Test: Gameloft mit Altair’s Chronicles am iPhone auf dem Weg zur Kür
Alexander Trust, den 29. April 2009Vor einigen Tagen wurde im App Store Assassin’s Creed Altair’s Chronicles ein besonders interessanter Titel von Gameloft zum Kauf angeboten. Der Mobile-Publisher hat mittlerweile Erfahrung in der Umsetzung von Titeln für das iPhone und mit Brothers in Arms bereits einen Versuch in Richtung Franchise-Portierung unternommen. Mit Assassin’s Creed folgte nun eine Umsetzung von Ubisofts Titel, der sich maßgeblich an der Variante für das Nintendo DS orientiert, nur eben mehr als 1/3 günstiger auf Apples mobiler Plattform zu haben ist.
Hour of Heroes, das Franchise von Brothers in Arms, ist allerdings von den Spielern nicht allzu gut angenommen worden. Die Steuerung war teilweise zu kompliziert und umfangreich. Zum Glück geht Assassin’s Creed einen anderen Weg, einen, der sich im Action-Titel Hero of Sparta bewährt hat. Alle drei Spiele ordnen die Steuerungselemente ähnlich an. Doch nur in Hero of Sparta und eben Assassin’s Creed steuern wir unsere Spielfigur ausschließlich über den virtuellen Joystick auf der linken Bildschirmhälfte. Auf der rechten Hälfte des Touchscreens finden sich am unteren und rechten Rand Aktionstasten. Leichte und schwere Schwerthiebe oder das Abwehren von solchen lassen sich über drei Symbole am unteren rechten Rand erledigen.
Variable Alternativen
Am rechten Rand finden sich zeitweise verschiedene Symbole. Wenn Altair, der Protagonist des Spiels, die Möglichkeit hat, Vasen zu zertreten oder Holzbalken einzustampfen, wird uns dies am rechten Bildschirmrand signalisiert. Es erscheint ein symbolhafter Button, der vorher noch nicht zu sehen war. Ähnliches gilt für das Umhertragen von Kisten. Manchmal benötigen wir diese, um an höher gelegene Orte heran zu kommen. Manchmal dürfen wir sie aber auch aus luftiger Höhe auf Gegner fallen lassen. Ebenfalls angezeigt werden uns Spezialaktionen wie das Meucheln oder die Möglichkeit zum Einsatz eines Enterhakens. Letzteren kann man nicht nur zu Fortbewegungszwecken einsetzen.
Ausrauben und Überreden
Darüber hinaus gibt es noch Buttons, die nur erscheinen, wenn wir in der Nähe von Personen stehen und unser Auftrag es erfordert sie zu bestehlen oder eine wichtige Information aus ihnen heraus zu pressen. In dem Fall ist das Fahren über den Button der Startschuss für zwei auflockernde Minispielchen. Wenn wir jemanden Ausrauben müssen, um zum Beispiel an ein wichtiges Dokument oder einen Schlüssel zu gelangen, dann kommt es auf einen ruhigen Finger an. In die Minispiele werden wir übrigens beim ersten Mal auch eingeführt. Zunächst wischen wir das Blickfeld frei um dann das Objekt der Begierde an anderen, zum Teil sich bewegenden Objekten vorbei Richtung Taschenausgang zu bugsieren. Das andere Minispiel ist ein Reaktionsspiel, bei dem wir zur richtigen Zeit auf die Stellen am Körper des Gegners tippen müssen, um ihn gefügig zu machen.
