Phil Schiller erklärt die Entfernung von „sexuellen Inhalten“ aus dem App Store

kg, den 23. Februar 2010
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Beschwerden von Frauen und besorgten Eltern sollen der Grund für die Löschung unzähliger Apps mit anzüglichen Inhalten aus dem App Store gewesen sein. Phil Schiller, Marketingchef von Apple, hat sich in einem Interview dazu geäußert und klargestellt, dass sich die Beschwerden in den letzten Wochen stark gehäuft haben.

Eine kleine Anzahl Entwickler soll in den letzten Wochen „eine steigende Anzahl an Apps mit sehr zweifelhaften Inhalten“ veröffentlicht haben, so Schiller. „Es kam zu dem Punkt an dem wir Kundenbeschwerden von Frauen erhielten, die der Ansicht waren, dass die Inhalte zu herablassend und verwerflich wären außerdem von Eltern, die darüber empört waren, was ihre Kinder zu sehen bekommen.“

Seit Ende letzter Woche beschäftigt man sich beim App Store damit, anstößige Apps aus dem Store zu verbannen, und das obwohl es spezielle Jugendschutzeinstellungen gibt, die dafür sorgen sollen, dass Kinder und Jugendliche keinen Zugriff auf solcherlei Apps haben. Außerdem war man alles andere als durchschaubar bei der Frage, welche Apps weichen müssen und welche nicht. So wurde unter anderem auch die App eines Bademoden-Händlers ähnlich wie viele andere Apps mit halbnackten Frauen entfernt, während Playboy und die Badeanzug-Ausgabe der Sports Illustrated nach wie vor im Store zu finden sind – und das nicht gerade unprominent auf den Startseiten der Rubriken. Das Argument für Schiller dafür: „Der Unterschied liegt darin, dass es sich dabei um eine bereits bekannte Firma mit bereits veröffentlichten Inhalten handelt, das in einem akzeptierten Format weitreichend zugänglich ist.“ Damit redet man sich bei Apple aus einem Teil der Vorwürfe vieler App Store-Nutzer: Man berücksichtige Ursprung und Absicht einer App, wenn sie für den App Store zugelassen wird.

Warum genau unter Berücksichtigung dieser Fakten z. B. Burlesque-Kunst-Apps aus dem Store entfernt werden, bleibt dabei im Dunkeln, genauso wie die Antwort auf die Frage, warum aktuell wieder zahlreiche Nippel-Apps den Weg in den App Store finden.

Schiller begründet die geschehene Löschung der Apps recht profan: „Wir interessieren uns für die Entwickler, aber am Ende müssen wir die Bedürfnisse von Kindern und Eltern an die erste Stelle setzen.“ Eine Vermutung: Man will sich im prüden Amerika davor schützen, dass Eltern gerichtlich gegen Apple vorgehen, um ihre Kinder vor bösen Inhalten zu schützen.

Der grundlegende Fehler besteht aktuell in Apples Rating-System: Es ist undurchsichtig und mitunter inkonsequent umgesetzt. Selbst wenn man die Kindersicherungen entsprechend vorkonfiguriert, sieht man 17+-Ergebnisse bei der App Store-Suche. Harmlose Apps wie Wörterbücher aber werden teils mit 12+-Rating zugelassen und damit ausgeblendet – während Softporno und Nackenbeißer problemlos in der Buch-Rubrik zu finden sind.

Eine mögliche Lösung wäre die Schaffung einer speziellen Kategorie, die nur Volljährige erreichen dürfen und die für die normale Store-Suche geblockt wird. Damit könnte man beide Seiten zufrieden machen: Die Eltern hätten die Gewissheit, dass ihre Sprösslinge sicher durch den App Store browsen, während die Erwachsenen nach wie vor Zugriff auf solche Inhalte hätten.

Es ist jedenfalls jetzt was faul, wenn man bei der Suche nach Büchern auf anzügliche Inhalte stößt, während nützliche Apps wie E-Book-Reader, die es potentiell möglich machen könnten, Porno-Inhalte oder böse Schimpfwörter auszuliefern, mit hohen Ratings belegt werden. Sicher liegt es als Betreiber in der Hand von Apple, welche Inhalte in ihrem Store zu finden sind, was fehlt sind aber klare Richtlinien, nach denen über das Dasein von Apps entschieden wird.

[via New York Times]


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