Test: Mac mini Unibody 2,4GHz
rj, den 17. Juni 2010Einen Tag nach Verkaufsstart konnten wir den runderneuerten Unibody-Mac mini testen – der doch recht hochpreisige Kleinmac glänzt mit hoher Wohnzimmerkompatibilität und guter Integrationsmöglichkeit ins Multimedia-Center. Kurzfazit vorweg: wer das passende Anwendungsszenario für den neuen Mac mini hat, wird mit einem soliden Gerät bedient. Nur: wie sieht dieses Szenario aus?
Erste Eindrücke
Unseren Mac mini stellte freundlicherweise die Bochumer Filiale des mStore zur Verfügung – bereits beim Unboxing des Unibody-Mac mini wurde die gewohnt solide und transportsichere Verpackung gewürdigt. Im Folgenden geht es hauptsächlich um die inneren Werte – auch wenn (erwartungsgemäß) das gelungene, schlichte Design des kleinsten Desktop-Macs begeistert. Das deutlich verkleinerte Netzteil ist im Rechner selber untergebracht, wodurch die Stromzuführung „wohnzimmerkompatibler“ wird – andere sprechen hier auch vom verbesserten „Woman Acceptance Factor“. Kurz gesagt: das Gerät ist auch verkabelt ein Schmuckstück.
Leichtere Wartungsmöglichkeiten sind durch die einfach abnehmbare Bodenplatte gegeben. Das Entstauben des Lüfters kann so schnell und nebenbei geschehen, der RAM-Wechsel ist vereinfacht, Festplattentausch ist etwas komplizierter, aber mit Hilfe zweier Minischraubenzieher ebenfalls vom Heim-Hardwareschrauber durchführbar, iFixit konnten das im Teardown bereits nachvollziehen. Notwendig scheint so ein Tausch nicht, dazu später mehr.
Anschlüsse
HDMI und Mini Display Port liefern Grafikoutput, SD-Kartenleser und FireWire 800 binden externe Datenträger ein, hinzu kommen vier USB-Ports, die selbstredend die notwendige Output-Leistung bringen, um ein iPad zu laden. Gigabit-Ethernet ist selbstverständlich. Audio-Ein- und Ausgänge sind kombiniert optisch und digital ausgeführt, für die optische Ein- und Ausgabe braucht man einen Toslink-Adapter.
Das 8xSuperDrive vorn liest und schreibt CDs und DVDs der üblichen Formate – DVD±R, DVD±RW und Double Layer DVD±R. Unsichtbar an der Front ist der IR-Empfänger.
Inbetriebnahme
Der erste Abstrich in Sachen Wohnzimmerkompatibilität: der Powerbutton an der rechten hinteren Ecke des Mac mini ist für den Einsatz als Multimediarechner im Wohnzimmer nicht ganz optimal. Verkabelung hinten, Slot des optischen Laufwerks vorn dürfte die logischste „Aufstellvariante“ im Home-Entertainment sein, und damit ist der Einschaltknopf schlecht erreichbar.
Der erste Start geht dann wie gewohnt vor sich – Sprachauswahl, der unvermeidliche Willkommenstrailer, Einstellungen zu Region, Tastatur, Datenübertragung und WLAN, dann wird ein User angelegt und zu guter Letzt die Zeitzone eingestellt. Für die folgende Softwareaktualisierung sollte man besser eine schnelle drahtlose Verbindung oder gleich das LAN-Kabel angeschlossen haben, denn auch der eben erschienene Mac mini muss erst einmal auf Mac OS 10.6.4 gebracht werden.
In Sachen iTunes war der Rechner anschließend leicht verwirrt, denn iTunes selbst meldet ein verfügbares Update, die Softwareaktualisierung wiederum findet keines. Was vermutlich am Launch von iTunes 9.2 gestern lag – heute meldete die Softwareaktualisierung anstandslos die iTunes 9.2-Verfügbarkeit und spielte das Update ein.
Benchmarks
Bevor weitere Software und tendenziell systembremsende Apps eingespielt wurden, machten wir die Benchmarks. Xbench lieferte ein Gesamterghebnis von 198.99 Punkten, die CPU alleine auf 169.57. Zum Vergleich: der 2009 getestete iMac 3,06GHz Core 2 Duo mit 4GB RAM kam auf 176 Punkte, das kleine 2,26 GHz Unibody MacBook deren 114. Das aktuelle MacBook Pro mit i5-Intelprozessor schlägt den kleinen Desktop-Mac erwartungsgemäß deutlich mit 285 Punkten.
