Shadow Guardian für iPhone und iPod touch im Test

Alexander Trust, den 30. Dezember 2010

Gameloft ist gut darin Spielideen zu adaptieren und diesen den eigenen Stempel aufzudrücken. Freunde von Tomb Raider und Uncharted können nun auch unterwegs ihrem Abenteuertrieb nachgehen – wir haben uns Shadow Guardian für iPhone und iPod touch im Review angesehen, das vor Weihnachten neu in den App Store gekommen ist.

Was sich an der Oberfläche prima anhört, muss sich erst noch beweisen. Den Klon als solchen auszumachen ist nicht besonders schwer. Anstatt Nathan Drake oder Lara Croft haben wir es in Shadow Guardian von Gameloft mit Jason Call zu tun. Manche von den Bildern, mit denen der Hersteller für das Spiel wirbt könnten Sonys NextGen-Abenteuerspielen entwachsen sein. Doch es gibt noch weitere offensichtliche Verweise oder Anleihen.

Grafikorgie?

Als Gameloft versprach, Shadow Guardian würde grafisch neue Maßstäbe setzen, war ich gespannt. Tatsächlich gibt es ein optische Aha-Erlebnis. Die Texturen sind detaillierter als in anderen Spielen des Herstellers und die Weitsicht ist erstaunlich für ein Gameloft-Game. Das gilt natürlich vornehmlich für Geräte neueren Datums und aus diesem Grund hat Gameloft Shadow Guardian auf ebensolche Devices begrenzt. Doch das Spiel verwendet keine Unreal Engine 3 oder dergleichen und entsprechend gibt es auch hier noch Ecken und Kanten, und diese sind sehr augenscheinlich. Manche der Texturen wirken aus der Entfernung prima, doch gerade wenn man sich in der freien Umgebung bewegt, dann sind die Kanten von zwei Oberflächen, die zusammenlaufen dermaßen platt aneinander geraten, dass man das Gefühl hat, hier hätte jemand in der Bastelstunde zwei Pappteile zusammengeklebt, zudem wirkt mancher Bodenbelag wie ein künstliches Wallpaper (vgl. Screenshots).

Die schöne Optik wird aber auch auf Kosten von anderen Dingen erkauft. Wenn man sich in den In-Game-Videos und Zwischensequenzen die Figuren ansieht, stellt man fest, dass diese akustisch sprechen, man aber optisch nichts davon sieht. Das wirkt ein bisschen geisterhaft. Und wie man z. B. bei den Ketten in einer Tempelanlage sehen kann, an denen Jason Call sich entlang hangelt, gibt es nicht nur echte 3D-Objekte, sondern auch eine Menge von Sprites, die das hochwertige optische Erleben trüben. Ansonsten kann man aber über das Ambiente und die grafische Vielschichtigkeit nicht meckern. Gameloft hat sich auf eine Weise Mühe gegeben. Dafür ist allerdings die Spielzeit überschaubar kurz geraten; Call wurde gefangen genommen, und erlebt nun, wie Jason Bourne im letzten Videospiel The Bourne Conspiracy, die einzelnen Episoden aus der Rückschau noch ein Mal. Für ihn geht es darum, die Prima Materia zu finden, und zwar ehe sie den Fieslingen in die Hände fällt. Wie das ganze letztlich aufgelöst wird, möchten wir an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Raum für einen Nachfolger hat Gameloft sich allerdings gelassen.

Puzzle und Action

In Shadow Guardian gibt es einen kleinen Unterschied zu sonstigen Abenteuer-Third-Person-Spielen von Gameloft. Der Anteil an Puzzles ist größer. Es geht manchmal darum, Schalter umzulegen, oder Lichtspiegel zu wenden, um den Ausgang zu finden. Unterstützt durch den stimmigen Soundtrack weiß man eigentlich immer, ob man gerade auf der Hatz ist, oder sich beschaulich nach des Rätsels Lösung umsehen kann, und allzu eifrige Zeitgenossen werden irgendwann sogar mit dem Finger darauf gestoßen, dass rohe Waffengewalt nicht weiterhilft. So z. B. im Innern eines Tempels, in einem Saal voller Käfer. Wir können diese noch so oft abschießen, wir verballern höchstens unsere Munition, entsprechend liegt es am Spieler, einen Ausweg aus der Situation zu finden.

Kein Herumlaufen

In den Levels sind außerdem Bonusobjekte versteckt. Wider den Entdeckergeist ist es aber nicht möglich, an Objekten wieder herunter zu klettern, zumindest nicht immer. Es gibt viel zu oft einen unsichtbaren Punkt X, an dem man den Weg zurück nicht mehr einschlagen kann. Wir haben es also leider nicht durchweg mit einem Open-World-Abenteuer zu tun. Manchmal hangelt man sich auf eine Plattform hoch und sieht dann erst, dass man weiter unten ein Bonus-Objekt hätte einsammeln können. Dies ist aber der einzige Grund, den man hätte, das Abenteuer erneut zu spielen: Die anderen Objekte einzusammeln.

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Die Steuerungsmöglichkeiten in Shadow Guardian sind denen anderer Third-Person-Games des Herstellers identisch. Man kann zusätzlich aber Deckung hinter manchen Objekten suchen, wie man es z. B. aus Tom Clancy’s Splinter Cell: Conviction kennt. Die Art des Storytellings über Rückschauen hatte dieses Spiel ebenfalls. Als Pluspunkt kurz vor der Ziellinie seien noch die Bewegungsanimationen der Spielfigur im Nahkampf erwähnt. Der Bewegungsapparat von Jason Call ist durchaus elaborierter als in vorherigen Spielen des Herstellers.

Fazit

Spieler bekommen ein optisch interessantes Spiel mit Shadow Guardian präsentiert, das allerdings genauso optisch hochauflösende Pannen mitbringt. Solche Dinge sollten auf so einem Niveau nicht passieren. Der Versuch einen Mix aus Action- und Rätsel-Passagen zu präsentieren ist in weiten Teilen geglückt. Das Sammeln von Bonus-Items wird allerdings dadurch erschwert, dass manchmal unsichtbare Punkte keinen Weg zurück mehr erlauben. Das große Ganze wirkt teilweise wie nicht richtig zusammengesetzt. Zudem ist die Story eher nicht dazu angetan, einen Preis für besonderen Einfallsreichtum zu gewinnen, daher wirkt dieses Spiel aus dem Hause Gameloft wie eines von vielen.

Mit meiner Meinung bin ich eher nicht konform mit der grundsätzlichen Wertung über Shadow Guardian. Aber meine Ansprüche waren groß nach Gamelofts Versprechungen im Vorfeld. Im letzten Jahr (2009) hatte ich bereits gemutmaßt, dass Gameloft mich persönlich mit seinem Schema F nicht dauerhaft bei der Stange wird halten können und genau das ist in der letzten Zeit eingetreten. Wenn man unter die optische Hülle guckt, werden die Unterschiede zunehmend kleiner. Ich hatte Spaß bei The Bourne Conspiracy, bei Uncharted 1 und 2, aber ein bisschen von der Leichtigkeit und Identifikation, die diese Spiele mir geboten haben, fehlt mir hier. Jason Call wirkt auf mich nicht authentisch.


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