MacBook Air: Laptop trifft iPad
ml, den 20. Oktober 2010Das kommt also dabei heraus wenn man ein iPad mit einem Laptop kreuzt? Zumindest nach Steve Jobs Lesart hat der Zwitter aus MacBook und iPad keine Festplatte, ist leicht und klein ohne das die Ergonomie darunter leiden muss und verfügt über sofortige Betriebsbereitschaft beim Einschalten. Und die früher iSight genannte Kamera heißt jetzt FaceTime-Kamera.
Schaut man mal etwas hinter die pompöse Ankündigung und den Marketingsprech, dann hat das neue MacBook Air durchaus einige interessante Features zu bieten. Ein echtes Anwendungshindernis dürfte die von iPod, iPhone und iPad bekannte sofortige Betriebsbereitschaft beseitigen. Das MacBook Air muss beim Einschalten nicht mehr neu gestartet werden, sondern ist sofort betriebsbereit. Viele Anwender dürfte zudem freuen, dass das Display nicht hinter einer spiegelnden Glasscheibe sitzt. Diese hätte vermutlich auch das Gewicht des Air deutlich erhöht, so dass man sich bei Apple für den Verzicht entschied.
Was das Air hat
Die Spezifikationen des überarbeiteten MacBook Air konnten, nachdem gestern bereits Gerüchte auftauchten, bei der heutigen Vorstellung kaum noch überraschen. Abweichungen gibt es lediglich im Detail.
Als Prozessor kommt eine Low-Voltage-Variante des Core2Duo mit 1,86 bzw. 2,13GHz zum Einsatz. Der CPU werden 2GB RAM zur Seite gestellt, von dem sich die Nvidia Geforce 320M 256MB abzweigt. Der RAM kann maximal auf 4GB ausgebaut werden. Das 13,3″ LED-hinterleuchtete Display zeigt 1440×900 Bildpunkte an und liegt damit auf dem Niveau der aktuellen 15,4″ MacBook Pros.
Die mechanische Festplatte wird durch Flashspeicher abgelöst. Hier stehen Konfigurationen mit 128GB und 256GB zur Auswahl. Aus Platzgründen verbaut Apple den Flashspeicher direkt und verzichtet auf den Formfaktor einer klassischen SSD. Zum einen verständlich auf der anderen Seite aber auch ärgerlich, da man so von zukünftigen größeren SSDs nicht profitieren kann.
An Schnittstellen bietet das MacBook Air zwei USB-2.0-Ports (rechts und links), SD-Card-Slot und den Mini-Display-Port zum Anschluss externer Monitore. Neben dem Magsafe-Anschluss für das Netzteil gibt es noch einen Kopfhörerausgang. Kontakt zur Außenwelt nimmt das MacBook Air über das eingebaute 802.11n-WLAN-Modul auf. Bluetooth 2.1 mit EDR steht ebenfalls zur Verfügung. Wer auf kabelgebundenes Netzwerk angewiesen ist, muss bei Apple wieder einen USB-Ethernetadapter (29 Euro) erwerben.
Wichtig für Mobilrechner sind Größe und Gewicht. Hier legt das 13,3″ MacBook Air gut vor. Etwas größer als eine A4-Seite (32,5cmx22,7cm), knapp 1,3kg Gewicht und mit einer Höhe von 0,3 bis maximal 1,7cm dürfte das Air in jeder Aktentasche Platz finden.
Wie in der heutigen Vorstellung gezeigt nimmt der Akku den größten Teil des Innenlebens ein. Dieser soll für bis zu 7 Stunden unterbrechungsfreies Arbeiten sorgen. Ansonsten hält er das MacBook Air bis zu 30 Tage in Bereitschaft. Die 7 Stunden klingen erstmal nicht besonders überragend, gibt doch Apple für seine „klassischen“ MacBooks mit Festplatte ähnlich hohe Werte an.
Netbook oder was?
Lange hat Apple abgestritten an einem Netbook zu arbeiten. „Man beobachte den Markt.“, hieß es immer ausweichend. Aus Sicht von Apple überwogen bisher die Nachteile wie zu kleine Tastatur und zu kleiner Bildschirm.
