Foxconn: Neuer Skandal beim Apple-Zulieferer

mz, den 6. Oktober 2012
micon_foxconn

Unschöne Zwischenfälle sind beim Mega-Unternehmen Foxconn, das unter anderem das iPhone 5 produziert, nie eine Seltenheit gewesen. Dieses Mal soll es allerdings um etwas ganz Heikles gehen: Den wichtigsten Urlaub des Jahres.

Die so genannte „Goldene Woche“ sind traditionell die Tage um das chinesische Neujahrsfest Ende Januar und um den Nationalfeiertag am 1.10., das für die Chinesen der wichtigste Feiertag im Jahr ist. Im ganzen Land werden dazu große Feste veranstaltet, überall gibt es riesige Feuerwerke – und der Urlaub in dieser Woche ist naturgemäß für die meisten Chinesen eine Art ungeschriebenes Gesetz.

Genau diesen hat Foxconn nun scheinbar den Arbeitern in der Fabrik in der 8,7-Millionen-Metropole Zhengzhou gestrichen, um die hohe Nachfrage nach dem iPhone 5 befriedigen zu können und damit hierzulande – so wie ich – ihr Gerät beispielsweise zwei Wochen vor dem angegebenen Auslieferungsdatum bekommen. Auch die aktuell angegebene Lieferzeit von 3-4 Wochen soll so vor einem weiteren Anstieg bewahrt werden.

Qualitätskontrollen gestiegen

Nicht nur der gestrichene Urlaub allerdings hat die angespannte Situation, die von Foxconn selbst als harmloser Streit zwischen Aufsehern und Arbeitern beschrieben wird, eskalieren lassen. Durch gesteigerte Qualitätskontrollen soll ein enormer Druck auf den vielen tausend Angestellten lasten. Diese werden mit den vielen Berichten über die hohe Anfälligkeit des neuen iPhones für Kratzer in Verbindung gebracht. In mehreren Fällen seien in den letzten Tagen daher Scharmützel zwischen Arbeitern und Aufsehern stattgefunden haben, die zu leichten Verletzungen und Beschädigungen an Produktionsmaschinen geführt haben.

Die Zahl der Teilnehmer an dem Streik wird auf über drei tausend Arbeiter geschätzt, denen die in Apples iPhone-5-Video zu bestaunende Präzisionsfertigung auferlegt wird. Dabei geht es um eine Produktionsgenauigkeit im Hundertstel-Millimeter-Bereich, die offenbar nicht nur durch entsprechende Maschinen erreicht werden soll. Da die Arbeiter allerdings in den meisten Fällen keinerlei Ausbildung, sondern nur eine kurze Einführung in ihren Arbeitsbereich erhalten, sehen sie sich außer Stande, diesen hohen Ansprüchen gerecht zu werden.

Während Apple bereits vor einiger Zeit angekündigt hat, gemeinsam mit der Fair Labor Association (FLA) gegen derartige Arbeitsbedingungen vorzugehen und es auch entsprechende Äußerungen von Offiziellen gab, man werde alles dafür tun, dass diese Arbeiter eine anständige Arbeitsatmosphäre haben, scheint dies gerade im Rahmen von derartigen Neuveröffentlichungen ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Apple-CEO Tim Cook selbst hatte geäußert, dass ihm jeder einzelne Mitarbeiter in der Produktionskette wichtig sei. Während auf der einen Seite also versucht wird, eine begeisternde Außenwirkung zu erzielen, indem auf die unglaublich hohe Verarbeitungsqualität der Produkte hingewiesen wird, muss am anderen Ende der Kette jemand darunter leiden.

Der Streik ist bekanntermaßen nur der letzte einer ganzen Serie von Zwischenfällen in Foxconn-Produktionsstätten. Nach der Ankündigung der Urlaubsstreichung hatte es zuletzt einen ähnlich großen Streik gegeben, im September waren etwa 2000 der 79000 Arbeiter an einem Aufstand in der Fabrik in Taiyuan beteiligt gewesen. Dort hatte es viele Verletzte gegeben, Berichte von Mikroblog-Nutzern wurden von offizieller Seite schnell entfernt. Trotz allem hatte die FLA noch im August Zufriedenheit mit den Entwicklungen beim Apple-Zulieferer geäußert. Ab und zu dürfen aufgrund der internationalen Aufmerksamkeit mittlerweile sogar westliche Fernsehteams die Fabriken besichtigen, um sich selbst und die Öffentlichkeit von den guten Produktionsverhältnissen zu überzeugen. Verbesserungen an der Situation werden vom Zulieferer an die große Glocke gehängt.


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