iPhone in China: China Unicom wandern die Kunden ab

mz, den 23. November 2010

Der chinesische iPhone-Exklusivbetreiber China Unicom scheint Probleme mit seinen Kunden zu haben: Im ständigen Kampf um die stetig wachsenden Kundenströme im 1,4 Milliarden-Land scheint China Mobile mittlerweile vorn zu liegen – mit interessanten Konsequenzen.

China Mobile ist der größte Mobilfunkbetreiber der Welt, Apple schloss aber den iPhone-Exklusivvertrag in der Volksrepublik vor anderthalb Jahren mit dem Konkurrenten China Unicom. Die Begründung für diesen ungewöhnlichen Schritt war die Tatsache, dass Unicom auf den weltweit gebräuchlichen Standard GSM setzt, im Netz von China Mobile allerdings das weniger populäre TD-SCDMA im Einsatz ist.

Der Marktstart des iPhone in China ist nun knapp ein Jahr her. Zwischendurch ist viel passiert: Nicht nur gab es bereits zu Beginn des Jahres Spekulationen über die erneute Kontaktaufnahme von China Mobile in Richtung Apple, man möge doch ein iPhone mit TD-SCDMA entwickeln und so die vielen Kunden von China Mobile mit iPhones ausstatten. Mittlerweile ist das iPhone auch in China mit WLAN zu haben, was anfangs wegen rechtlicher Probleme nicht zur Ausstattungsliste des Smartphones aus Cupertino gehört hatte. Mittlerweile ist auch das iPhone 4 in der Volksrepublik gestartet und hat dabei seinen Rekordfeldzug auch im Reich der Mitte fortgesetzt. So war das Gerät wegen fehlender Kaufbeschränkungen bereits nach zwei Tagen ausverkauft und sorgte für chaotische Verhältnisse auf dem Schwarzmarkt.

Mittlerweile – genauer gesagt vergangene Woche – kündigte China Mobile trotz noch immer fehlender Unterstützung für UMTS (es muss also auf EDGE/GPRS zurückgegriffen werden) aber auch an, einen SIM-Karten-Schneideservice (auch per Macnotes-Schablone möglich) anzubieten, damit die SIMs der Kunden auch mit dem iPhone 4 benutzt werden können. Außerdem drangen Informationen über einen angeblichen Vertrag zwischen Apple und China Mobile an die Öffentlichkeit, der es Apple ermöglichen könnte, Zugang zu den über 570 Millionen (sic!) Kunden des Netzriesen zu erhalten. Die zeitliche Koinzidenz mit den Gesprächen zwischen Apple und Verizon über die zukünftige Unterstützung des kommenden Mobilfunkstandards LTE kann Zufall sein – muss aber nicht.

All diese Bewegungen in und um China veranlassten Mobinode, einmal genauer nachzuschauen, wie es im „Krieg“ zwischen China Mobile und China Unicom zurzeit aussieht, und zwar mit verblüffenden Ergebnissen. Zum Beispiel sind fast drei Viertel der iPhone-Kunden von China Unicom eigentlich Kunden von China Mobile, die – nur, um ein iPhone zu besitzen – zurzeit zwei Verträge bei zwei verschiedenen Providern haben, was deutlich darauf hinweist, dass diese Nuter nur wegen des iPhones bei Unicom unter Vertrag stehen. Außerdem scheinen iPhone-Kunden China Unicom monatlich etwa doppelt so viel Geld einzubringen wie normale 3G-Kunden mit anderen Endgeräten, nämlich 260 RMB (ca. 29€) gegenüber 134 RMB (15€).

Weiterhin scheint aber China Mobile bei den monatlichen Abschlüssen von Verträgen mit neuen Kunden ein wenig zu schwächeln: Gewann der Gigant im August noch 5,428 Millionen Neukunden hinzu, waren es im September noch 5,421, im Oktober 5,259 Millionen. Entsprechend wird nun nicht nur der SIM-Schneideservice angeboten, sondern auch eigens eine Hotline eingerichtet, bei der sich interessierte Kunden genau erklären lassen können, wie sie das iPhone 4 mit ihrem China Mobile-Vertrag nutzen können.

Die Zeit für China Unicom, sich auf den Lorbeeren auszuruhen, ist also vermutlich vorbei. Nicht nur die Verhandlungen über die zukünftigen Standards in der mobilen Kommunikation scheinen bereits in vollem Gange, auch das iPad ermöglicht wie in den USA, Europa und dem Rest der Welt ganz neue Verkaufsmodelle auf dem chinesischen Markt – und auf dem wollen sowohl China Mobile als auch Unicom möglichst vorne mitmischen.


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