App Store-Zulassungen: Jugendgefährdende Lebensmittelzusätze auf Wikipedia ab 17

rj, den 21. Juli 2009
App Store - Abbildung
App Store, Bild: Apple

Die „Ab 17“-Policy Apples bezüglich webbasierter Apps sorgt weiter für Aufregung. Mehr und mehr Entwickler klagen über Wartezeiten, unverständliche Alterseinstufungen, verbuggte Submission-Interfaces und die nicht gerade überzeugenden Reaktionen Apples. Wie es kommt, dass Infos zu Lebensmittelzusätzen auf Wikipedia altersgerecht klassifiziert werden müssen und wie mühsam das App-Upgraden angesichts der Apple-Reaktionszeiten vor sich geht, erzählten uns die Entwickler von iHanWel.

Dass für Adult-Apps beispielsweise keine Promocodes verteilt werden können, ist ein Teilproblem: mit „Adult“ muss eine App nicht viel zu tun haben, um gesondert behandelt zu werden. Der „ungefilterte“ Netzzugang reicht bekanntlich aus, um eine „Ab 17“-Einstufung zu kriegen.

Es geht aber noch eingeschränkter: Den „unfiltered access to wikipedia“ beanstandete Apple an der Applikation iENo – Lebensmittelzusatzstoffe. Entwickler Hanno Welsch schilderte uns kurz die Vorgeschichte:

 

„iEno ist eine sehr schlichte App, die alle in der EU zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffe auflistet und einen Link zum jeweils passenden Wikipedia-Eintrag zeigt (und diesen auf Userwunsch auch gleich öffnet). Haben wir so seit letzten November im App Store und auch schon 10 Updates gemacht.“
Hanno Welsch

iENo abgewiesen

Das aktuellste Update wurde unter Verweis auf die unpassende Freigabe zurückgewiesen. Skurril, wenn man bedenkt, dass die aktuelle Version im App Store dieselbe Wikipedia-Anbindung aufweist und mit 4+ freigegeben ist. Die Frage, wie das jetzige Update klassifiziert werden solle, blieb Apple bislang schuldig – Welsch fragte direkt nach einem generellen „…“Frequent/Intense“ because the user could navigate via wikipedia to sex or violence content? Is Safari also rated in that matter?“

Eine Antwort blieb aus, ebenso die Freischaltung der ebenfalls neu versionierten Erinnerungsapp iDay Deluxe. Ein Push-Modul sowie ein Update wurde eingereicht mit der Bitte um gleichzeitige Freischaltung, freigegeben wurde nur das Update. Die Folge: Programmcrash, wenn auf das noch nicht vorhandene Pushmodul zugegriffen werden soll.

iHanWel sind nicht die einzigen, bei denen trotz aller Begeisterung ob der innovativen Plattform aktuell Ärger vorherrscht. Marco Aments kippte vergangenen Freitag seinen aufgestauten Frust in einem vielbeachteten Blogpost ab. Auch hier die Klage über die irrationale Freigabepolitik, eine verbuggte App Store-Schnittstelle zur App-Submission, lange Wartezeiten für Prüfung und Freigabe, und trotz all dieser Probleme ein Kommunikationsverhalten Apples, das an eine Backsteinmauer erinnere.

Neu ist das alles nicht, und vieles hat man schon mal gelesen. Nach wie vor sind die Entwickler von ihrer Plattform überzeugt, schob Kritiker Aments eine Erklärung nach, in der er klarstellte, hinter dem App Store zu stehen und die Probleme durchaus nachvollziehen zu können, die Apple aktuell stemmen muss. Die unzähligen Apps verwaltet man nicht nebenbei, und das geplante neue Apple-Rechenzentrum wird auch nicht nur der regionalen Wirtschaftsförderung dienen, sondern aktuelle und kommende Engpässe beheben.

Struktur überkommen

Doch bei allem Verständnis für große und gewachsene Strukturen, die nur mühsam und langsam bewegt werden können, wird zumindest die Kommunikationspolitik Apples zunehmend fragwürdiger. Zu den üblichen Verzögerungen kamen nun noch Unklarheiten bei der Altersfreigabe hinzu, weiter die Push-Funktionen, die zusätzliche Abhängigkeiten zu Apple-Infrastruktur schaffen. Vor allem im zweiteren Fall liegt es in Apples eigenem Interesse, dass Apps funktionieren – dementsprechend sollten Updates und ihre Freigaben auch mit den Entwicklern abgestimmt sein. Die Konkurrenz schläft nicht, so wegweisend der App Store und die iPhone-Plattform auch nach wie vor dastehen. Und zu guter Letzt verliert das Argument, dass offene Strukturen chaotischer und kommerziell uninteressant sind angesichts der aktuellen und chronischen Probleme in der weitgehend geschlossenen App-Store-Infrastruktur möglicherweise einiges an Gewicht.


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