nach und nach auf die Nutzer losgelassen. – Vor allem ist Graph Search für Zuckerbergs Social-Network-Börsen-Experiment eine Möglichkeit, das Projekt endlich vernünftig zu monetarisieren.

Google verdient mit Werbung (AdWords und AdSense) eine Unmenge Geld. Facebook hingegen sucht seit Jahren nach Möglichkeiten der Monetarisierung seiner Daten. Die nun vorgestellte „Graph Search“ könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Ein subtiles Detail soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden: Die Herren Rasmussen und Stocky arbeiteten vorher in hochrangigen Positionen für Google.

Akzeptanz der Ergebnisse entscheidend

Über 1 Milliarde Nutzer soll Facebook seit Oktober 2012 weltweit haben. An die 50 Prozent davon sollen laut einem Facebook-Sprecher tagtäglich aktiv sein.
Je nach Zusammensetzung des eigenen Freundeskreises ersetzt Facebook mittlerweile die Kommunikationswege E-Mail und SMS. Das ist nicht bei allen der Fall, aber doch bei einigen. Wenn das Social Network wertige Suchergebnisse innerhalb seiner „Graph Search“ erzeugen wird können, wird dieses Feature eine Menge Zulauf erhalten.

Antworten

Genau das hat Zuckerberg allerdings versprochen. Die neue Facebook-Suche soll vor allem Antworten liefern, und keine Ansammlung von Links ausspucken, wie man sie von herkömmlichen Suchmaschinen kennt. Insofern ist die „Graph Search“ wohl eher mit Diensten wie Wolfram Alpha vergleichbar.
Wenn jemand zukünftig die Frage nach leckeren italienischen Restaurants in seiner Stadt stellt, wird Facebook ihm die Spezialtipps seiner Freunde präsentieren, denen er vertraut und deshalb auch Facebooks Suchergebnissen vertrauen wird.
Doch gerade an diesem Punkt kann Facebook die Ergebnisse nicht nur mit vertrauenswürdigem Inhalt füllen, sondern gleichzeitig mit solchen Einträgen spicken, die von einem Werbekunden zu diesem Zweck geschaltet würden.

Status Quo

Aktuell wird die Suche bei Facebook nur in der Form monetarisiert, dass bei einer Suchanfrage beispielsweise nach einer Fastfood-Kette mögliche Konkurrenten Anzeigen schalten könnten, um mit ihren Marken vor dem passenden Suchbegriff zu landen.
Wenn die Zahl der Suchanfragen in Facebooks Ökosystem zunimmt, dann werden natürlicherweise die Einnahmen auf diesem Weg zunehmen.

„This could potentially be a business over time.“
Mark Zuckerberg

Die nahende Zukunft

Laut John Constine (TechCrunch) gab Mark Zuckerberg an, dass die oben beschriebene Form der Werbung die Suchergebnisse der Graph Search erweitert werden könnte.
Selbstredend beschwichtigte Zuckerberg die Sorgen der fragenden Journalisten, dass die Nutzer-Erfahrung im Vordergrund stünde und die Qualität der Suchergebnisse Priorität hätte, führte allerdings an, dass „diese Form der Werbung“ nach und nach zu einem Geschäftsmodell werden könnte.

Zusatzeinnahmen über BING…

Auf dem Special Event wurde bereits angekündigt, dass Facebook die Suchergebnisse der eigenen „Graph Search“ immer dann mit Treffern von Microsofts Suche BING auffüllen wird, wenn man selbst keine verwertbaren Daten für die Anfrage des Nutzers parat hat.
Schon jetzt verdient Facebook ein Bisschen, wenn gesponserte Suchergebnisse von BING auf Facebook angezeigt werden. Das hat John Constine sich von Facebook bestätigen lassen.
Die Partnerschaft mit Microsofts Suchmaschine besteht seit 2008.

