Nach „Mein Kampf“ jetzt eine Mussolini-Biografie im App Store
Redaktion Macnotes, den 1. Februar 2010Nach Hitler hat es nun auch Mussolini in den App Store geschafft. Besonders bedenklich ist allerdings, das iMussolini in Italien Platz 1 der Verkaufscharts erobert hat. Etwa 6.500 Mal sollen die Italiener sich die App bereits gekauft haben.
Bis gestern lag der Verkaufspreis von iMussolini bei 79 Cent, nun kostet die multimediale Biografie 1,59€. iMussolini wurde pikanterweise ab 4 Jahren freigegeben; an dem Diktator und seinen originalen Reden scheint man beim Zulassungsprozess nichts „anstößiges“ zu sehen.
Anders sieht das die amerikanische Vereinigung der Holocaust-Überlebenden. Deren Vorsitzender Elan Steinberg unterstrich, dass „die App das Andenken aller Opfer des Faschismus beleidige.“ Dabei geht es nicht um Geschichtsverschleierung, man prangert vor allem an, dass hier Kommerz gemacht wird. Einem Verkaufsverbot unterliegen die Mussolini-Biografien im Übrigen nicht. Bereits bei der Veröffentlichung der spanischen Ausgabe von “Mein Kampf” waren die Wogen hochgekocht. Letztendlich nahm Apple die App wieder aus dem Store.
Bei der jetzigen Freigabe könnten auch die Änderungen im App Store zu Beginn des Jahres mit gespielt haben. Seit rund drei Wochen berichten Entwickler, dass ihre Apps teilweise in wenigen Stunden den Zulassungsprozess schaffen. Falls Apple dabei automatisiert auf nicht zugelassenen APIs scannt, könnten bedenkliche Inhalte einfacher durchrutschen.
Auf der anderen Seite muss man Apple zugute halten, dass diese App durchgewunken wurde – schließlich verstößt sie gegen keinerlei Gesetze oder geltendes Recht und serviert vor allem Tondokumente und Videos. Mit der Alterskennzeichnung und mit generellen Ablehnungen hat sich Apple oft genug in die Nesseln gesetzt. Dass zum Beispiel immer noch App von Nachrichtensendern mit hohen Alterseinstufungen aufgrund von Gewalt und sexuellen Anzüglichkeiten versehen werden, ist ein Unding.
Apples Zulassungsprozess ist noch immer sehr undurchsichtig. Die Entscheidungen sind vielmehr mit der Pflege des Saubermannimages zu begründen und haben oft weder Grund noch Boden. Apple nimmt sich hier heraus, Exekutive, Legislative und Judikative zugleich zu sein.
In Italien zumindest wird die Veröffentlichung noch kontroverser diskutiert, wie seiner Zeit in Deutschland die Mein-Kampf-App. Die Vereinigung junger italienischer Kommunisten hat sich eingeschaltet und die App einen Lobgesang auf den Faschismus genannt. Alessandra Mussolini, Enkeltochter des Duce, verteidigte jedoch die Veröffentlichung: Ob man die Reden nun mag oder nicht, sei nicht die Frage – sie seien Teil der Geschichte und dürften nicht der Zensur unterliegen.
Bei dem großen Medienrummel wird sicher noch etwas folgen.