Cinebench kommt auf 1.30 Punkte, ein einzelner Prozessorkern der Core 2 Duo-CPU auf 0.71.
Zahlen sind das eine, was das Gerät unter Last veranstaltet, ist das andere. Bringt man die Prozessorauslastung auf die 100%, spielt der Mac Mini die Apple-Stärken aus. Auch bei Dauerlast bleibt der Rechner leise. Das Gehäuse bleibt handwarm, der Lüfter erzeugt ein dezentes Rauschen, das hörbar ist, wenn man mit dem Ohr nah ans Gerät geht. Keine nervigen Heulfrequenzen hochdrehender Lüfter, stattdessen ein leises Kühlgeräusch, welches im Umgebungsgeräusch beim Filmgucken komplett untergeht. Auch von der Platte ist praktisch nichts zu hören – der Tausch gegen eine SSD ist auch für den gezielten Wohnzimmereinsatz überflüssig.
Praxiseinsatz
Wir hielten uns an den Multimedia/Wohnzimmereinsatz und hängten den Mac mini per HDMI-Ausgang ans Fernsehgerät. Korrekt erkannte Auflösung, gutes Bild: der kleine Mac ist für den TV-Einsatz durchaus prädestiniert. Spielt man Filme in 1080p-HD ab, laufen diese klaglos – nur sollte man neben dem Bildsignal auch den Ton an eine externe Quelle weitergeben. Der interne Lautsprecher des Mac mini ist gelinde gesagt ein Witz – tauglich für Systemmitteilungen, aber definitiv nicht für Film- oder Audiounterhaltung.
Nutzt man die Option zum Anschluss mehrerer Bildschirme, muss zunächst die Option zum Spiegeln der Bildinhalte in den Monitoreinstellungen deaktiviert werden, damit man einen echten Desktop über zwei Bildschirme bekommt. TV/Video und parallele Arbeitsplattform funktionieren im Vollbildmodus ebenso, der eingesetzte VLC-Player will in diesem Anwendungsfall noch eine deaktivierte „Bildschirme schwärzen“-Option, damit der Arbeitsmonitor auch bei Vollbildausgabe auf dem HDMI-TV benutzbar bleibt. Im Zwei-Monitor-Betrieb muss einer der Monitore selbstredend via Adapter an den HDMI-Anschluss, der andere an den Minidisplayport angeschlossen werden.
Im Anwendungsfall mit 1080p und geöffnetem Safari bringt man nun aber auch die Grafik an ihre Grenzen – schon bei wenigen geöffneten Seiten beginnt die Videoausgabe neben dem Surfen zu ruckeln. Niedriger aufgelöste Videoinhalte laufen indes auch beim Safari-Einsatz nebenher flüssig durch.
Fazit
Der neue Mac mini ist ein kleines Kraftpaket, das nicht nur wegen des geschrumpften Formats als Apple TV-Ersatz durchgeht. Auch sonst springt einen der Einsatz als Multimedia-Wohnzimmerrechner in vielen Beziehungen an. Die gängigen Einsatzmöglichkeiten bewältigt der Mini klaglos, auch im Gamingbereich macht der Performance-Zugewinn den Mini zur Option. Steam für Mac schafft hier weitere Attraktivität, auch hier stellt sich aber die Frage, ob man mit dem dann notwendigen Peripheriegerät – optimalerweise eben Bildschirm statt TV – den Stylefaktor fürs Wohnzimmer nicht wieder nachhaltig zerstört.
Als Arbeitsrechner macht der Mac mini ebenfalls eine gute Figur, nur werden sich hier viele potentielle Käufer die Frage stellen, ob man für 200 Euro mehr nicht gleich die mobile Option Macbook wählen sollte. Bei dieser fallen auch keine unvermeidlichen Zusatzkosten für Peripherie an – der Mac mini kommt „nur“ mit HDMI/DVI-Adapter im Lieferumfang.
Die vier von fünf Macs gelten insofern nur für die Interessenten, die ihre ganz konkreten Gründe für den Kauf genau eines Mac minis haben. Der Mini positioniert sich mit viel Stil zwischen allen Stühlen. Die preisliche Nähe zum Macbook werden einige potentielle Käufer zum Schwanken bringen, und als dezenter bzw. schöner Heimserver ist der Mini zwar verbrauchs- und lautstärketechnisch zwar gut geeignet, aber schlicht und ergreifend auch recht teuer – ab 809 Euro ist man mit der Standardvariante dabei, die Serverversion ist ab 1.149 Euro zu haben.