Und jetzt bringt Apple doch ein Netbook auf den Markt. Oder wie soll man sonst das MacBook Air mit 11,6″ Display und knapp 1 Kilogramm Gewicht bezeichnen? Die Displayauflösung von 1366×768 Pixeln findet man oft in dieser Geräteklasse. Doch da enden schon die Gemeinsamkeiten. Als Prozessor steht wie beim größeren Bruder ein Core2Duo mit wahlweise allerdings nur 1,4 oder 1,6GHz zur Verfügung. Als Permanentspeicher bietet Apple bei diesem Modell maximal 128GB Flashspeicher.
Aufgrund der kleineren Bauweise passt weniger Akkukapazität in das Gerät. Daher beträgt die von Apple angegebene Laufzeit nur 5 Stunden. Betriebsbereit soll auch das 11,6″-Modell 30 Stunden lang bleiben.
Was das Air nicht hat
Einen eigenen Punkt widmete Steve Jobs den Dingen die das neue MacBook Air nicht hat. Wie schon erwähnt verfügt das MacBook Air über keine (mechanische) Festplatte oder ein optisches Laufwerk. Konsequenterweise liefert Apple statt der DVD-Installationsmedien mit dem MacBook Air einen entsprechenden USB-Stick aus. Wer trotzdem ein DVD-Laufwerk braucht und nicht auf CD- und DVD-Sharing eines anderen Macs zurückgreifen kann, kann für 79 Euro ein externes Superdrive bei Apple erwerben.
Was Steve Jobs in seiner Präsentation vergaß zu erwähnen ist, dass das neue Air auch kein UMTS-Modem vom iPad geerbt hat. Auch nicht optional. Das wäre ein Feature gewesen, welches die angepeilte Zielgruppe des MacBook Air sicher bald vermissen wird. Auf Mobilität getrimmt macht sich ein angesteckter UMTS-Stick einfach nicht so gut. Und für eine Micro-SIM wäre sicher noch Platz im Gehäuse gewesen.
Ärgerlich und aus der Sicht vieler Nutzer unverständlich ist der Verzicht auf die Tastaturbeleuchtung. Der Stromverbrauch zweier LEDs dürfte die Laufzeit des MacBook Air nicht substanziell beeinflussen und den Komfortgewinn beim Schreiben in dunkleren Umgebungen deutlich steigern.
Preise
Die Preise für das 11,6″-Modell beginnen bei 999 Euro. Dafür bekommt man die 1,4GHz CPU und 64GB Flashspeicher. Für weitere 64GB Speicher verlangt Apple 150 Euro Aufpreis. Für das kleinere 13″-Modell mit 1,86GHz CPU und 128GB Speicher ruft Apple 1299 Euro auf. Den Einstieg in die Königsklasse mit 2,13GHz CPU, 4GB RAM und 256GB Speicher gibt es für 1779 Euro als BTO-Option.
Fazit
Das „MacBook meets iPad“ kann man getrost als Marketing abtun. Dahinter zeigt sich, dass das neue MacBook Air durchaus Potential hat. Nie war der Einstieg in einen mobilen Mac mit SSD (bzw. Flashspeicher) günstiger. Zur Performance und zur Handhabbarkeit kann an dieser Stelle naturgemäß noch keine Aussage gemacht werden. Für unterwegs dürfte die Rechenleistung wohl aber ausreichen.
Nicht neu aber um so mehr zeitgemäß ist das Instant-on-Feature. Das spart das nervige Starten des Rechners und ermöglicht auch mal schnell zwischendurch einen Gedanken oder ähnliches auf dem Laptop festzuhalten.
Die Preise für das 13″-Modell gehen in Ordnung. Das 11″-Modell ist dagegen zu teuer. Aufgrund seiner Größe konkurriert es auch mit den ungleich billigeren Netbooks. Zwar verwenden diese meist eine Atom-CPU wohingegen Apple den ungleich leistungsfähigeren Core2Duo verwendet. Es bleibt daher abzuwarten, ob die Kunden bereit sind dafür den entsprechenden Aufpreis zu zahlen.