iPhone 4: Thesen zu den Empfangsproblemen, von Hardware bis Software

kg, den 16. Juli 2010

Heute Abend ist eine Apple-Pressekonferenz zum iPhone 4 angesetzt, währenddessen vermelden diverse Medien weitere Vermutungen, wie die Empfangsprobleme des Smartphones zustandekommen – sowohl von Hardwareschwierigkeiten als auch von Differenzen zwischen Modem-Software und Hardware ist alles dabei.

So berichtet Bloomberg, dass Ruben Caballero, seines Zeichens Leiter der iPhone- und iPad-Entwicklung, bereits im letzten Jahr davor gewarnt habe, dass das neue Antennendesign zu Problemen führen kann. Als Quelle wurde eine „mit der Angelegenheit vertraute Person“ genannt. Demnach soll Caballero in entscheidenden Meetings darauf hingewiesen haben, dass die spezielle Bauweise zu Problemen führen kann, sofern der Nutzer nicht genau aufpasst. Auch Mobilfunkprovider, die das Gerät im Vorfeld des Release im eigenen Netz testen durften, sollen auf die Problematik hingewiesen haben. Apple hat die Berichte gegenüber Reuters mittlerweile als „nicht wahr“ bezeichnet.

Dass die Entwickler im Vorfeld bereits um die Schwierigkeiten mit der Antenne wussten, berichtet das Wall Street Journal ebenfalls. Demnach war man sich der Risiken bewusst, Steve Jobs „mochte das Design so sehr“, dass eventuele Probleme ignoriert wurden. Zudem soll das Gerät kaum außerhalb der Apple-Areale getestet worden sein, zumindest nicht im „Rohzustand“: Da es immer von einer Kunststoffhülle umgeben war, die das Gerät wie ein iPhone 3G/3GS hat aussehen hat lassen, konnten die Probleme erst gar nicht bemerkt werden. Ein Rückruf soll laut WSJ dennoch nicht vorgenommen werden.

Eine andere Erklärung für die Empfangsprobleme wurde in der New York Times veröffentlicht. So soll es sich um eine Schwachstelle handeln, die auch bei früheren Versionen des iPhone bekannt war: Das Baseband soll fehlerhaft sein. Die „komplexe Interaktion“ von „spezialisierter Kommunikationssoftware“ und der Antenne soll dabei problematisch sein, nicht die Hardware an sich. Die Probleme sollen bereits länger vorhanden sein, bisher aber nie wirklich aufgefallen sein – bisher war es softwareseitig immer möglich, Empfangsschwankungen auszugleichen oder zumindest unauffällig zu machen. Steve Jobs soll davon erst erfahren haben, als das iPhone 4 bereits ausgeliefert wurde. Sollte dem tatsächlich so sein, würde ein Baseband-Update ausreichen, um die Schwachstelle zumindest abzuschwächen und eine gleichbleibende Empfangsqualität zu gewährleisten. Sollte Apple diesen Fehler selbst bereits auf dem Schirm gehabt haben, verwundert die bisherige Argumentation seitens der PR allerdings ganz gewaltig: Von „sie halten das iPhone falsch“ bis hin zu „die Anzeige ist fehlerhaft“ war alles vertreten – eine deutlichere Aussage hätte von vornherein ein besseres Licht auf Apple geworfen. Einen Rückruf schließt man bei der NYT ebenfalls aus, er wird heute bei der Apple-Pressekonferenz um 19 Uhr deutscher Zeit wohl nicht angekündigt.

Last but not least melden sich auch die Analysten zu Wort: Ashok Kumar von Rodman&Renshaw stellt Vermutungen an, worum es bei der heutigen Pressekonferenz gehen wird: Laut Zulieferern wird es eine Hardwarelösung für die Antennenprobleme geben. So sollen die Antennen zukünftig mit einem Kunststoffüberzug versehen werden. Apple will die Produktion komplett umstellen, dies könnte auch die aktuell langen Lieferzeiten für das iPhone 4 erklären: In Deutschland muss man derzeit mindestens neun Wochen warten, in den USA drei Wochen statt bisher rund einer.

Anandtech hat das gestrige Softwareupdate iOS 4.0.1 bzw. die iOS 4.1 Beta genauer unter die Lupe genommen: Die Balkenanzeige soll demnach nun tatsächlich graduell verlaufen, dies löst dennoch nicht das generelle Problem der verlorenen Empfangsstärke bei Berühren des linken Gehäuserandes.


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