Auf Aladdins Spuren
Im Gegensatz zu Hero of Sparta (kurz HoS) sind die Bewegungsmöglichkeiten der Hauptfigur weitaus umfangreicher. Wir können an Häuserwänden hochlaufen, müssen über Balken balancieren, und über Hindernisse oder Schluchten springen. Die meiste Zeit über funktioniert das ziemlich gut. Allerdings ist besonders bei den filigranen Wanderungen über die Balken der virtuelle Joystick nicht immer unser bester Freund. Das ist aber eher als Fehler im Detail zu bezeichnen, denn ansonsten machen die Bewegungen mit Altair ziemlich Laune. Und Kletterpartien über mittelalterliche, arabische Bauten gehören in diesem Spiel zum guten Ton. Im zweiten Level beispielsweise müssen wir unter Beweis stellen, dass wir würdig sind, mit unserem nächsten Informanten zusammen zu arbeiten. Dazu müssen wir ungesehen bis zur Zielperson gelangen. Dies gelingt uns aber nur, wenn wir nicht den direkten Weg durch die Straßen der Stadt wählen.
Typischer Action-Plattformer
Der Titel von Gameloft und Ubisoft ist ein typischer Action-Plattformer. Dementsprechend ist der Verlauf der Handlung relativ linear und vorherbestimmt. Von einem Action-Adventure kann man nicht ganz sprechen, doch die Inszenierung mit Zwischensequenzen und teilweiser Sprachausgabe kann sich sehen lassen. Vielmehr: Sie sucht auf dem iPhone bislang ihresgleichen. In der deutschen Fassung haben wir zwar deutschsprachige Untertitel, doch die Sprachausgabe funktioniert bislang nur in Englisch. Ob mittelfristig auch eine deutsche Synchronisation ins Haus steht konnten wir leider noch nicht in Erfahrung bringen.
iPhone an seinen Grenzen?
Für das Feuerwerk auf der einen Seite, zahlt man entsprechend einen Preis. Auf der anderen Seite musste man offenbar bei den Umgebungsgeräuschen ein wenig sparen. Die kommt natürlich vom Band, doch dieses wiederholt sich manchmal unwillkürlich oft. Die Applemacher sollten darüber nachdenken, dem Gerät mehr „Arbeitsspeicher“ zur Verfügung zu stellen, um solchen Dingen keinen Vorschub zu leisten. Das tut dem Spiel aber in der Summe keinen Abbruch. Man merkt allerdings auch im Spiel, dass zumindest das iPhone hin und wieder an seine Belastungsgrenzen gebracht wird. Dann nämlich, wenn Altair über den Dächern schwebt und unter ihm zu viele arabische Kaufleute und Bewohnerinnen der Städte umher laufen. Diese Situationen gibt es selten und nur wenn man genau hinschaut, wird man mitbekommen, dass die „Framerate“ ein wenig in die Knie geht. Nutzer des iPod touch 2G dürften wegen des leicht höher getakteten Prozessors noch viel weniger davon spüren oder sogar gar nichts.
Fazit
Ich war und bin Fan von HoS und ich habe Altair schon auf den Nextgen-Konsolen gerne auf seinen Reisen begleitet. Sein Auftritt auf dem iPhone hat bei mir zweierlei bewirkt: Zum einen musste ich die Bewertung von HoS nachträglich ein wenig nach unten korrigieren. Zum anderen ist Altair’s Chronicles mein neuer Referenztitel in dem Genre auf dieser Plattform. Liebhaber des Genres und von Action-Spielen allgemein werden die derzeit 7,99 Euro gerne ausgeben, auch weil sie wissen, dass der Titel auf Nintendos DS gut das Dreifache kostet. Wegen der kleinen Unwegbarkeiten gibt es allerdings nicht die volle Punktzahl von mir.
Man kann Altair’s Chronicles übrigens in drei Schwierigkeitsstufen meistern und wird trotzdem das Gefühl nicht los, dass wie bei einem guten Buch oder einem Film das Ende leider viel zu schnell kam und man gerne noch viel länger damit zugebracht hätte. Der Wiederspielwert ist, muss man ehrlicherweise hinzufügen, relativ gering. Außer eben für Leute, die auch ein gutes Buch noch ein zweites oder drittes Mal lesen würden; Altair’s Chronicles ist ein sehr gutes.