FaceTime: iPhone 4-Videotelefonie läuft auf iChat-Basis

N.A., den 9. Juni 2010

FaceTime, das „One more thing“ der vergangenen Keynote basiert auf der Technologie von iChat AV. FaceTime wird Videotelefonate via WiFi auf dem iPhone 4 möglich machen – und in Zukunft sicher auch auf anderen Smartphones. Was aber macht FaceTime besser als Skype?

Um den Videochat realisieren zu können, wird NAT (Network Address Translation) genutzt, ein Protokoll, welches die Übergabe zwischen privaten und öffentlichen IP-Adresse im Internet regelt. Zwar ist bislang ein WLAN-Netzwerk für beide Teilnehmer erforderlich, dies könnte sich aber durchaus in naher Zukunft ändern, wenn die Bandbreiten in den Mobilfunknetzen dafür ausreichen, entsprechende Gespräche führt Apple ja bereits mit den Anbietern. Es gibt zwar bereits Geräte, die auch Videotelefonie via UMTS ermöglichen, aber dieses ist kostenpflichtig. Inwiefern sich beispielsweise die Telekom in den Weg stellen wird, wenn FaceTime auch über UMTS angeboten wird, ist fraglich. Schließlich möchte die Telekom bislang auch Skype über das 3G-Netz unterbinden bzw. zusätzliche Gebühren verlangen. In Amerika wäre das größte Problem wahrscheinlich die relativ schlechte Netzabdeckung und -qualität von AT&T.

Was aber hebt FaceTime von den bereits vorhandenen Lösungen wie Skype ab? Sowohl auf dem Desktop als auch auf dem iPhone kann man bereits Videogespräche über Skype führen, es ist UMTS-fähig, und mit der in Kürze kommenden Multitaskingfunktion im iOS 4 lässt es sich im Hintergrund betreiben. FaceTime hat gegenüber Skype einen entscheidenden Vorteil: Es ist im System voll integriert, kann von beiden vorhandenen Kameras Gebrauch machen und ist ohne Anmeldung direkt nutzbar. Außerdem wird auf offene Standards gesetzt, während Skype ist ein geschlossener Dienst ist, das zugrunde liegende Protokoll ist proprietär. So kann Skype nur in begrenztem Umfang von anderen Herstellern genutzt werden. Apple wünscht sich ausdrücklich eine weite Verbreitung von FaceTime und macht es so auch potentiellen Konkurrenzen zugänglich. Apple setzt zudem eine Vielzahl von (weitestgehend) offenen Protokollen ein:

  • H.264 und AAC: Video bzw. Audio-Codec
  • SIP (Session Initiation Protocol): Das offene Internet Engineering Task Force (IETF)-Protokoll für Voice over IP (VoIP), welches auch iChat nutzt
  • STUN (Session Traversal Utilities for NAT): Ein IETF-Standard, um viele verschiedene NAT-Varianten zu unterstützen
  • TURN (Traversal Using Relay NAT): Ein IETF-Standard, der es einem Client ermöglicht, hinter einem NAT als Server zu fungieren
  • ICE (Interactive Connectivity Establishment): Ein IETF-Standard, welcher hilft, Verbindungen hinter einer NAT-Firewall herzustellen
  • RTP (Real-time Transport Protocol): Ein IETF-Standard, um Mediastreams via VoIP zu liefern
  • SRTP (Secure RTP): Ein IETF-Standard zur Verschlüsselung und Authentifizierung von Nachrichten und Datenverbindungen

Die Nutzungsmöglichkeiten für FaceTime sind vielseitig, vor allem wenn die Technik soweit sein sollte, dass auch Videogespräche zwischen Desktop- und mobilen Geräten ermöglicht werden. So könnte es in Zukunft möglich sein, FaceTime auf dem iPhone 4 zusammen mit iChat auf dem Mac oder einem anderen, nicht von Apple hergestellten Smartphone zu nutzen. Eine weitere Option ist auch die kommende vierte Generation des iPod touch: Eine integrierte Kamera im iPod touch, der im Herbst veröffentlicht werden könnte, ist relativ wahrscheinlich. Auch für die Hacker-Gemeinde ist FaceTime sicher ein Thema: Eine FaceTime-Integration wäre auch für Nutzer von iPhone 3GS und iPhone 3G sicher nicht uninteressant, via Jailbreak ließe sich diese mit einiger Wahrscheinlichkeit auch umsetzen.

[Via AppleInsider]


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