…und über Affiliate-Marketing

Affiliate-Marketing ist ein weiteres Feld, mit dem Facebook zukünftig über die Graph Search Umsätze erzielen könnte. Bei der Präsentation der Suche wurden diverse „Use Cases“ vorgestellt. Einer davon betraf das „Dating“.
Tom Stocky gab an, er habe eine Freundin, für die würde er gern mal ein Treffen mit einem möglichen Dating-Partner arrangieren. Er suchte vor den versammelten Journalisten nach männlichen Singles in San Francisco, die einem gewissen Alter entsprachen und grenzte seine Suche dann noch anhand eines Filters ein. Dieser entsprach in diesem Fall der Ethnie der jungen Männer, die als mögliche Freunde für seine Freundin in Frage kommen könnten. Da sie indische Wurzeln hat, wollte er, dass sie jemanden kennen lernen könnte, der ebenfalls indische Wurzeln hat. Auf diese Weise könnte man vielleicht seinen Traumpartner finden.

Grenzen des Machbaren werden verrückt werden

Doch was, wenn nun Facebook an dieser Stelle nicht nur auf seine eigenen Daten zurückgreifen würde, sondern Geschäfte mit Dating-Seiten macht. Beispielsweise auf Basis der Provision, pro vermittelter Person, würde Facebook einen kleinen Obulus erhalten?

Um die Diskussion ein wenig neutraler, bzw. unverfänglicher zu gestalten an dieser Stelle, wechseln wir auf einen anderen „Use Case“, den man am Dienstag ebenfalls präsentierte: das Headhunting. Wenn Firmen auf der Suche nach Arbeitnehmern sind, könnten sie die „Graph Search“ verwenden und Facebook die Suchergebnisse mit Daten von Vermittlungsbörsen füllen.

An dieser Stelle wird irgendwann in der näheren Zukunft mit Sicherheit die Frage nach dem Datenschutz gestellt werden. Doch mittelfristig ist das eine quasi nicht vorhandene Hürde. Denn die Anbieter der Daten können über die Zeit ihre AGB anpassen und die Nutzer zustimmen lassen, dass ihre Daten im Kontext der Suche auf Facebook ebenfalls erscheinen dürfen. Wem das nicht gefällt, der wird von denen Angeboten vielleicht keinen Gebrauch mehr machen. Doch das Gros der Nutzer von Single- oder Jobvermittlungsbörsen wird sicherlich dadurch nicht abgeschreckt.
Doch schon jetzt kann man das Geschrei erahnen, wenn ein Kollege auf der Arbeit auf Facebook nach Single-Frauen in seiner Stadt gesucht haben wird, und dabei auf seine Kollegin stößt, diese aber bis dahin diese Information vor ihm geheim gehalten hatte, da er ihr unsympathisch war. Oder wenn der Chef feststellt, dass ein Mitarbeiter bereits wieder auf Jobsuche ist, obwohl er eigentlich einen festen Arbeitsvertrag hat, dürfte auch nicht alle Beteiligten amüsieren.

Fazit

Interessant dürften diese Ansätze in jedem Fall für Investoren in Facebooks Aktie werden. Wenn Google über gekaufte Suchergebnisse Geld verdient, warum sollte Facebook das nicht ebenfalls können? Gerade vor dem Hintergrund der nicht unerheblichen Nutzerzahlen scheint an dieser Stelle eine Menge Potential für die Monetarisierung versteckt zu sein. Und Facebook hat bereits angekündigt, seine Datenbasis noch zu erweitern. Denn über die Verknüpfung unterschiedlicher Kommunikationswege möchte Facebook in Zukunft auch an Daten gelangen, die außerhalb des Social Network verwendet werden. Angedacht ist, dass man über Facebook wie in einer Art „Hub“ Nachrichten empfängt und versendet, ganz gleich über welchen Kanal (E-Mail, SMS, Sprachnachricht, etc.) diese kommuniziert wurde. Auf diese Weise kann Facebook auch Meldungen speichern, die von Nutzern stammen, die Facebook eventuell gar nicht nutzen.


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